Steffen Lange, Country Leader Salesforce Austria, schildert im Gespräch mit der COMPUTERWELT, was wir aus dem Jahr 2021 für die Zukunft mitnehmen können, erklärt, wie sich die Corona-Krise und New Work auf uns auswirken und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das heurige Jahr. [...]
Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2021 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
In vielen österreichischen Unternehmen galt die Digitalisierung lange Zeit eher als ein abstraktes Konzept für die Zukunft. Durch die Pandemie ging es dann aber plötzlich recht schnell, viele Unternehmen sahen sich gezwungen, rasch zu handeln – oftmals um zu überleben. Damit ist bereits ein großer Schritt in Richtung digitale Zukunft gelungen. Trotzdem hat Österreich hier noch Aufholbedarf. Denn Digitalisierung bedeutet weit mehr als das bloße Aufsetzen von Videocalls.
Die Pandemie hat allerdings auch eine gravierende digitale Kluft aufgedeckt, insbesondere, was den Zugang zu Technologie und Qualifikationslücken betrifft. Die Bereitstellung von Weiterbildungs- und Umschulungsmöglichkeiten muss für Unternehmen nun höchste Priorität haben, denn eine Kultur der kontinuierlichen Entwicklung ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und den Wirtschaftsstandort Österreich.
Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach heuer auf die IT-Branche, auf Unternehmen bzw. auf unsere Gesellschaft auswirken?
Unternehmen müssen die Prozesse, auf die sie sich früher verlassen haben, für die digitale Welt neu erfinden - diese Erkenntnis nehmen wir mit ins kommende Jahr. Kundenbedürfnisse verstehen und bedienen zu können sowie die notwendige Agilität, um schnell auf veränderte Umstände zu reagieren, sind heute kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein Muss, wie die Pandemie deutlich gezeigt hat. Der Schlüsselfaktor dabei, die Flexibilität, wird aber auch zunehmend von Arbeitnehmern und Arbeitgebern erwartet.
Wir bei Salesforce werden um Rat gefragt, wie Unternehmen transformiert werden können – nicht nur aufgrund unserer Technologie, sondern auch aufgrund unserer Unternehmenskultur und -werte. Wir sind der Trusted Digital Advisor für alle Branchen in Österreich: Unser Kundenportfolio reicht dabei von den Big Companies über die breite Palette an KMUs bis zu Startups, die mit uns ihr Business starten und – der Skalierbarkeit unserer Lösungen sei Dank – mit uns wachsen können.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2021?
2021 war ein ganz besonderes Jahr für die österreichische Salesforce-Niederlassung. Wir sind personell als auch auf Kunden- und Partnerseite stark gewachsen. Wir haben in Österreich unser erstes Büro – wenn auch Pandemie-bedingt zunächst einmal virtuell – eröffnet und stellen seitdem kontinuierlich neue Mitarbeiter ein. Der Enthusiasmus und die Begeisterung bei jedem einzelnen, eine #AustrianTrailblazer Community aufzubauen und Österreich insgesamt digitaler zu machen, freut mich dabei besonders. Das ist einmalig und hängt auch direkt mit unserer Unternehmenskultur zusammen!
Unserem Kunden Hartlauer und Salesforce-Gold-Partner Emakina ist heuer ein besonderer Coup gelungen. Sie wurden mit dem globalen Salesforce Partner Innovation Award für Retail ausgezeichnet – bei mehr als 150.000 Kunden weltweit eine bemerkenswerte Leistung und ein erstklassiges Beispiel für Austrian Trailblazer. Ich bin jedes Mal stolz, wenn unsere Kunden bei physischen oder digitalen Events zusammenkommen und über ihre erfolgreichen Projekte sprechen. Diese Kundenzufriedenheit und -begeisterung, die ich bei Salesforce erlebe, ist sicherlich einmalig in der Technologiebranche.
Persönlich habe ich den Lockdown auch als Chance begriffen, indem wir als Familie noch enger zusammengerückt sind. Mein Highlight war natürlich die Geburt unseres dritten Kindes – unserer entzückenden Tochter.
Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach heuer auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2021 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Nach meiner Beobachtung hat der Großteil der Unternehmen bereits erkannt, dass neue Technologien Chancen schaffen – für neue Vertriebswege, neue Produkte, Serviceangebote und Geschäftsmodelle oder neue Formen der Kundenkommunikation. Salesforce und unser Ökosystem sind gut positioniert, um Kunden dabei zu unterstützen, näher an ihre Kunden heranzurücken – gerade auch in Zeiten der physischen Distanz.
Unternehmen müssen den Wandel in der Arbeitswelt mit neuen Strukturen und auch Infrastrukturen begleiten. In einer Welt, in der jeder von überall aus arbeitet, ist es wichtiger denn je, ein digitales Headquarter zu haben – das ist die Zukunft des Arbeitsplatzes. Business-Software-Lösungen sind aktuell gefragter denn je – es sind nicht mehr nur Tools, sondern die zentrale Schaltstelle für den Unternehmenserfolg und müssen eine Plattform bieten für Austausch, Vernetzung, Zusammenarbeit und Geschäftsabschlüsse
Die letzten beiden Jahre standen im Zeichen der Pandemie und beschleunigten die Digitalisierung und brachten uns Hybrid-Arbeitsmodelle. Nach der Pandemie gilt es die nächste – größere – Krise zu bewältigen, die Klimakrise. Wie schätzen Sie müssen sich Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit umstellen? Welche konkrete Maßnahmen planen sie/plant Ihr Unternehmen für 2022 und darüber hinaus?
Unternehmen stehen mehr denn je in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen, wenn sie das Vertrauen ihrer Kunden gewinnen und deren Loyalität erreichen wollen. Salesforce geht mit gutem Beispiel voran und ist mittlerweile entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral. Mit unserer Sustainability Cloud können Unternehmen ihren CO2-Ausstoß tracken und Kohlenstoffkompensationen mit Berichten verfolgen, die den ESG-Berichtsstandards und -Rahmenwerken entsprechen.
Ein Herzensprojekt unserer österreichischen Landesorganisation wurde vor kurzem in Niederösterreich realisiert: In Groß Siegharts haben wir in Zusammenarbeit mit der Organisation Wald4Leben und tatkräftig unterstützt von Kunden und Partnern an nur einem Tag 1.050 Bäume gepflanzt. Das hat mich mit Stolz erfüllt!
Bei Salesforce sind wir davon überzeugt, dass Unternehmen die beste Plattform für Veränderung sind. Seit unserer Gründung engagieren wir uns konsequent für gesellschaftliche Themen und gemeinnützige Arbeit, beispielsweise über unser 1:1:1 Modell. Das beinhaltet, dass wir 1 Prozent Kapital und Produkte spenden, aber auch 1 Prozent unserer Arbeitszeit. Das heißt unsere Mitarbeiter erhalten sieben Tage im Jahr bezahlte „VTO-Zeit“ (VTO = Voluntary Time Off, Anmerkung der Redaktion), in der sie sich für gemeinnützige Organisationen engagieren können. Viele unserer Kunden und Partner haben sich dem über Pledge 1 Prozent bereits angeschlossen.
Wie gut ist ihr Unternehmen bzw. wie gut sind österreichische Unternehmen im Allgemeinen für New Work – also verteilte Teams, Home Office, hybride Arbeitsmodelle etc. – aufgestellt?
Unsere Arbeitswelt durchlebt gerade einen beispiellosen Digitalisierungs- und Reorganisierungsschub. Die virtuelle Zusammenarbeit ist für alle Abteilungen und vom Lehrling bis zum CEO Alltag geworden. Für eine reibungslose Zusammenarbeit und um Mitarbeitern von überall aus ein erfolgreiches Arbeiten zu ermöglichen, brauchen Unternehmen moderne Collaboration-Lösungen – aber auch eine transparente, auf Vertrauen basierende Unternehmenskultur. Mit der Salesforce Customer 360 Plattform und Slack können Unternehmen ihre Unternehmenszentrale in die Cloud verlagern und so das Arbeiten im Team flexibler, inklusiver und produktiver gestalten.
Viele Menschen werden auch weiterhin ortsungebunden arbeiten wollen, eine komplette Rückkehr zu alten Arbeitsmodellen ist daher undenkbar geworden. Unternehmen, die vor der Pandemie noch zögerlich waren, haben erlebt, dass hybrides Arbeiten funktioniert, dass sie ihre Mitarbeiter durch die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle und indem sie eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, langfristig motiviert halten können.
Wir bei Salesforce investieren gezielt in das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter und legen großen Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter bei der Gestaltung einer gesunden Work-Life-Balance unterstützen, erhalten nicht nur langfristig deren Arbeitsfähigkeit, Motivation und Kreativität, sie positionieren sich auch gleichzeitig als attraktiver Arbeitgeber. Das ist gerade jetzt, wo viele Mitarbeiter im Home Office arbeiten und sich zu wenig Auszeiten nehmen, besonders wichtig.
Glauben Sie, dass sich die angespannte Situation beim Thema IT-Fachkräftemangel in den kommenden Jahren bessern wird? Was kann man in diesem Bereich tun?
Das Potenzial von Cloud Computing, Software-Engineering und KI zur Ergänzung bestehender Arbeitsplätze und zur Schaffung neuer Aufgaben, Produkte und Dienstleistungen ist enorm. Fähigkeiten wie Programmieren oder App-Development werden in der digitalen Wirtschaft daher genauso wichtig sein wie heute die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können.
Obwohl akademische Einrichtungen den Aufbau von Karrieren in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (MINT) fördern, fehlt es nach wie vor an einem Verständnis dafür, wie zugänglich digitale Karrieren sein können. Salesforce hat deshalb schon vor Jahren die kostenlose Online-Lernplattform Trailhead ins Leben gerufen, um Menschen standortunabhängig die Möglichkeit zu geben, neue Fertigkeiten zu erlernen und sich für die Jobs der Zukunft fit zu machen. Das ist ein wichtiger Schritt, um Bildung zu demokratisieren und Menschen einen gleichberechtigten Weg in die Tech-Branche zu ermöglichen. Erst vor kurzem wurde die neu gestaltete Trailblazer Community vorgestellt, die den Nutzern nicht nur zum Erlernen neuer Fähigkeiten, sondern auch zur Vernetzung und Jobsuche dient.
Vielen Unternehmen mangelt es auch noch an einer echten Lernkultur. Dabei liegt es nicht nur im Interesse der Mitarbeiter, sondern auch der Unternehmen, eine Kultur des kontinuierlichen, lebenslangen Lernens zu schaffen und sich für die Arbeitsplätze der Zukunft zu rüsten.
Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat. Weitere Interviews lesen Sie in den nächsten Wochen auf itwelt.at.
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