„Unternehmen stehen vor der Herausforderung, KI nicht nur als Spielerei zu sehen.“

Wie gelingt digitale Transformation in Österreich? Jörg Steinbauer, Partner bei BearingPoint, verrät im Interview mit IT WELT.at, warum individuelle Lösungen, KI und Nachhaltigkeit entscheidend für den Erfolg moderner Unternehmen sind. [...]

Jörg Steinbauer, Partner bei BearingPoint (c) BearingPoint
Jörg Steinbauer, Partner bei BearingPoint (c) BearingPoint

Die digitale Transformation stellt Unternehmen in Österreich vor immer neue Herausforderungen. Im Zentrum stehen derzeit Themen wie Künstliche Intelligenz, Cloud-Infrastrukturen und die Integration von Business und IT. BearingPoint positioniert sich als Partner für smarte Transformationen, der nicht nur berät, sondern maßgeschneiderte Lösungen von der Strategie bis zur Umsetzung bietet. Im Interview gibt Jörg Steinbauer, Partner bei BearingPoint, Einblicke in aktuelle Trends, branchenspezifische Dynamiken und die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Fachkräfteentwicklung in der IT-Beratung.

Wie positioniert sich BearingPoint in Österreich – was macht Sie besonders?

Unsere Stärke liegt in der Verbindung von Business- und Technologieberatung. In Österreich sind wir mit rund 400 Mitarbeitenden aktiv, davon über 300 mit tiefem Technologieverständnis. Wir begleiten Kunden entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Strategieberatung über die Technologieauswahl bis zur Implementierung.

Wir verstehen uns nicht nur als klassische Berater, sondern als Lösungsanbieter. Wir entwickeln individuelle Softwarelösungen für unsere Kunden und betreuen diese auch im Betrieb. Unsere Stärke liegt in der Begleitung des gesamten Transformationsprozesses – von der Problemdefinition bis zur Umsetzung und Weiterentwicklung.

Welche Themen treiben Ihre Kunden aktuell besonders stark?

Die großen Treiber sind digitale Reife, KI, Cloud-Infrastrukturen, Data Governance und Data Management. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, KI nicht nur als Spielerei zu sehen, sondern sinnvoll in Prozesse und Systemlandschaften zu integrieren. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Datenbasis stimmt, um KI sinnvoll einsetzen zu können. Die Integration von Business und IT ist heute kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine Notwendigkeit. Ein weiteres großes Thema ist die Transformation von Legacy-Systemen, die nicht mehr im „Big Bang“, sondern Schritt für Schritt erfolgt.

Wie verändert der Einsatz von KI die Beratungslandschaft?

KI treibt die digitale Transformation voran, aber viele Unternehmen wissen noch nicht genau, wie sie KI wirklich in ihre Geschäftsprozesse integrieren können. Es geht nicht nur darum, einen Chatbot zu implementieren, sondern darum, KI in die Unternehmenssysteme und Prozesse einzubinden. Das erfordert strategische Überlegungen, technologische Expertise und oft auch eine Anpassung der Organisation. Hier begleiten wir unsere Kunden von der ersten Idee bis zur Umsetzung.

In welchen Branchen sehen Sie aktuell die größte Dynamik?

Besonders viel Bewegung gibt es im Bereich der kritischen Infrastrukturen, etwa bei Energieversorgern und im Bahnbereich. Dort ist die Integration von Echtzeitdaten und die intelligente Steuerung von Netzen ein zentrales Thema. Auch die öffentliche Verwaltung und der E-Government-Bereich bieten großes Potenzial für digitale Transformation. Die Herausforderung besteht oft darin, Daten aus verschiedenen Quellen zusammenzuführen und effiziente digitale Services zu schaffen.

Gibt es Unterschiede in der digitalen Reife je nach Branche?

Ja, definitiv. Der öffentliche Sektor und kritische Infrastrukturen sind häufig noch in der Anfangsphase. Telekommunikation und Banken sind reifer, obwohl sie mit schwerfälligen Altsystemen kämpfen. Industrieunternehmen starten meist mit klassischen Projekten wie SAP-Implementierungen. Das Thema Smart Grid z. B. ist bei Übertragungsnetzbetreibern sehr präsent – hier geht es um Echtzeitdaten, intelligente Steuerung und Systemintegration.

BearingPoint versteht sich auch als Softwareentwickler – wie genau?

Wir bauen keine Produkte „von der Stange“, sondern entwickeln maßgeschneiderte Lösungen – etwa für die ÖBB, wo wir ein Abrechnungssystem für Fremdzüge gebaut haben. In Österreich beschäftigen wir etwa 120 Entwickler, ergänzt durch ein großes Nearshore-Team in Rumänien. Unsere Softwarekompetenz ist ein USP innerhalb der BearingPoint-Gruppe.

Was bedeutet für Sie “smarte Transformation?

Es geht nicht mehr um Big Bang-Projekte, sondern um gezielte, ergebnisorientierte Transformation. Wir sprechen von vertikalen End-to-End-Prozessen, die wir schrittweise aus bestehenden Systemen herauslösen und modernisieren – mit Fokus auf Mehrwert, nicht Selbstzweck. Dabei nutzen wir auch moderne Technologien wie Data Streaming und KI, etwa bei Logistikern oder Netzbetreibern.

Wie reagieren Sie auf den Fachkräftemangel?

Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung. Wir setzen auf kontinuierliche Nachwuchsarbeit, etwa durch Praktika, Werkstudentenprogramme und Kooperationen mit Bildungsinstitutionen. Unsere Philosophie ist es, gute Leute unabhängig von aktuellen Projektanforderungen einzustellen und ihnen attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Wir investieren viel in unsere Unternehmenskultur, flexible Arbeitsmodelle und die Weiterbildung unserer Mitarbeiter.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Nachhaltigkeit ist für uns selbstverständlich ein wichtiges Thema, sowohl intern als auch im Kundenauftrag. Wir setzen uns aktiv mit Themen wie Energieeffizienz und Ressourcenmanagement auseinander. BearingPoint ist zudem mit dem B Corp-Zertifikat ausgezeichnet, was unser Engagement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung unterstreicht.

Wo sehen Sie aktuell die spannendsten Felder für die Zukunft?

Neben Energie und öffentlicher Verwaltung ist auch die Industrie zunehmend interessant – etwa bei der Integration individueller Prozesse in SAP-Umgebungen. Aber auch ESG, Security und Datenmanagement gewinnen weiter an Bedeutung. Digitalisierung endet eben nicht bei der Technik – sie betrifft ganze Organisationen.


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