Dietmar Teissl, COO und Vorstandsmitglied von scc EDV-Beratung, schildert im Gespräch mit der COMPUTERWELT, was wir aus dem Jahr 2021 für die Zukunft mitnehmen können, erklärt, wie sich die Corona-Krise und New Work auf uns auswirken und skizziert die wichtigsten IT-Trends für das kommende Jahr. [...]
Welche Lehren lassen sich aus dem Jahr 2021 im Allgemeinen und aus der Corona-Krise im Speziellen für die Zukunft mitnehmen?
Die Corona-Krise bringt weltweit Volkswirtschaften gehörig ins Wanken, hat für markante wirtschaftliche Zäsuren gesorgt, stellt aber vor allem Gesellschaften und Kulturkreise vor existenzielle Prüfungen. Die Digitalisierung kann und wird neue Perspektiven schaffen, die Arbeitswelt verändern und ein zentraler Faktor zur Stabilisierung werden. Dieses Potenzial hat sie auch schon in der Vergangenheit erfolgreich unter Beweis gestellt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei aber unabdingbar auf dem Faktor Mensch: Es ist der Mensch, der diese Digitalisierung erzeugt und beschleunigt, Zäsuren bereinigt, soziologische Brücken – auch mithilfe innovativer Technologien – baut. Der Mensch ist das zentrale Element der Stabilisierung während und nach einer Krise.
Wie wird sich die Corona-Krise Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf die ITBranche, auf Unternehmen bzw. auf unsere Gesellschaft auswirken?
Die Veränderungen, die die Krise mit sich bringt, wird Unternehmen generell fordern, auch weiterhin rasch in (neue) Informationstechnologien zu investieren. Vielmehr noch werden sich Unternehmen in gewisser Weise in IT-Unternehmen transformieren müssen, um performant zu bleiben. Die Bereitschaft, sich mit dem digitalen Wandel auseinanderzusetzen, neue Ansätze und Arbeitsformen zuzulassen, ist mit der Pandemie ganz allgemein deutlich gestiegen.
Mit Sicherheit hat der IT-Bereich, durch die Krise verursacht, einen kräftigen Schub erhalten. Die IT-Branche wird sich dabei auch der Herausforderung stellen müssen, nicht nur fortlaufend Innovation und neue Technologien zu schaffen. Sie muss sich auch dem Mangel an Spezialistinnen und Fachkräften stellen und diesem mit visionären Ansätzen und Modellen begegnen. Neue Formen der (Zusammen-)Arbeit stellen unsere Gesellschaft vor neue, aber durchaus lösbare Aufgaben.
Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2021?
Das gemeinsame Bekenntnis, nach vorne zu blicken, die Zukunft zu gestalten und das Unternehmen nachhaltig neu zu strukturieren und für Wachstum auszurichten, war, ist und wird eine besondere Erfahrung bleiben. Die Möglichkeit zu erhalten, in der ersten Reihe gestalten zu dürfen, wird ganz sicher Platz 1 in der Kategorie meiner persönlichen Highlights einnehmen.
Welche Themen sollten Ihrer Meinung nach im kommenden Jahr auf der Agenda von IT-Managern ganz oben stehen und warum bzw. welche IT-Themen werden 2021 eine besonders wichtige Rolle spielen?
Die Bereiche Daten- und Informationssicherheit werden verstärkt Aufmerksamkeit erhalten müssen. Cloud-Lösungen und -Technologien werden ebenfalls ganz oben auf der Agenda stehen. Die brisante Thematik rund um das Thema Arbeit im Zeitalter der Transformation zu IT-Unternehmen und der Digitalisierung, gepaart mit der Nachfrage nach bzw. dem steten Mangel an Fachkräften, wird den Pioniergeist und die Innovationskraft der IT-Manager von heute und morgen fordern.
Die letzten beiden Jahre standen im Zeichen der Pandemie und beschleunigten die Digitalisierung und brachten uns Hybrid-Arbeitsmodelle. Nach der Pandemie gilt es die nächste – größere – Krise zu bewältigen, die Klimakrise. Wie schätzen Sie müssen sich Unternehmen in punkto Nachhaltigkeit umstellen? Welche konkreten Maßnahmen planen sie/plant Ihr Unternehmen für 2022 und darüber hinaus?
Eine Krise kann durchaus zur Bewältigung einer anderen Krise beitragen: Virtuelles Arbeiten etwa reduziert, speziell im Dienstleistungsbereich, Fahrtstrecken jeglicher Art und somit naturgemäß Reisezeiten und CO2-Ausstoß. Es ist eine historische Chance, mit der Digitalisierung am Arbeitsplatz auch einen Beitrag zur Reduktion des Berufsverkehrs zu leisten. Car-Sharing-Modelle oder alternative Antriebsformen für Dienstwagen sind in diesem Kontext ebenso Lösungsansätze, mit denen Unternehmen zur Nachhaltigkeit beitragen können, wie es auch wir bei scc leben.
Wie gut ist ihr Unternehmen bzw. wie gut sind österreichische Unternehmen im Allgemeinen für New Work – also verteilte Teams, Home Office, hybride Arbeitsmodelle etc. – aufgestellt?
Die Pandemie hat ganz allgemein den Ausbau von und die Akzeptanz gegenüber neuartigen Arbeitsmodellen beschleunigt. Die Grenzen von physischen Anwesenheiten, hybriden Arbeitsmodellen und persönlichen Verfügbarkeiten sind stärker denn je verschwommen, was von Vielen positiv gesehen wird. Potenzial zur weiteren Entwicklung ist nach wie vor gegeben. Neben den technischen Voraussetzungen muss der virtuelle Arbeitsplatz auch in punkto Kultur und Disziplin eingerichtet werden.
In unserer Branche und in unserem Unternehmen gibt es das remote Arbeiten seit vielen Jahren. Seit es Wählleitungen gibt, um genau zu sein. Wir sind darauf technisch ausgerichtet und mit erforderlicher Software secure ausgestattet. Unsere Kolleginnen und Kollegen schätzen diese Arbeitsweise im Sinne freierer Zeiteinteilung und Ortsunabhängigkeit als Chance und Mehrwert.
Glauben Sie, dass sich die angespannte Situation beim Thema IT-Fachkräftemangel in den kommenden Jahren bessern wird? Was kann man in diesem Bereich tun?
Das Zusammenspiel von Ausbildung und Arbeitsmarkt erfordert wahrscheinlich mehr als einen evolutionären Prozess. Dies wird nur langfristig zu lösen sein. Der Arbeitsmarkt wird die Zielgruppe(n) mit neuen Ansätzen, Ideen, Perspektiven und Anreizen ansprechen müssen. Die Umschlagshäufigkeit der Beschäftigten wird zu berücksichtigen sein. Die Weiterentwicklung der virtuellen Arbeitswelt kann und wird auch neue Wege und Möglichkeiten einer Globalisierung zeigen. Das kann eine große Chance sein, die Nachfrage zu befriedigen – auch kurz- bzw. mittelfristig.
Dieser Artikel ist Teil einer Interviewserie, für den die COMPUTERWELT rund 50 Top-Manager aus der IT-Branche befragt hat. Weitere Interviews lesen Sie in den nächsten Wochen auf itwelt.at.
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