Werner Pamminger (Bild) ist Geschäftsführer der Business Upper Austria – die OÖ. Wirtschaftsagentur. Michael Lettner ist Clustermanager des IT-Cluster OÖ. [...]
Oberösterreich hat eine Digitalisierungsinitiative mit 20 Punkten vorgestellt. Was versprechen Sie sich konkret davon und was sind die Eckpfeiler dieser Initiative?
Werner Pamminger: Beschäftigung, Wertschöpfung, Patentaktivitäten – zahlreiche Indikatoren weisen schon jetzt darauf hin, welch tiefgreifenden Wandel die digitale Transformation der Wirtschaft und der Gesellschaft mit sich bringt. Für einen traditionell starken Produktionsstandort wie Oberösterreich gilt ganz besonders: Die Informationstechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes. Um die Chancen der Digitalisierung über alle Sektoren hinweg nutzen zu können, braucht es gezielte Maßnahmen. Diese sind für Oberösterreich in der „Leitinitiative Digitalisierung“ des Landes OÖ formuliert, deren Umsetzung von der oö. Standortagentur Business Upper Austria koordiniert wird.
Ein Schwerpunkt der Leitinitiative ist z.B. das Information Security Network (ISN), das als zentrale Servicestelle zum Thema Informationssicherheit Unternehmen aller Branchen zur Verfügung steht. Die wichtigsten Aufgaben sind, Anbieter und Nachfrager – vor allem unter den kleinen und mittleren Unternehmen – im Bereich Informationssicherheit und Datenschutz miteinander zu vernetzen. Damit wird die internationale Sichtbarkeit Oberösterreichs erhöht und die regionale Security-Industrie gestärkt. Und natürlich haben wir für den ersten oberösterreichischen DESI gesorgt.
Wo Sie es gerade ansprechen: Der ITC hat vor kurzem den Digital Economy and Society Index für Oberösterreich (DESI) vorgestellt. Was hat es damit auf sich und wie profitieren Oberösterreichs Unternehmen davon?
Michael Lettner: Ob im Alltag oder im Job: Die Digitalisierung schreitet rasant voran. Und wie Wirtschaft und Gesellschaft mit dem digitalen Wandel umgehen, wird für die weitere Entwicklung von Oberösterreich immens wichtig sein. Um eine Einordnung der digitalen Performance vornehmen zu können, haben wir im Rahmen der Leitinitiative Digitalisierung gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) einen Digitalisierungs-Index für Oberösterreich erarbeitet.
Seit 2014 vergleicht die Europäische Kommission jährlich die digitale Entwicklung und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Mitglieder in dem sogenannten DESI, dem Digital Economy and Society Index. Um die digitale Performance Oberösterreichs im nationalen und internationalen Vergleich herauszuarbeiten, hatte der Beirat des IT-Cluster die Erstellung eines oberösterreichischen DESI angeregt.
Auf das Ergebnis kann Oberösterreich durchaus stolz sein. Rang 7 im Vergleich mit den 28 EU-Ländern bedeutet eine um vier Ränge bessere Position als Österreich. Der Digitalisierungsprozess ist in OÖ bereits deutlich weiter vorangeschritten als in Österreich insgesamt. Das ist auch ein Ausdruck der hohen Wettbewerbsfähigkeit der oberösterreichischen Wirtschaft in vielen Bereichen der Sachgüterproduktion und dem damit verbundenen hohen Innovations- und Technologiegrad. IT ist bereits in weiten Teilen der oberösterreichischen Wirtschaft ein integraler Bestandteil, was für eine hohe Adaptions- und Absorptionsfähigkeit der ansässigen Unternehmen spricht.
Was sind die digitalen Themenpunkte von Business Upper Austria in den kommenden Monaten?
Antwort Werner Pamminger: Wir haben gerade Anfang Juni das Projekt DigiTrans der Öffentlichkeit vorgestellt. Damit verfügt die Digitalregion OÖ neben Graz über die zweite vom Bund geförderte Testregion für autonomes Fahren. Das Projektvolumen umfasst bis zum Jahr 2023 7,5 Millionen Euro, von denen die FFG und das Land Oberösterreich gemeinsam 3,75 Millionen Euro als Förderung beisteuern.
Im Mittelpunkt stehen Technologien für die Automatisierung der Güterverkehr, City- und Kommunallogistik. Logistikzentren wie der Ennshafen, der Flughafen Linz Hörsching und auch Partner aus der Transportwirtschaft arbeiten an der Weiterentwicklung des oö. Gütertransports und an der Anknüpfung an europäische Standards mit. Kern des Projektes ist die Etablierung der Region Linz – Wels – Steyr sowie angrenzender Betriebs- und Frachtgelände für Binnenschifffahrt und Luftfahrt als Testregion für eine moderne, integrierte multimodale Gütermobilität. Darüber hinaus steht auch die Entwicklung von autonomen Anwendungen bei Nutz- und Sonderfahrzeugen im Fokus.
Mit DigiTrans soll die internationale Wettbewerbsfähigkeit für den Standort Oberösterreich mit seiner starken automobilen Zuliefer- und IKT-Industrie gesichert und weiter ausgebaut werden.
Wie weit sind Oberösterreichs Unternehmen mit der Digitalisierung und hat der Fachkräftemangel auch Auswirkungen auf den Transformationsprozess?
Werner Pamminger: Internet der Dinge, Industrie 4.0, Blended Learning, virtuelle Realität, Smart Grids, Ambient Assisted Living – die Digitalisierung verändert viele Lebensbereiche unserer Gesellschaft. In der Arbeitswelt bedeutet das, dass manche Jobs wegbrechen und neue Arbeitsplätze entstehen werden. Arbeitsanforderungen werden sich ebenso verändern, wie Arbeitsverhältnisse und -prozesse, sogar ganze Branchen. Das ist in Oberösterreich genauso wie im Rest der Welt. Aber wir haben traditionell eine starke und innovative Wirtschaft mit einigen der klügsten Köpfe des Landes. Wir sind auf einem guten Weg!
Wer allerdings derzeit einschlägige Job-Portale durchforstet oder auch nur mit Unternehmern aus der Branche spricht, wird feststellen: Die Nachfrage nach IT-Fachkräften und Mitarbeiter/innen mit einschlägigen Kenntnissen übersteigt das Angebot bei Weitem.
Die Beschäftigung in der Wirtschaftsklasse „Information und Kommunikation“ wächst laut Statistik im mehrjährigen Durchschnitt etwa dreimal so stark wie die Beschäftigung insgesamt. Das liegt einerseits am boomenden IT-Sektor in Oberösterreich, dem zweitgrößten IT-Standort Österreichs nach Wien. Andererseits hat die fortschreitende digitale Transformation auch den Effekt, dass quer durch alle Branchen und Sektoren immer mehr Arbeitskräfte mit entsprechenden Kompetenzen gesucht werden. Das zeigt: digitale Kompetenzen sind Schlüsselkompetenzen, die für die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Oberösterreich eine entscheidende Rolle spielen. Und da unterstützen wir unsere heimische Wirtschaft nach besten Kräften.
Welche Initiativen gegen den Fachkräftemangel in Oberösterreich wurden oder werden ergriffen?
Werner Pamminger: Sowohl auf Unternehmens- als auch auf Forschungsseite gilt: Im Innovations- und Standortwettbewerb ist die Verfügbarkeit von Fachkräften und deren Aus- und Weiterbildung der entscheidende Faktor. In den Unternehmen werden die Aufgaben immer komplexer, entsprechendes Know-how ist gefragt. Mit der Leitinitiative Digitalisierung wurden bereits entscheidende Schritte gesetzt, um Oberösterreich für die digitale Zukunft fit zu machen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Denn digitale Kompetenz ist eine Schlüsselqualifikation, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern.
So wurde z.B. im letzten Jahr mit dem „Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz“ der österreichweit erste Verbund geschaffen, der explizit digitale Aspekte in die berufliche Aus- und Weiterbildung von produzierenden und produktionsnahen Unternehmen bringt. Im Rahmen des „Qualifizierungsverbundes Digitale Kompetenz“ bündeln AMS, Land Oberösterreich und die oö. Standortagentur Business Upper Austria ihre Kräfte, um ein dauerhaftes Netzwerk zu etablieren, von dem alle Beschäftigten profitieren. Aktuell engagieren sich bereits 43 Unternehmen in dem Netzwerk.
Es gibt einen neuen Cluster Manager des IT-Clusters Oberösterreich. Welche Schwerpunkte werden für die neue Amtszeit gesetzt und welche Ziele gibt es?
Michael Lettner: Dieses Jahr startet der IT-Cluster ganz neu durch. Nicht nur personell, sondern auch mit dem bewussten Setzen von neuen Schwerpunkten. Der IT-Cluster ist Heimat sowohl von „Digital Natives“ als auch von „Technology Leaders“. Für diese beiden Zielgruppen werden wir die Schwerpunkte „Informationssicherheit“, „Enterprise Sales“ und „Digital Business“ ausbauen. Unsere Partner profitieren dann von einem breiten Angebot an Dienstleistungen und Aktivitäten, die sie für die digitale Zukunft fit machen. So werden wir zum Beispiel mit Creative Elevator Sprints unsere Partner bei der Entwicklung von Digitalen Geschäftsmodellen unterstützen. Auch entwickeln wir gerade Qualifizierungsangebote für den Bereich Online-Marketing. Jeder kennt es, aber die Chancen werden gerade von kleineren Unternehmen viel zu wenig genutzt. Das wollen wir ändern.
Der IT Summit (SHFT) hat als Jahrestagung der IT-Wirtschaft in Oberösterreich schon eine lange und erfolgreiche Tradition. Was sind die Themen für die heurige Veranstaltung und wann wird sie genau stattfinden?
Michael Lettner: In diesem Jahr findet am 8. November erstmals die SHFT statt – das neue digital forum des ITC. Wir lösen uns damit von dem bisherigen Format IT SUMMIT und setzen einen stärkeren Fokus auf Interaktivität und ein breitgefächertes Themenspektrum. Wir wollen ganz bewusst kein klassisches Konferenzprogramm machen, in dem linear und vor allem frontal theoretisches Wissen vermittelt wird. Wir wollen ein aktives und innovatives Publikum ansprechen; nicht nur die klassischen Geschäftsführer, sondern mehr die wirklichen Akteure der Digitalisierung. Dafür wird es eine Expo der anderen Art geben, interaktive Workshops und inspirierende Beiträge. Unter www.SHFT.at werden die Acts zeitnah veröffentlicht.
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