„Viele Unternehmen tun sich mit der Bezifferung des Mehrwertes von Digitalisierung schwer“

Dietmar Winterleitner, Geschäftsführer von COSMO CONSULT, erklärt im Interview mit ITWelt.at, warum verstärkte Digitalisierung stark von rechenbaren Usecases abhängt. [...]

Dietmar Winterleitner, Geschäftsführer von COSMO CONSULT: "Neben den Dauerbrennern ERP oder CRM, die sich als Unternehmens-Informationsbasis nicht mehr wegdenken lassen, ist vor allem die Anpassung dieser auf individuelle Bedürfnisse eines der Hauptthemen für 2023." (c) COSMO CONSULT

Welche Lehren nehmen Sie aus dem IT-Jahr 2022 für die Zukunft mit?
Das IT Jahr 2022 bestärkte uns darin, dass singuläre IT-Projekte in unserem Bereich (Business-Applikationen für Unternehmen) immer mehr zugunsten von End-to-End-Projekten in den Hintergrund geraten. Die Abdeckung von ganzen Prozessen und Unterstützung dieser steht vermehrt im Vordergrund und Prozesse orientieren sich eben nicht an den willkürlichen Grenzen von ERP, CRM oder ähnlichen Applikationen. Damit wird das Thema Technologie-Plattform für Unternehmen zum immer wichtigeren Entscheidungskriterium.

2022 war auch das Jahr der Mitarbeitersuche. Um neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen, legen wir Wert auf persönliche Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewerber:innen, gestalten flexible Aufgabenbereiche und orientieren uns an Trends. Zum Glück ist uns das gelungen.

Inwiefern spürt Ihr Unternehmen den Fachkräftemangel und was tun Sie, um Fachkräfte zu bekommen und zu halten?
Natürlich geht der Fachkräftemangel nicht spurlos bei COSMO CONSULT vorüber. Vor allem in den ausgedünnten Regionen Steyr und Traun in Oberösterreich tun wir uns schwer. Wir sprechen einerseits zunehmend auch IT-Quereinsteiger:innen an. Diese Menschen sind oft mit hervorragendem prozessualem Knowhow und blendenden Soft-Skills ausgestattet und erhalten von uns dann nur mehr das zusätzliche IT-Wissen. Andererseits versuchen wir auch neben Absolventen und Studierenden von Unis oder FHs bereits bei Schulabgängern zu punkten.

Was waren Ihre beruflichen bzw. persönlichen Highlights im Jahr 2022?
Das stetige Wachstum von COSMO CONSULT. Nicht nur was die Anzahl der Mitarbeiter:innen oder den Umsatz betrifft, sondern auch die Erweiterung des Umsetzungsangebotes in Richtung Change Management, KI oder der für Business-Applikationen in Zukunft wohl unumgänglichen Power Platform mit ihren Low Code/No Code Möglichkeiten zählten im unsicheren Jahr 2022 sicher zu den Highlights. Und, dass sich COSMO CONSULT zu einer der führenden Organisationen bei neuen Themen wie der Power Platform oder Etablierung von branchenspezifischen Lösungen entwickelt hat.

Welche spannenden Projekte haben Sie 2022 für Kunden umgesetzt und was war das Besondere daran?
Rückblickend waren jene Projekte am spannendsten, die sich mit End-to-End Prozessen auseinandergesetzt haben und bei denen wir unterschiedliche Komponenten verbinden und zum Vorteil der Kunden implementieren durften. An erster Stelle fällt mir jedoch jenes Branchen-Projekt in Holland ein, das wir beginnend mit 2021 in der zweiten Hälfte 2022 live gebracht haben und wo wir kaum Vorort-Präsenz benötigten. Der erste persönliche Touchpoint unseres Vertriebs zum Beispiel erfolgt erst Ende Jänner 2023. Das zeigt wie sich die Umsetzung von Kundeprojekten in den letzten Jahren verändert hat.

„Die Abdeckung von ganzen Prozessen und Unterstützung dieser steht vermehrt im Vordergrund und Prozesse orientieren sich eben nicht an den willkürlichen Grenzen von ERP, CRM oder ähnlichen Applikationen. Damit wird das Thema Technologie-Plattform für Unternehmen zum immer wichtigeren Entscheidungskriterium.“

Dietmar Winterleitner

Wie schätzen Sie den Digitalisierungsgrad österreichischer Unternehmen und Organisationen ein und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Viele Unternehmen, speziell auch in Österreich, tun sich schwer mit der Bezifferung des Mehrwertes von Digitalisierung. Da sehen wir tatsächlich auch Informationsbedarf seitens der Anbieter – also auch von uns. Denn Digitalisierung zum Selbstzweck wird kaum breite Akzeptanz bei Unternehmen erfahren. Vor allem im Mittelstand wird verstärkte Digitalisierung stark von rechenbaren Usecases abhängen. Und da sind Digitalisierungspartner wie COSMO CONSULT stark gefragt diese Unternehmen abzuholen und Potenzial aufzuzeigen.

Welche Herausforderungen, die sich mit IT-Unterstützung lösen lassen, sehen Sie 2023 auf Unternehmen zukommen?
Neben den Dauerbrennern ERP oder CRM, die sich als Unternehmens-Informationsbasis nicht mehr wegdenken lassen, ist vor allem die Anpassung dieser auf individuelle Bedürfnisse eines der Hauptthemen für 2023. Und da spielen Technologien wie die Power Platform eine entscheidende Rolle. Die Frage „Wie kann ich schnell und einfach zugeschnittene kleine Lösungen zur individuellen Unterstützung meiner Prozesse schaffen?“ kann dadurch beantwortet werden.

Wie kann IT im Allgemeinen und Ihr Unternehmen im Speziellen dazu beitragen, dass die Welt zu einem lebenswerteren Ort wird?
Natürlich hat die IT ihren Beitrag zu leisten, dass wir uns wohler fühlen im Arbeitsalltag aber auch privat. Themen wie vermehrte Home-Office-Durchdringung werden durch Software wie Microsoft Teams oder Zoom verstärkt und sind gerade deswegen auch erst möglich. Unterstützung im Erkennen von Krankheiten oder Erleichterungen beim Leben mit Beeinträchtigungen sind tolle Errungenschaften, die ohne IT wohl nicht funktionieren.

Allerdings muss man auch klar sagen, dass IT nicht nur positive Aspekte zu bieten hat. Wie bei jeder Technologie ist auch bei IT-Trends zentral was man damit bezweckt – und da kann aus dem gut gemeinten Social-Media-Gedanken auch schnell ein Hort für Fake News und Manipulation werden.

Wenn Sie einen IT-bezogenen Wunsch frei hätten, wie würde der lauten?
Nachdem IT immer mehr zur Commodity wird, also bis zu einem gewissen Grad auch austauschbare Standardware, wäre in manchen Bereichen weniger Hype wohl auch das Gebot der Stunde. Und bei neuen Technologien würde ich mir wünschen, dass diese tatsächlich dazu dienen das Zusammenleben von Menschen, deren Freiheit und Unabhängigkeit zu unterstützen und nicht zur Basis für kriminelle Agenden Einzelner verkommen.


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