Voys will frischen Wind in die Telekommunikationsbranche bringen

Voys sieht Telekommunikation nicht nur als technische Lösung, sondern als Basis für echte Beziehungen zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Ben Hoetmer, Mitgründer von Voys, gibt im Interview mit ITWELT.at Einblicke in die Vision des Unternehmens. [...]

Ben Hoetmer, Mitgründer von Voys. (c) Wouter Brem
Ben Hoetmer, Mitgründer von Voys. (c) Wouter Brem

Voys positioniert sich als ein Unternehmen, das die Telekommunikationswelt „radikal“ verändern will. Können Sie genauer erläutern, welche spezifischen Aspekte der Branche Sie verändern möchten und welche Vision dahintersteckt?

Unsere Idee basiert auf der Vision, dass die Telekommunikation ein Instrument ist, das Unternehmen in den Beziehungen zu ihren Kunden unterstützt und vor allem kein komplexer Faktor mit unerwarteten Kosten sein sollte. Wir positionieren uns als Innovator, indem wir u. a.:

  • lange Verträge und versteckte Kosten abschaffen
  • ein transparentes Preismodell ohne Überraschungen anbieten
  • den Kunden über die Freedom-Plattform die volle Kontrolle geben
  • einfache Integration mit anderen Geschäftssystemen ermöglichen

Die Unternehmenskommunikation verlagert sich auf immer mehr Kanäle, wie z. B. Chat, WhatsApp, E-Mail usw. Neben der Telefonie wird Voys daher bereits in diesem Jahr auf weitere Kanäle expandieren. In den kommenden Jahren wollen wir zu einem Komplettanbieter von Primärkontaktkanälen werden, die die Kundenbeziehung optimal unterstützen.

Inwiefern unterscheidet sich dieser Ansatz von traditionellen Telekommunikationsanbietern in Österreich? Und welche sind Ihre ersten Schritte auf dem hiesigen Markt?

Traditionelle Telekommunikationsanbieter in Österreich arbeiten oft mit langfristigen Verträgen, die sich automatisch verlängern, und mit Preisstrukturen, die nicht transparent sind. Darüber hinaus ist die begrenzte Flexibilität bei der Auf- und Abwärtsskalierung von Diensten ein Störfaktor, und Anpassungen können von den Nutzern selbst oft nicht leicht vorgenommen werden, da sie in vielen Fällen von einem Helpdesk des Anbieters abhängig sind. Dies ist nicht nur unbequem und zeitaufwändig, sondern kostet den Kunden oft auch Geld. Wir arbeiten nicht mit langfristigen Verträgen, haben ein transparentes Preismodell und bieten eine flexible und leicht selbst zu verwaltende Kommunikationslösung.

Unsere ersten Schritte in Österreich sind, online auf den Markt zu gehen und Kunden, die sich vollkommene Unabhängigkeit wünschen, anzusprechen. Diese können alles von A bis Z über unsere Website regeln. Wir sprechen vor allem Selbstständige an. Etwas größere Unternehmen legen Wert auf bekannte und vertraute Gesichter, die sie bei der Umstellung auf Cloud-Telefonie stützen. Diese Gesichter finden wir in unseren lokalen Partnern, die unsere Vision teilen und den Markt gemeinsam mit uns erneuern wollen.

Voys betont die Bedeutung von Flexibilität und selbstbestimmtem Arbeiten. Wie unterstützt die „Freedom“-Plattform diese Werte konkret, und welche Vorteile ergeben sich daraus für Unternehmen und ihre Mitarbeiter? Gibt es Herausforderungen bei der Implementierung solcher flexiblen Modelle, und wie geht Ihr Unternehmen damit um?

Mit der Freedom-Plattform können Kunden z. B. ihre geschäftlichen Telefonnummern, Anrufwarteschlangen und Anrufweiterleitungen leicht anpassen. Sie lässt sich auch in bestehende Geschäftstools, wie CRM-Systeme, integrieren. Das macht Freedom zu einer Lösung, mit der jeder, wo immer er will, arbeiten kann. Unsere Plattform lässt sich mühelos für Unternehmen jeder Größe skalieren.

Wir stellen fest, dass sich manche Unternehmen an diese Freiheit erst gewöhnen müssen. Es erfordert einige digitale Fähigkeiten und manchmal ist es eine Suche nach der richtigen Balance zwischen Freiheit und Struktur. Deshalb werden die Kunden beim Onboarding intensiv betreut, mit persönlicher Anleitung und Unterstützung, damit sie schnell anfangen können, selbstständig zu arbeiten.

Sie verfolgen ein Organisationsmodell ohne klassische Managementstrukturen. Können Sie dieses „Voys-Modell“ genauer beschreiben und erläutern, wie es die Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung im Unternehmen beeinflusst?

Als Voys nach seiner Gründung im Jahr 2006 die Zahl der Mitarbeiter erhöhte, stellten wir fest, dass das traditionelle Management bei uns nicht funktionierte. Also haben wir die traditionelle Chef-Mitarbeiter-Hierarchie über Bord geworfen. Stattdessen arbeiten wir mit selbstverwalteten Teams, die ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wenn jemand eine Entscheidung aus dem Fachbereich heraus treffen will, gibt es das Mandat dazu. Dabei ist die radikale Transparenz von Informationen und Daten der Schlüssel, um jedem den Kontext der Arbeitsweise unseres Unternehmens, unserer Vision und Strategie zu vermitteln.

So wird sichergestellt, dass sich die Kollegen wirklich gehört fühlen und Verantwortung übernehmen. Wir können Entscheidungen ohne Hierarchie treffen. Und das Tolle daran ist: Gute Ideen können von jedem kommen, nicht nur von denen an der Spitze. Das Ergebnis? Mehr Innovation und ein Team, das wirklich hinter seinen Entscheidungen steht.

Welche spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen des österreichischen Marktes haben Sie bei der Anpassung Ihrer Dienstleistungen berücksichtigt? Und gibt es Unterschiede im Vergleich zu anderen Märkten wie Deutschland oder den Niederlanden?

Natürlich haben wir die österreichischen Vorschriften zu Telekommunikation und Datenschutz genau beachtet und wissen, dass die Österreicher Qualität und Zuverlässigkeit sehr schätzen. Unsere Plattform ist komplett in deutscher Sprache mit lokalem Support verfügbar. Und alle Daten unserer österreichischen Kunden verbleiben in unseren Rechenzentren, die sich ausschließlich in der EU befinden.

Auffallend ist, dass die Geschäftskultur in Österreich etwas traditioneller ist als in den Niederlanden. Daher legen wir neben der Präsentation unseres Produkts besonderes Augenmerk auf den Aufbau von Vertrauen. Der Wettbewerb sieht anders aus als in Deutschland, wo es noch andere große Anbieter auf dem Markt gibt. Österreichische Kunden haben auch andere Erwartungen an Service und Support, also haben wir unseren Ansatz auch daran angepasst.

Voys legt Wert auf Transparenz und Ehrlichkeit in der Kommunikation. Wie wird dies in der täglichen Praxis umgesetzt, sowohl intern als auch in der Interaktion mit Kunden und Partnern?

Für die Kunden bedeutet dies klare Preise und Bedingungen ohne einen Haken. Gleichzeitig können wir nicht versprechen, dass nie etwas schief geht, aber wenn es doch passiert, kommunizieren wir es ehrlich, ohne uns hinter Fachbegriffen oder Unklarheiten zu verstecken.

Intern sind alle Informationen für alle Kollegen transparent, und wir ermutigen jeden, ehrliches Feedback zu geben. Wir teilen wichtige Entscheidungen mit dem gesamten Team, einschließlich der Gründe, warum wir sie getroffen haben. Auf diese Weise versteht jeder, was geschieht und warum.

Mit unseren Partnern streben wir langfristige und gleichberechtigte Beziehungen an, die auf gegenseitigem Nutzen beruhen. Indem wir die Karten offen auf den Tisch legen, bauen wir Beziehungen auf, die auch dann noch Bestand haben, wenn sich der Markt verändert.

Welche Vorteile ergeben sich für Unternehmen durch die Integrationen mit CRM- und Helpdesk-Systemen, und wie trägt dies zur Verbesserung der Kundenbeziehungen bei?

Der Mehrwert, den Sie während eines Gesprächs mit Ihren Kunden erzielen können, erhöht sich, wenn Sie sofort wissen, was mit einem Kunden los ist oder welcher Kollege zuletzt mit diesem Kunden gesprochen hat. Wenn Sie Ihre Telefonie mit Ihrem CRM- oder Helpdesk-System verbinden, können Sie sofort sehen, wer anruft und wie der Verlauf ist. Die Anrufe werden automatisch und ohne zusätzlichen Aufwand aufgezeichnet, und die Anfragen werden direkt an die richtige Person weitergeleitet, sodass alles viel schneller geht.

Darüber hinaus wird das CRM-System mit wertvollen Daten angereichert, die unsere Kunden zur Verbesserung ihrer Dienstleistungen nutzen können. Der große Vorteil? Die Anrufer fühlen sich wirklich gesehen und gehört, wenn unsere Kunden ihre Daten parat haben und ihr Problem sofort verstehen. Damit unterstützt Voys die Unternehmen beim Aufbau von Beziehungen in der Geschäftskommunikation.

Voys bietet eine Festnetznummer für Freiberufler an. Welche Vorteile bietet diese im Vergleich zu einer Mobilfunknummer?

Eine Festnetznummer wirkt professioneller als eine Handynummer, was entscheidend ist, wenn Sie auf dem Geschäftsmarkt Vertrauen ausstrahlen wollen. Außerdem hilft sie, Beruf und Privatleben zu trennen – ein Problem, mit dem viele Freiberufler zu kämpfen haben. Sind Sie eine Woche lang verreist? Dann schalten Sie die Geschäftsnummer auf Voicemail um, und Sie können Ihren Urlaub unbeschwert genießen und trotzdem Ihr Handy mitnehmen, ohne gestört zu werden.

Freiberufler, die Kunden von Voys sind, haben Zugang zu praktischen Funktionen wie Voicemail, Anrufaufzeichnung und Anrufweiterleitung. Funktionen, die bisher nur für große Unternehmen verfügbar waren. Und vielleicht das Wichtigste: Sie behalten dieselbe Nummer, auch wenn Sie den Mobilfunkanbieter wechseln oder im Ausland arbeiten. Damit ist die Kontinuität Ihrer Kommunikation mit den Kunden gewährleistet, auch wenn Sie z. B. an einem anderen Arbeitsplatz arbeiten.

Voys wurde 2024 ein Verantwortungseigentum. Was bedeutet das und wie wirkt sich das auf die Unternehmensführung aus?

Als ein Steward-Owned-Unternehmen, das sich im Besitz von Verwaltern befindet, schätzen wir unsere langfristige Vision mehr als schnelle Gewinne. Wir treffen Entscheidungen mit Blick auf die Zukunft und fühlen uns gegenüber allen Beteiligten verantwortlich – nicht gegenüber Aktionären, sondern gegenüber Kollegen, Kunden und der Gesellschaft.

Wir sehen Gewinn als Mittel, nicht als Zweck. Wir investieren ihn in Innovationen, sowohl innerhalb als auch außerhalb unseres Unternehmens. Diese gewählte Struktur schützt uns vor dem Druck kurzfristiger Interessen und ermöglicht es uns, unseren Werten treu zu bleiben und langfristige Werte zu schaffen.

Was erwarten Sie vom Wirtschaftsjahr 2025?

Für 2025 erwarten wir ein solides Wachstum in Österreich, da immer mehr Unternehmen von unseren Dienstleistungen erfahren und unsere Lösung für den Markt ihr Interesse weckt. Wir werden unser Serviceangebot auf der Grundlage des lokalen Kundenfeedbacks erweitern und unser Team mit Experten verstärken, die den österreichischen Markt gut kennen.

Darüber hinaus entwickeln wir neue Integrationsmöglichkeiten mit gängigen lokalen Geschäftssystemen und werden unsere Dienste um die ersten Kanäle neben der Telefonie ergänzen. Darüber hinaus setzen wir die Innovation in der Eigenständigkeit unserer Freedom-Plattform fort. Damit wollen wir jede Art von Unternehmen in die Lage versetzen, eine maximale Kundenbindung zu erreichen. Wir sind überzeugt, dass 2025 nicht nur ein Jahr des Wachstums sein wird, sondern auch ein Jahr, in dem wir unsere Mission, die Telekommunikation in Österreich zu revolutionieren, weiter umsetzen können.

Weitere Infos gibt es hier.


Mehr Artikel

Die beiden Sprecherinnen von Women@DSAG: (links) Franziska Niebauer, Beraterin für SAP IS-H bei der Helios Kliniken GmbH, und Anna Hartmann, Geschäftsführerin der in4MD Service GmbH (c) Bild links: Helios Kliniken GmbH; Bild rechts: www.AndreasLander.de
News

Chancengleichheit der Geschlechter – überbewertet oder wichtiger denn je?

In den USA schaffen Großkonzerne auf Geheiß Donald Trumps ihre Diversitätsprogramme ab. Auch in Europa folgen Unternehmen dem „Anti-Woke-Kurs“. Die DSAG nahm dies zum Anlass, bei den Mitgliedern des Frauennetzwerks Women@DSAG nachzufragen, wie es derzeit um die Chancengleichheit der Geschlechter im Job steht. 139 Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen an der Umfrage teil. […]

"Sammlung allerhand auserlesener Reponsorum […]", Johann Hieronymus Hermann, 1736 (c) Österreichische Nationalbibliothek
News

Kulturpool – digitalisiertes Kulturerbe

Einer der Vorteile der Digitalisierung ist, dass Kulturgüter zunehmend auch in digitalisierter Version für alle online zugänglich vorliegen. So versammelt das zentrale Suchportal für digitalisiertes Kulturerbe in Österreich, Kulturpool, 1,6 Millionen Objekten, darunter historische Handschriften, Bücher, Kunstwerke und vieles mehr. Einer der Hauptbeiträger von Kulturpool ist die Österreichische Nationalbibliothek. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*