Was 2014 passiert: Die Stimmung in Österreichs IKT-Branche – Teil 2

Wie ist die Lage der IKT-Nation im Jahr 2014? Welche neuen Lösungen kommen, wie wird sich die Branche entwickeln? Und was kann oder soll die Regierung für diesen wichtigen Wirtschaftszweig tun? Wir haben für Sie insgesamt 70 Geschäftsführer von in Österreich tätigen IKT-Anbietern befragt – für das wohl umfangreichste und kompletteste Stimmungsbarometer des Jahres 2014. Heute in Teil 2: Die Unternehmen von K bis X. [...]

Georg Obermeier, Geschäftsführer Microsoft Österreich

Welche Produkte oder Lösungen werden Sie 2014 auf den Markt bringen?
Im Jahr 2014 steht einerseits die konsequente Umsetzung der Microsoft Devices & Services Strategie im Vordergrund, wobei bisherige Produkte und damit verbundene Services bestmöglich integriert werden und so ein einzigartiges Gesamterlebnis für den Kunden ermöglichen.
Andererseits werden 2014 eine Fülle neuer Produkte unserer Hardware- und Service-Partner auf den Markt kommen. Dazu zählen beispielsweise weitere All-in-One Geräte, die je nach Geschmack und Einsatzgebiet wahlweise mit Touch-Eingabe, Maus oder Tastatur bedient werden können. Neue Windows Phone Geräte und Windows 8.1. Tablets in den Größenklassen 7‘‘ bis 9‘‘ stehen ebenso in den Startlöchern wie das Surface 2 Pro mit Dockingstation und Power Cover als perfektes Allzweck-Notebook für den Businessbereich.
Im Service-Bereich sind u.a. der Ausbau des Azure Web Service als skalierbare Cloud Plattform für Unternehmen jeder Größe geplant. Das Jahr 2014 wird auch für ein rasantes Wachstum der Anzahl an Apps für Windows 8.1. und Windows Phone, insbesondere im Business Bereich, stehen und durch die nahtlose Integration von SkyDrive, Skype, Outlook.com und Office Web Apps für mehr persönliche Produktivität sorgen.
 
Wir wird sich die heimische IKT-Branche 2014 Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Wir gehen davon aus, dass sich die heimische IKT-Branche auch 2014 weiter strukturell verändern und insgesamt wachsen wird. Die positiven Entwicklungen und die ungebrochene hohe Nachfrage nach Smartphones, Tablets und anderen mobilen Devices werden auch in Österreich für Innovationen und Veränderungen entlang der Megatrends Cloud, Mobilität, Enterprise Social und Big Data sorgen.
Soziale Netzwerke werden ihren Siegeszug fortsetzen und verstärkt in berufliche Lebenswelten integriert werden. Die Nutzung der Cloud und ortsunabhängige Dienste werden als öffentliche und private Lösung zunehmen und den Bedürfnissen der Menschen nach Mobilität weiter entgegenkommen. Eng damit verbunden sind auch die zunehmende Consumerization der IT, also die Verschmelzung von beruflicher und privater IT-Nutzung, oder die Neue Welt der Arbeit, die durch mobile Arbeitsweisen und soziale Medien im Unternehmen geprägt sein wird. Gleichzeitig nimmt die smarte Aufbereitung der Fülle an gesammelten Daten an Relevanz zu, hier ist das Potenzial der IKT für Unternehmen noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Im April 2014 wird Microsoft auch den Support für Windows XP einstellen. Rechner, die noch mit dem alten Betriebssystem laufen, sind heute zu alt, um mit Windows 8 aktualisiert zu werden. Da Windows 8 für die Bedienung via Berührung optimiert ist, erwarten wir auch einen Absatzschub innerhalb der Touch-Peripherie – von Monitoren, über Notebooks bis hin zu Desktop-Rechnern.
 
Welche Forderungen oder Wünsche haben Sie an die neue Regierung?
Der IKT-Sektor zählt zu den bedeutendsten Innovations- und Wachstumstreibern eines Landes, das ist wenig Neues. Es liegt an der Politik, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen durch Investitionen in Forschung und Entwicklung, Infrastruktur und Bildung zu schaffen. Ein zukunftsfähiges Bildungssystem muss für mehr qualifizierte Abschlüsse in IKT-relevanten Fachbereichen sorgen, um den ständig wachsenden Bedarf an IT-Arbeitskräfte zu decken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Verankerung moderner Technologien im Schulwesen und der massive Ausbau von Forschungs- und Entwicklungsleistungen sind dabei Voraussetzungen um als IT-Standort im internationalen Vergleich nicht hinterherzulaufen. IKT muss zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in wichtigen Wirtschaftszweigen eines Landes eingesetzt werden. Auch im öffentlichen und politischen Bereich können durch eine verstärkte Nutzung von IKT Vorteile der Effizienz und der erweiterten Partizipationsmöglichkeiten genutzt werden.
Die hohe Geschwindigkeit des Technologiefortschrittes und die beständig voranschreitende Internationalisierung bedürfen einer Politik, die bereits heute wichtige Schritte und Entscheidungen für den zukünftigen Wohlstand und Wachstum eines Landes setzt.

Oliver Krizek, CEO NAVAX

Welche Produkte oder Lösungen werden Sie 2014 auf den Markt bringen?
Wir werden im Mobility-Bereich, also Handhelds und Tablets, neueste Konzepte für den Business-Bereich präsentieren. Damit machen wir das mobile Arbeiten zur Realität und eröffnen neue Perspektiven für moderne Arbeitsplätze der Zukunft. Außerdem entwickeln wir unsere eigenen Softwarepakete für Finanzdienstleister und Bildungseinrichtungen für den internationalen Einsatz weiter und beginnen mit dem weltweiten Vertrieb dieser Lösungen.

Wie wird sich die heimische IKT-Branche 2014 Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Die großen Player werden ihre Positionen halten, die Kleinen werden ums Wachstum und wahrscheinlich teilweise auch ums Überleben kämpfen. Die Zukunft der österreichischen IT-Branche wird in der Dienstleistung und Entwicklung neuer Software liegen. Gerade in der Dienstleistung gibt es einen massiven Kostendruck aus den osteuropäischen Staaten, deren IT-Spezialisten top ausgebildet sind, vielfach Deutsch beherrschen und zu viel geringeren Tagsätzen als in Österreich arbeiten. Im Gegenzug haben wir in Österreich mit hohen Lohnkosten und gleichbleibenden, wenn nicht sogar mit sinkenden Stundensätzen zu arbeiten. Damit muss vor allem der Mittelstand neue Prozess- und Qualitätskriterien einführen, Nischenthemen besetzen oder Beteiligungen an Firmen in Ländern mit günstigem Lohnniveau erwerben, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
 
Welche Forderungen oder Wünsche haben Sie an die neue Regierung?
In Österreich fehlt uns eine sehr wichtige Voraussetzung für Wachstum und internationale Wettbewerbsfähigkeit: Der Zugang zu Investitionskapital! Noch immer werden Unternehmen vornehmlich über Kredite finanziert. Im IT-Bereich halten sich jedoch Banken zurück. Fehlende Sicherheiten aber auch Basel III lassen es kleineren IT Unternehmen unmöglich erscheinen, in neue Bereichen zu forschen. Die Regierung ist gefordert, über gesetzliche Rahmenbedingungen, Fördermittel in Form von Risikokapital oder Bankgarantien und geringere Zugangshürden den KMUs den Weg zu mehr Kapital zu ermöglichen. Dabei tragen gerade die KMUs die Hauptsteuerlast, da sie nicht die steuerlichen Ausweichmöglichkeiten der großen Konzerne haben.  

Ewald Glöckl, Director Austria NetApp

Welche Produkte oder Lösungen werden Sie 2014 auf den Markt bringen?
Unser Fokus wird auf die Erweiterung unserer Produktportfolios in Richtung All-Flash basierender Storagesysteme mit Applikationsintegration gehen. Die Einbindung von hybriden Cloudarchitekturen mittels sichererer automatisierter Technologien wird einen Schwerpunkt bilden. Zusätzlich erneuern wir unser Angebot an neuen Systemen speziell für den Mittelstand im Bereich Private Cloud um eine kosteneffiziente neue Hardware Linie. Lösungen, um die Vielzahl neuer Endgeräte und die dadurch entstandenen Bedürfnisse überall und jederzeit auf Daten zugreifen zu lassen, zu unterstützen, wird eine weitere zentrale Rolle in unseren Produktneuheiten 2014 spielen.

Wie wird sich die heimische IKT-Branche 2014 Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Wir sehen den Bedarf vorsichtig optimistisch wachsen, der stetig steigende Bedarf nach mehr Informationen durch immer umfangreichere Digitalisierung aller Geschäfts- und Lebensbereiche wird die Nachfrage an IT-Lösungen für bessere Applikationen und Services anregen und dadurch die Investitionen ankurbeln. Durch die gestiegene Aufmerksamkeit wie mit elektronischen Daten umgegangen wird, wurde aufgrund der letzten Monate noch stärker sichtbar wie wichtig dieses Thema geworden ist.

Welche Forderungen oder Wünsche haben Sie an die neue Regierung?
Gemessen an Wertschöpfung und Möglichkeiten der IT Branche sollte es eine zentrale Koordinationsrolle innerhalb der Regierung geben die eine abgestimmte und aktuelle IKT Strategie erarbeitet und umsetzt. Innerhalb dieser sollten alle Themen um Ausbildung, Investitionen, Schwerpunkte und Ressourcen abgebildet werden und eine rasche Umsetzung erfolgen.

Margarete Schramböck, CEO NextiraOne Austria

Welche Produkte oder Lösungen werden Sie 2014 auf den Markt bringen?
Im Jahr 2014 werden wir unser Lösungsportfolio, basierend auf den besten Herstellern, weiter an die Marktbedürfnisse anpassen. Unser Ziel ist es dem steigenden Wunsch nach Flexibilität und Mobilität unserer Kunden auch weiterhin Rechnung zu tragen. Gleichzeitig steigt bei Unternehmen aber auch der Bedarf an Sicherheit, um den mobilen MitarbeiterInnen einen einfachen und zugleich performanten Zugang zu geben. Dabei wird unser Fokus auf Desktop-Virtualisierung und Data Center liegen, um die Sicherheit der Daten in Unternehmen zu erhöhen. Auch neue Technologien wie webRTC und HTML5, welche in den Unified Communications Lösungen eingesetzt werden, bringen eine neue Freiheit. Damit kann der User, unabhängig vom Betriebssystem oder dem Web-Browser, eine Echtzeitkommunikation mit Sprache und Video oder auch mit Instant Messaging, Presence und Document Sharing durchführen. Diese Lösungen sind unabhängig vom verwendeten Endgerät. Der User kann dabei frei wählen, welches Tablet, Smartphone oder Laptop er/sie verwenden will.

Wie wird sich die heimische IKT-Branche 2014 Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Unternehmen konzentrieren sich immer mehr auf ihr Kerngeschäft. Wir sehen, dass immer mehr Firmen ihre Verwaltung der Kommunikationslösung einem unabhängigen Kommunikationsexperten übertragen wollen, der weltweiten Service anbieten kann und somit alle Zweigstellen und Filialen auf einen gleichen Level bringt. Die Sicherheit der Unternehmensdaten wird dabei durch eine private Cloud realisiert. Dadurch sind Probleme wie Datenverlust, ein Release-Upgrade oder Inkompatibilitäten bei den Applikationen, die zu unangenehmen Betriebsstörungen führen könnten, weitgehend ausgeschlossen.

Welche Forderungen oder Wünsche haben Sie an die neue Regierung?

Um den Wirtschaftsstandort Österreich weiter zu sichern, ist eine tragfähige Infrastruktur erforderlich. Videotelefonie, Big Data und mobile Arbeitsplätze sind nur drei Themen, die ohne einer hochqualitativen Infrastruktur nicht möglich sind. Der Ausbau der IKT-Infrastruktur muss nicht nur in den Ballungszentren rasch vor sich gehen, sondern auch in dünner besiedelten Gegenden, damit für abgelegenere Regionen kein Wettbewerbsnachteil entsteht. Fehlt diese Infrastruktur, dann bleibt den Unternehmen nur die Möglichkeit, sich in Ballungszentren anzusiedeln. Dadurch müssen wieder mehr MitbürgerInnen zum Arbeitsplatz pendeln, wodurch wiederum der Verkehr und die Umweltbelastung steigt. Mit einem intelligenten und kontinuierlichen Ausbau unserer IKT-Infrastruktur ließe sich dies jedoch verhindern.


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Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
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