WeAreDevelopers holt sich StepStone Manager Rudi Bauer

WeAreDevelopers verstärkt sich personell: Rudi Bauer, vormals Geschäftsführer von StepStone Österreich und globaler Chief Evangelist der StepStone-Gruppe, ist seit Anfang August bei WeAreDevelopers im Einsatz. [...]

Rudi Bauer (54) wechselte mit Anfang August von StepStone zu WeAreDevelopers. (c) Margit Hubner

Nach sieben Jahren in internationalen Top-Management-Rollen bei StepStone startet Rudi Bauer als Vice President Digital Classifieds bei der  IT-Jobplattform WeAreDevelopers. Die COMPUTERWELT hat dazu mit Rudi Bauer und WeAreDevelopers-CEO Benjamin Ruschin gesprochen.

“Wir freuen uns, Rudi Bauer als neues Mitglied des WeAreDevelopers Managements gewonnen zu haben. Rudi ist einer der führenden Experten im europäischen Online-Stellenbörsen-Markt und bringt einen beachtlichen Track-Record mit”, sagt WeAreDevelopers-Co-Gründer & CEO Benjamin Ruschin. Erklärtes Ziel ist es, dass Bauer maßgeblich das internationale Wachstum der IT-Jobplattform vorantreibt. Das 2017 gegründete Startup WeAreDevelopers hat vor allem durch seine mittlerweile riesigen Developer-Konferenzen die größte Community für Software-Entwickler in Europa aufgebaut. Jetzt soll auch der Recruiting Bereich kräftig ausgebaut werden. Mit dem IT-Jobportal von WeAreDevelopers können Arbeitgeber schnell und effizient Software-Developer auf sich aufmerksam machen und anstellen. Recruiting im IT-Bereich hat dadurch in den letzten Jahren eine neue Dimension erfahren. Derzeit nutzen mehr als 500 Unternehmen das Portal, um neue IT-Mitabeiter zu finden.

Darüber hinaus veranstaltet WeAreDevelopers (WAD) normalerweise Kongresse für Software-Entwickler in Berlin, Wien und Zürich. Wie alle Veranstaltungen im Frühjahr wurde der WAD-Kongress in Berlin allerdings heuer Corona-bedingt auf 2021 verschoben. Daher liegt der Fokus naturgemäß jetzt mehr bei Recruiting und Online-Aktivitäten, bei  WeAreDevelopers Live können Software-Entwickler an Online-Live-Vorträgen und virtuellen Events zu vielfältigen Technologie-Themen teilnehmen, um ihr Wissen anzureichern und sich mit internationalen Experten auszutauschen.

Benjamin Ruschin, Co-Gründer und CEO von WeAreDevelopers (c) Tamas Künsztler

„WeAreDevelopers hat mich von der ersten Minute mit dem Zugang der “Place to be” für Developer zu sein, beeindruckt. Das ist genau der richtige Weg, um den Engpass an Developern und IT-Fachkräften entgegentreten zu können und diesen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen”, so Rudi Bauer, neuer Vice President Digital Classifieds bei WeAreDevelopers. Rudi Bauer ist 54 Jahre alt und Vater von drei erwachsenen Kindern. Der Top-Manager verfügt über 28 Jahre Management- und Führungserfahrung in der Telekom-, IT- und Werbebranche. Aufgrund seines breiten Erfahrungsspektrums inspiriert Rudi Bauer als Experte mit fundiertem Know-how und Best-Practice-Beispielen für den Recruiting-Alltag, der kritischen Betrachtung aktueller Trends in der Personalbranche und einem differenzierten Blick auf HR-relevante gesellschaftliche und demografische Veränderungen.

Sie waren sieben Jahre sehr erfolgreich bei StepStone, was hat Sie zum Wechsel zu WeAreDevelopers bewogen?

Bauer: Ich bin ein Mensch, der schon vor 25 Jahren herausgefunden hat, dass es Leute gibt, die Schiffe bauen und dass es Kapitäne gibt, die gern damit fahren. Und ich habe herausgefunden, dass es mir sehr viel mehr Spaß macht, Schiffe zu bauen als sie zu fahren. Jetzt trete ich mit WeAreDevelopers eine neue Schiffsreise an. Ich denke, es gibt bei WeAreDevelopers ein Team, das wirklich viel Phantasie hat und mutig ist, um derzeit genau das tut, was immer wichtiger wird, nämlich sich zu spezialisieren. Und das glaube ich auch: Recruiting ist nicht mehr etwas, das so funktioniert wie vor zwanzig Jahren. Die Zeiten sind endgültig vorbei, dass man ein gedrucktes Inserat einfach online stellt. Heute muss man ganz spezialisiert an Zielgruppen herangehen. WeAreDevelopers hat das schon sehr früh erkannt und hier eine beachtliche Vorarbeit geleistet

Jetzt ist das ein wenig ein Altersunterschied. Ben Ruschin, wie ist derzeit der Altersdurchschnitt bei WeAreDevelopers?

Ruschin: Naja so Ende 20, Anfang 30. Aber es gibt auch einige Ältere, auch über vierzig (lacht).

Bauer: Die Frage muss sein, wie ist der Altersdurchschnitt, seit ich dabei bin. Ich habe den Altersschnitt ganz massiv in die Höhe geschleudert. Aber ich denke, auch der Altersmix macht es aus. Denn wir treffen derzeit am Arbeitsmarkt vier Generationen, und wenn in der eigenen Organisation auch das abgebildet ist, dann ist es viel einfacher, die Menschen zu adressieren. Ich denke, ich kann hier aufgrund meiner Erfahrung einen guten Beitrag leisten. Auch meine Generation ist ja noch zehn, fünfzehn Jahre am Arbeitsmarkt. Und ich halte Unternehmen für ganz schlau, wenn sie versuchen, aus allen Generationen Leute einzusetzen.

Jetzt ist es so, dass IT-Recruiting doch etwas ganz Spezielles ist, gerade auch in Zeiten des Fachkräftemangels. Im IKT-Statusreport heißt es: 10.000 Fachkräfte fehlen in Österreich. Wie geht man dann mit dem Thema um?

Bauer: Ich glaube, der Weg dahin ist in Wahrheit, Verständnis zu haben. Wenn man versteht, worum es den IT-Leuten und Software-Developern geht, dann ist das wie im Marketing: Man muss  sich intensiv mit der Zielgruppe beschäftigen. Und indem man herausfindet, was den Leuten wichtig ist, bringt es einen ganz nah an die Zielgruppe heran. Und wenn ich auf Augenhöhe vor ihnen stehe, kann ich sie ganz leicht mitnehmen. Der Fachkräfte-Mangel ist insofern etwas Positives, weil sich die Unternehmen jetzt intensiv damit beschäftigen müssen. Ich glaube, dass sich auch der Zugang zum Thema Arbeit und Arbeitszeit, aber auch Steuerungsmodelle, das hat ja auch ganz viel mit Leadership und Führung zu tun, verändern muss. Als ich 2014 zu StepStone gekommen bin, hat mich eines schockiert: Wie schlecht man Menschen behandeln kann, und sie kommen trotzdem. In HR war das jahrelang üblich: Man konnte die Leute warten lassen, von oben herab behandeln – aber die Leute waren einfach froh, einen Job zu bekommen.

Das ist aber in der IT definitiv nicht so…

Bauer: Das ist endgültig vorbei. Corona hat das noch einmal ein bisschen gedreht. Aber ich glaube das ist ein Kurzzeiteffekt. Ich glaube nicht, dass das wahnsinnig lang anhalten kann. Ich kann es mir als Unternehmen einfach nicht mehr erlauben, Menschen schlecht zu behandeln. Fakt ist: es geht nicht darum, was wir wollen, es geht darum, was die Menschen da draußen wollen. Und eine Community zu bauen, wo sich die Leute wohlfühlen – genau darum  geht es.

Ruschin: Wir bekommen zwar das Geld von den Arbeitgebern, darauf basiert unser Geschäftsmodell, aber unsere Kunden sind die Entwickler. Wir haben jetzt fünf Jahre verbracht, zu verstehen: Was wollen Entwickler? Was macht Entwickler glücklich und wie können wir ihnen einen Mehrwert schaffen, durch Content, durch Veranstaltungen, durch Vernetzung – durch eine riesengroße Community die ihnen all das gibt was sie sonst am Arbeitsmarkt nicht bekommen. Wir haben aktuell mehr als 100.000 Entwickler, die aktiv jeden Monat auf unserem Jobportal nach Stellen suchen. Wir haben Content ohne Ende, tausende Videos mit Millionen von Views. Und wir haben den proof of concept, dass unsere Recruiting Plattform funktioniert. Die durchschnittliche time to hire Zeit beträgt derzeit 50 Tage, das ist fast doppelt so schnell wie üblich, in der Regel sind es 90 Tage. Und wir sehen auch einen riesengroßen proof of concept bei Senior-Entwicklern. Leute, die fünf, zehn oder mehr Jahre Erfahrung zu haben – das ist nicht so einfach, die zu hiren. Diese Zielgruppe ist auch maßgeblich passiv am Markt unterwegs: 80-90 Prozent der Entwickler gehen nicht auf Jobportale, die bewerben sich auch nicht, sondern die müssen über Stellen „stolpern“. Und das passiert nur dann, wenn sie Content mitbekommen, der sie wirklich interessiert. Da hat unsere Strategie sehr gut funktioniert, die KPIs stimmen und jetzt geht es darum, die Plattform, die wir im zweiten Halbjahr 2019 gelauncht haben, wirklich in die Masse zu bringen und viele Arbeitgeber in Österreich, in Deutschland, in der Schweiz – wo wir gerade den Markteinstieg vorbereiten – dazu zu bringen, das WAD-Jobportal zu nutzen. Und dafür brauchen wir jemanden, der ein absoluter Vollprofi, wenn es darum geht, ein Jobportal groß zu machen. Da gibt es nicht sehr viele Leute in Österreich. Wir haben ja nur zwei Player: karriere.at und StepStone.

Rudi Bauer, welche Aufgaben hat man denn als Vice President Digital Classified? Was haben Sie sich vorgenommen?

Bauer: Es geht darum, das wirklich gute Produkt den Leuten da draußen schmackhaft zu machen. Das ist ein neuer Weg, das ist ein Weg, der in Zukunft noch viel zielführender sein wird, wie er jetzt schon ist, weil es einfach darum geht, möglichst nahe an die Leute heranzukommen. Aber: eine Job-Plattform wird nur dann relevant sein, wenn ich auf Jobsuche bin. Eine emotionale Bindung zu einer Job-Plattform kann nur dann entstehen, wenn man den Leuten Content liefert oder etwas, das sie auch im täglichen Leben brauchen können. Dadurch entsteht Nähe und emotionale Bindung. Das Setup von WeAreDevelopers – ich schaffe einen Wohlfühlplatz für diese Zielgruppe – geht genau in diese Richtung und ist sicher noch ausbaufähig.

Was sind da die konkreten Ziele für die nächsten Monate?

Bauer: Mein Zugang für die ersten Monate ist immer, viel zuzuhören – und mit allen relevanten Menschen bei WeAreDevelopers One-to-Ones zu führen, um mich einmal wirklich in dieses Gefühlsleben dieser Organisation hineinzuspüren.  Danach geht es darum, schnelle Ideen zu entwickeln, aber in kleinen Schritten, die man auch gut messen kann. Ich glaube: Beziehungskunden aufzubauen, funktioniert immer gleich: du stellst ihnen etwas vor, du lässt es sie ausprobieren und du zeigst ihnen, dass es funktioniert. Natürlich werde ich dabei auch mein Netzwerk und das von WAD nutzen. Außerdem geht es darum, ganz ganz viele Leute neugierig auf uns zu machen.

Was macht ein Jobportal heute erfolgreich?

Ruschin: Mit einem generischen Jobportal kann man heute die Zielgruppen erreichen, die keine extremen Spezialisten sind. Aber für Mathematiker, Biochemiker, Astronauten oder Software-Entwickler – dafür braucht es spezifische Plattformen. Und wenn die Zielgruppe noch dazu sehr passiv unterwegs ist, dann muss man ihr einen Mehrwert bieten. Die Plattform Stack Overflow hat z.B. ein Q&A Portal.  Github, vor zwei Jahren von Microsoft akquiriert, bietet Open Source Code, bei HackerRank geht es darum, sich gegenseitig zu challengen und bei Wettbewerben mitzumachen. Und bei uns ist die Strategie: Von Entwicklern für Entwickler in Zusammenarbeit mit sehr bekannten Entwicklern wie z.B. Steve Wozniak oder John Romero, aber auch mit Entwicklern, die weniger bekannt sind, aber trotzdem ein enormes Wissen in ihrem Bereich haben. Und Entwickler sind dafür bekannt, dass sie ihren Job nicht als Job sehen, sondern das ist eine Lebenseinstellung. Da sind die Aneignung von Wissen und die Verbesserung der eigenen Skills unglaublich wichtig, um erfolgreich am Markt zu agieren. Dieses Wissen versuchen wir zu vermitteln, jetzt in der Corona-Zeit natürlich vor allem via Video-Content. Corona hat uns gezwungen, unsere Events zu digitalisieren. Die Krise hat dazu geführt, dass unser gesamtes Angebot, Vorträge und Panels sowie die Job-Plattform jetzt auf einem Portal verfügbar sind. WeAreDeveloper ist damit jetzt eine Plattform, die für alle Developer Wissen vermittelt, auch für Nischenzielgruppen. Wir hatten gerade eine Konferenz mit der Bitcoin Association, da ging es um die Themen Kryptoentwicklung und Blockchain. Wir werden im November einen ganzen Monat haben, wo es nur um Mobilitätstechnologien geht. Zusammengefasst: es ist die Kreation von Wissen, von inspirierendem Content und die Weiterbildung, die wir den Entwicklern ermöglichen und zusätzlich dazu die Verschmelzung mit unserem Jobportal – das ist unsere Strategie.

Bauer: Was oft vergessen wird: Der Job ist für Menschen eine der wichtigsten Entscheidungen. Aber nehmen wir folgendes Beispiel: Bei einer elektrischen Zahnbürste lesen wir hundert Rezensionen, wir reden mit Freunden darüber, das heißt, wir beschaffen uns ganz viel Informationen, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Dabei kostet das Ding nur 19,90 Euro. Aber beim Job ist es so, dass wir mit oberflächlichsten Informationen Menschen befüttern. Wenn man von Stellenanzeigen 90 Prozent des Textes herauslöschen würde, dann würde gar nichts passieren. Da etwas aufzubauen, was ehrlicher, echter wird, und was den Menschen hilft, eine echte Entscheidung zu treffen – darauf kommt es an. Beim Job geht es ganz viel um Lebenszeit: Ich verbringe zehn bis zwölf Stunden pro Tag mit anderen Menschen. Hier als Plattform ein Bewusstsein zu entwickeln, um mit diesem Thema seriös und ehrlicher umzugehen – das macht schon einen Riesen-Mehrwert für Menschen. Entwickler, die ohnehin nur latent auf Jobsuche sind, hole ich sicher nicht mit einem hohlen Employer Branding Video, das nur gelogen ist, sondern die hole ich nur dann ab, wenn ich ihnen den ganzen Weg lang, auch wenn sie gar nichts wollen, echte Informationen liefere. Wo der eine oder andere Entwickler dann vielleicht draufkommt: Das würde mir gefallen, das würde ich gerne tun. Dafür braucht es aber eine Spezialisten-Plattform. Eine zweite Branche, wo das in Zukunft auch notwendig sein wird, ist der große Bereich Pflege im Gesundheitsbereich, denn der Pflege-Bedarf wird in den kommenden Jahren exponentiell steigen.


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