„Wegweiser für die Cloud“

Wie sich die Herausforderungen einer Cloud bewältigen lassen, erläutert Wilhelm Petersmann, Geschäftsführer Fujitsu Österreich und Schweiz, im Interview. [...]

Wilhelm Petersmann, Geschäftsführer Fujitsu Österreich und Schweiz (c) Fujitsu
Wilhelm Petersmann, Geschäftsführer Fujitsu Österreich und Schweiz (c) Fujitsu

Nach Einschätzung von Marktforschern und Serviceprovidern wird das Thema Cloud für Unternehmen zunehmend wichtiger. Wie sehen Sie das?

Die Cloud bietet Unternehmen und auch öffentlichen Auftraggebern eine Menge an Vorteilen wie etwa hohe Flexibilität, Skalierbarkeit und einen einfachen und schnellen Zugang zu neuen Technologien, wie beispielsweise künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen (ML) oder das Internet der Dinge, die für die digitale Transformation unverzichtbar sind. Auch bei klassischen Einsatzfeldern wie Backup oder Desaster Recovery profitieren Unternehmen von der Cloud, wenn Daten nach einem „Daten-Gau“ schnell wiederhergestellt werden sollen. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Cloud ist heute fast unverzichtbar.

Ist es für Unternehmen wirklich so einfach, in die Cloud zu migrieren, wie es von den Anbietern oft propagiert wird?

Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Migration in die Cloud keine triviale Aufgabe ist, denn es gilt, sich zuvor auch eine schlüssige Cloud-Strategie zu überlegen und diese umzusetzen. Damit die Cloud-Computing-Projekte auch den erwünschten Mehrwert bringen und den Unternehmen helfen, ihre Digitalisierungsstrategie umzusetzen, braucht ein Großteil der Nutzer dafür gewissermaßen einen „Reiseleiter“, der sie auf diesem Weg begleitet.

Welchen Herausforderungen sehen sich Ihrer Erfahrung nach Unternehmen konfrontiert, wenn sie Cloud-Ressourcen nutzen wollen?

Es beginnt damit, dass viele Anwender oft nicht wissen, wo sie überhaupt ansetzen sollen. Cloud-Dienste lassen sich auf sehr einfache Weise buchen, was dazu führen kann, dass sich Kostenrisiken ergeben, vor allem dann, wenn Fachabteilungen quasi auf eigene Faust Cloud-Ressourcen ordern, möglicherweise sogar ohne Einbindung der IT-Abteilung. Zudem bestehen bei europäischen Unternehmen oft Unsicherheiten in Bezug auf die Einhaltung der DSGVO und Hemmungen, wenn es darum geht, Daten in die Cloud zu verschieben. Denn die Unternehmen wollen auch dann die volle Kontrolle über ihre Daten behalten und keine Sicherheits- und Compliance-Risiken eingehen. Hinzu kommen Herausforderungen, die Cloud an die vorhandene IT-Umgebung anzubinden und die Komplexität, die durch Multi-Cloud-Umgebungen entsteht.

Wie können Unternehmen vorgehen, die noch keine oder nur wenig Erfahrung mit Public Clouds und Multi-Cloud-Umgebungen haben? 

Hier empfiehlt es sich, auf Frameworks zurückzugreifen. Wir bei Fujitsu setzen mit unserem Framework, der Digital Business Reference Architecture, schon ganz zu Beginn an: Gemeinsam mit dem Kunden erarbeiten unsere Fachleute eine schlüssige Strategie für die Migration in die Cloud und den Aufbau einer Hybrid-IT-Umgebung, bevor es überhaupt an den Cloud-Provider geht. Zur Cloud Strategie gehört auch ein Konzept für die effiziente und sichere Datenbewegung von der Edge zum Core, sprich dem On-Premises-Rechenzentrum in die Cloud. Nur wenn die Datendurchgängigkeit nahtlos ist, kann man von einer funktionierenden Hybrid-IT sprechen. 

Wie sehen die einzelnen Schritte bei der Umsetzung eines solchen Frameworks aus und welche Hilfestellungen gibt es für die Nutzer?

Es hört sich komplizierter an, als es ist, dennoch ist es sinnvoll, Experten zu Rate zu ziehen. So prüfen unsere Fachleute beispielswiese zusammen mit dem Nutzer, welche Cloud-Strategie für ihn den größten Mehrwert bringt – vor allem vor dem Hintergrund der Digitalisierungsstrategie, die das Unternehmen verfolgt. In vielen Fällen ist das Ergebnis der Aufbau einer Hybrid-IT, jedoch gibt es auch Unternehmen, für die eine reine Cloud-Strategie die beste Lösung ist. Es ist daher wichtig, gemeinsam die richtige Lösung zu definieren. Wir nennen das Co-Creation, also eine enge Zusammenarbeit zwischen der IT-Abteilung und den Fachbereichen des Nutzers sowie den Fujitsu-Experten.

Wie sieht die Umsetzung der Strategie in der Praxis aus?

Einer der wichtigsten Punkte ist der Cloud-Readiness-Check, der Aufschluss darüber gibt, welche Cloud-Strategie am besten zum Geschäftsmodell und der Branche passt, in der ein Unternehmen tätig ist, und welche IT-Ressourcen und Anwendungen in eine Cloud verlagert werden können. Faktoren wie etwa, welche IT-Umgebung schon vorhanden ist, über welche Qualifikationen die Mitarbeiter verfügen und welche Compliance-Vorgaben herrschen, fließen in diese Bewertung mit ein. Mithilfe von „Best Practices“ erarbeiten die Mitarbeiter von Fujitsu dann maßgeschneiderte Lösungen für das Unternehmen.

Wie wichtig ist Datenmanagement für Cloud-Nutzer?

Da der Großteil der Unternehmen hierzulande auf Hybrid-Cloud und Hybrid-IT-Umgebungen setzen, ist das Datenmanagement und ein umfassender Blick auf alle Daten und deren Speicherorte von zentraler Bedeutung. Dazu kommt der Kostenfaktor, denn das Speichern von allen Daten in einer Public Cloud ist nicht automatisch die kostengünstigste Lösung. Deshalb haben wir in unsere Lösungen Technologien integriert, die neben Funktionserweiterungen auch die Bereitstellungsoptionen von Storage- und Compute-Ressourcen unter dem Aspekt Kosten prüfen.

Wenn ein Unternehmen die für sich passende Cloud-Strategie gefunden hat, bleibt noch eine entscheidende Frage, nämlich: Wer übernimmt den Betrieb der Cloud-Umgebung? 

Das ist in der Tat eine wichtige Frage, vor allem angesichts des Trends hin zur Multi-Cloud-Umgebung. Wir legen bei unseren Diensten deshalb großen Wert auf das Cloud-Betriebsmodell. Das muss optimal zu den Anforderungen des Nutzers passen. Fujitsu bietet eine breite Palette von Betriebsmodellen an, von Managed Services über Managed-Hosted-Angebote, den Betrieb von Private und Hybrid Clouds bis hin zum Multi-Cloud-Management. Seit Herbst 2020 gibt es auch das Fujitsu Service Hub, eine neuartige, zentrale Service-Plattform, mit der Unternehmen über ein Web-Portal aus von einem Servicekatalog die gewünschten IT-Dienste auswählen und festlegen können, wo sie eingesetzt werden sollen – im Unternehmensrechenzentrum, einem Datacenter von Fujitsu oder auf eine Public-Cloud-Plattform wie Microsoft Azure oder einem anderen Anbieter. Natürlich sind auch Kombinationen möglich. Mit dem Fujitsu Service Hub ist der Weg in die Cloud für Unternehmen einfacher denn je.


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