„Windows-10-Migration fordert IT-Manager heraus“

Viele Unternehmen sehen die Vorteile von Windows 10 und beschäftigen sich mit einer Migration. Doch knifflige Datenschutzeinstellungen, die Integration mit der Cloud und das neue Windows-as-a-Service-Modell machen die Vorbereitungen zu einem komplexen Unterfangen, berichtet Jochen Rapp, Solution Manager bei Computacenter, im Interview. [...]

Unter Privatanwendern verbreitet sich Windows 10 bislang schneller als alle anderen Windows-Versionen. Wie wird die Plattform von Unternehmen angenommen?

Rapp: Auch in Unternehmen wird Windows 10 sehr gut angenommen, die Nachfrage ist sogar noch größer als bei Windows 7. Wobei man jedoch noch nicht von einer wirklichen Verbreitung sprechen kann, denn primär laufen in den Unternehmen aktuell noch die Vorbereitungen auf Windows-10-Migrationen. Dazu gehören Proof-of-Concepts, Analysen für rollenbasierte IT-Ausstattungen, Backend-Anpassungen und Vorbereitungen sowie Windows-10-Pilotumgebungen mit ersten Benutzergruppen, die Windows 10 im kleinen Rahmen ‚ausprobieren‘. Die eigentlichen großflächigen Rollouts erwarten wir ab Anfang 2016.

 Computacenter-Experte Jochen Rapp: „Großflächige Rollouts von Windows 10 erwarten wir ab Anfang 2016.“ (c) Computacenter

Was sind aus Ihrer Projekterfahrung die ausschlaggebenden Gründe für eine Migration auf Windows 10 im professionellen Umfeld?

Rapp: Unsere Kunden sehen einige spannende Mehrwerte bei Windows 10. Dazu gehört, dass es eine einheitliche Plattform für Entwicklung, Nutzung und Management über alle Geräte und Applikationen hinweg bietet. Weitere Vorteile sind die Unterstützung von modernen Touch-Geräten, eine deutlich höhere Sicherheit im Vergleich zu den Vorgänger-Versionen und die vereinfachten Möglichkeiten für die automatisierte Installation. Aber auch die Support-Verlängerung gegenüber
Windows 7 und Windows 8 kommt bei den Kunden gut an.

WINDOWS 10: „DATENSCHUTZ IST EIN KRITIKPUNKT“

Was spricht aus Sicht der Unternehmen gegen einen Umstieg?

Rapp: Das Thema Datenschutz ist ein Kritikpunkt. Es wird oft bemängelt, dass Windows 10 im Hintergrund Daten an Microsoft sendet. Zwar können Kunden der Enterprise Edition dieses Verhalten von Windows 10 abschalten, die Konfiguration muss dafür aber mit Blick auf die Richtlinien der Kunden genau analysiert und eingestellt werden, um eine ungewünschte Datenweitergabe zu verhindern. Zudem birgt das umfangreiche Paket aus neuen Funktionen sowie die Integration mit Cloud und Backend bei der Migration viel Komplexität. Und nicht zuletzt bringt auch das neue Windows-as-a-Service für Unternehmen zahlreiche Herausforderungen mit sich: existierende Prozesse sind ja in der Regel noch nicht auf regelmäßige kleine Updates alle paar Wochen oder Monate ausgerichtet, sondern eher auf die bisher üblichen großen Updates, die eher im Abstand von einigen Jahren stattfanden.

Worauf sollten Unternehmen besonders achten, wenn sie ein Upgrade erwägen?

Rapp: Sie sollten sicherstellen, dass ihr Backend auf dem aktuellen Stand ist und Windows 10 unterstützt. Windows Server und System Center Configuration Manager (SCCM) müssen in einer bestimmten Mindestversion installiert sein. Zudem müssen vorhandene Intranet-Anwendungen ebenso wie auch alle normalen Windows-Anwendungen auf die Kompatibilität zu Internet Explorer 11 überprüft werden – insbesondere wenn Unternehmen ältere Systeme als Windows 7 einsetzen.

Welche Kompatibilitätsprobleme hinsichtlich Anwendungen und Hardware sind bislang in der Praxis aufgetreten?

Rapp: Alles, was unter Windows 7 läuft, läuft in der Regel auch unter Windows 10. Eventuell müssen Virenscanner, Firewall und VPN upgedatet werden, das ist aber sehr selten. Die Kompatibilität ist sogar noch besser als bei Windows 8.x.

Welche Rollout-Methoden für Windows 10 bevorzugen Unternehmen nach Ihrer Erfahrung (z.B. Wipe and Load, In-Place-Update, Runtime Provisioning)?

Rapp: Aktuell ist es noch zu früh, dazu etwas zu sagen, da die Unternehmen noch in der Planungsphase sind und sich das Provisioning noch in der Entwicklung befindet. Bisherige Erfahrungen deuten aber zumindest an, dass für Windows-8.x-Kunden In-Place-Updates genutzt werden, für Windows 7 hingegen eher Wipe and Load. Einer der Gründe ist das Alter der Windows-7-Images. Diese müssten im Zuge des Updates von Grund auf erneuert und gegebenenfalls auf neue Technologien (Wechsel von 32 auf 64 Bit, Einführung von Secure Boot) umgestellt werden, was ein In-Place-Update verhindern würde.

Nutzen professionelle Anwender die von Microsoft angebotenen neuen Update-Optionen wie „Current Branch for Business“ oder „Long Term Servicing Branch“?

Rapp: Auch hier befinden Unternehmen sich aktuell noch in der Planungsphase. Aber grundsätzlich werden sich die Kunden für diese Varianten entscheiden müssen. Denn die dritte der möglichen Optionen, „Current Branch“, richtet sich eher an Privatkunden und wird für unsere Großkunden schwer umsetzbar sein.


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