Xerxes Cooper und Maria Kirschner über Kyndryls Strategien für die Zukunft, KI und Vertrauen sowie Innovation in Österreich

Xerxes Cooper, President of Strategic Markets bei Kyndryl, und Maria Kirschner, Vice President und Country General Manager von Kyndryl Alps, im Gespräch mit der ITWELT.at über Künstliche Intelligenz, Regulierung, Fachkräftemangel und entsprechende Strategien. [...]

Xerxes Cooper, President of Strategic Markets bei Kyndryl (c) Kyndryl
Xerxes Cooper, President of Strategic Markets bei Kyndryl (c) Kyndryl

Herr Cooper, Sie sind President of Strategic Markets bei Kyndryl. Was verstehen Sie unter einem strategischen Markt?

Xerxes Cooper: Kyndryl definiert sich durch die Werte „flat, fast and focused“. Unsere flache Struktur befähigt lokale Führungskräfte, unabhängig und zügig zu agieren. Mit unserer „Zehn-Plus-Eins“-Strategie konzentrieren wir uns auf zehn Schlüsselmärkte und 50 strategische Länder. Dadurch fördern wir den Austausch bewährter Praktiken und bieten Kunden und Kundinnen wertvolle Einblicke in Entwicklungen ihrer Peer-Group.

Sie sagen, Sie übertragen Ihr Wissen von einem Land ins andere. Nutzen Sie diese Erkenntnisse, um eine Art „Top Layer“ für alle Länder zu schaffen?

Cooper:  Kyndryl verfolgt das Ziel, Kunden und Kundinnen umfassend und individuell zu unterstützen, indem wir sie dort abholen, wo sie stehen, und sie in jeder Phase ihrer Reise begleiten. Unser globales Modell kombiniert lokale Expertise mit den Ressourcen eines weltweiten Netzwerks. So entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen, die regionale Erkenntnisse mit globalem Wissen und Best Practices verbinden. Dieser Ansatz ermöglicht Schnelligkeit, Fokus und hohe Reaktionsfähigkeit, während der lokale Kontext stets berücksichtigt wird. Agilität und effiziente Ressourcennutzung stehen dabei im Mittelpunkt, um optimale Ergebnisse für unsere Kunden und Kundinnen zu erzielen.

Maria Kirschner, Vice President und
Country General Manager von Kyndryl Alps
(c) Kyndryl

Maria Kirschner: Ich erlebe das aus erster Hand in unserem Markt. Wir fördern die kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Teams und den Austausch mit anderen Regionen, um starke lokale Expertise mit globalem Wissen, bewährten Praktiken und Partnerschaften zu kombinieren. Dies bringt unseren Kunden und Kundinnen einen klaren Vorteil und bietet unseren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen spannende Möglichkeiten, an internationalen Projekten mitzuwirken.

Wo sehen Sie Österreich und die heimischen Unternehmen? Wo stehen wir aktuell?

Cooper: Österreich zählt zu Kyndryls wichtigsten Märkten, geprägt durch die herausragende Arbeit von Maria Kirschner und ihrem Team. Ein zentraler Fokus liegt auf Kyndryl Consult, das Organisationen unter anderem bei der Modernisierung ihrer Mainframe-Umgebungen in hybriden Cloud-Welten unterstützt. Mit unserer Expertise fördern wir IT-Transformationen, stärken Resilienz und Effizienz, optimieren Betriebsabläufe und bereiten Unternehmen auf eine digitale, KI-getriebene Zukunft vor. Zusätzlich verschafft die KI-gestützte Integrationsplattform Kyndryl Bridge unseren Kunden und Kundinnen entscheidende Wettbewerbsvorteile.

Kyndryl Bridge soll eine offene Plattform sein. Wie offen ist sie wirklich?

Cooper: Kyndryl Bridge entwickelt sich kontinuierlich weiter, um ein Höchstmaß an Offenheit und Flexibilität zu gewährleisten. Durch die Zusammenarbeit mit Hyperscalern ermöglichen wir eine nahtlose Systemintegration. Ein zentraler Anwendungsbereich, für den unsere Kunden und Kundinnen Kyndryl Bridge nutzen, ist KI – insbesondere operationelle KI. Dadurch erhalten sie umfassende Einblicke in alle Prozesse ihrer Umgebung, was ihnen ermöglicht, fundierte Entscheidungen zu treffen und gezielt Maßnahmen zu ergreifen. Unternehmen, die auf Kyndryl Bridge setzen, profitieren von einem besseren Überblick sowie einer erhöhten Handlungssicherheit.

Mit Kyndryl Bridge begleiten Sie also Organisationen auf dem Weg der digitalen Transformation. Aber Entscheidungen müssen getroffen werden – übernimmt das die Plattform oder Kyndryl?

Cooper: Ein grundlegender Bereich von Kyndryl Bridge ist die Automatisierung – unsere Systeme können eigenständig Patches einspielen, Wiederherstellungen durchführen und den Status quo prüfen. Dabei stellen wir nicht nur Daten und Analysen bereit, sondern auch umsetzbare Erkenntnisse. Diese ergänzen sich nahtlos mit der aufgabenkritischen Expertise von Kyndryl Consult und bieten unseren Kunden und Kundinnen somit erheblichen Mehrwert.

Wie begegnet Kyndryl dem Fachkräftemangel?

Cooper: Unsere Advanced-Delivery-Strategie stattet Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den notwendigen Fähigkeiten aus, unterstützt durch ein Automatisierungstool zur Reduzierung repetitiver Aufgaben. Dies entlastet das Team, ermöglicht Weiterbildungen und hat bereits über 5.000 Mitarbeitende in neue Rollen gebracht, wodurch unser Kompetenzökosystem gestärkt wird.

Sie sind ein globales Unternehmen, und in Europa gibt es insbesondere viele Regularien. Wie gehen Sie mit Vorschriften wie DORA um?

Cooper: Kyndryl unterstützt seine Kunden und Kundinnen mit umfassender Expertise bei der Minimierung von Cyberrisiken und dem Aufbau resilienter IT-Infrastrukturen, um die Anforderungen der Digital Operational Resilience Act (DORA) zu erfüllen. Dies umfasst IT-Analysen, zukunftsweisende Compliance-Strategien und Maßnahmen zur Vorbereitung auf die ab Januar 2025 geltenden Vorgaben.

Als führender Anbieter von Technologieinfrastruktur-Dienstleistungen bringt Kyndryl tiefgehendes Fachwissen und operative Erfahrung ein, um zentrale Anforderungen zu identifizieren, Lücken zu analysieren und Fahrpläne zur Risikominderung zu erstellen. Indem wir Compliance strategisch auf allen Organisationsebenen verankern, einschließlich des Management-Boards, wird sichergestellt, dass Stakeholder flexibel auf regulatorische Änderungen reagieren können.

Eine globale Kyndryl-Studie zeigt, dass nur 39 Prozent der Unternehmen ihre IT-Infrastruktur als risikobewältigungsfähig einschätzen. Kyndryl adressiert diesen Bedarf gezielt mit einem beratungsorientierten Ansatz, der die DORA-Umsetzung sowie die Cyberresilienz und Anpassungsfähigkeit fördert.

Vertrauen ist ein wichtiges Thema in der Beratung. Bei KI zum Beispiel geht es auch um Vertrauen. Was ist Ihre Meinung dazu? Wie schaffen Sie Vertrauen?

Cooper: Künstliche Intelligenz revolutioniert die Arbeitsweise von Unternehmen, insbesondere durch generative KI wie ChatGPT, die Effizienz steigern, Innovation fördern und komplexe Probleme lösen kann. Bei Kyndryl steht die verantwortungsvolle Nutzung im Fokus: Ethische KI soll Bias und Fragen des geistigen Eigentums berücksichtigen, während die Nachvollziehbarkeit Transparenz schafft und Vertrauen stärkt. Eine solide Datenbasis ist entscheidend, um KI erfolgreich zu skalieren und in Unternehmensanwendungen zu integrieren. Durch die Kombination von Verantwortung und starker Datenstrategie können Unternehmen das enorme Potenzial der KI ausschöpfen.

Sind Sie gerüstet für generative KI beziehungsweise können wir jemals vollständig dafür gerüstet sein?

Kirschner: Wir wollen und müssen es sein. Generative KI basiert auf statischen Daten, die nicht immer genau oder sicher sind. Deshalb arbeiten wir mit unseren Kunden und Kundinnen an robustem Datenmanagement, Data Governance und verlässlichen Daten – das ist unser Kern, den wir mit spezifischen Anwendungsfällen weiter ausbauen können.

Cooper: Zudem leiden generative KI-Anwendungen oft unter fragmentierten Ergebnissen und die Daten können nicht universell genutzt werden. Viele unserer Klienten haben Data Lakes aufgebaut, die mittlerweile zu Datensümpfen geworden sind. In diesen Fällen helfen wir bei der Bereinigung und Sicherung der Daten, um deren Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Dies schafft Vertrauen und ermöglicht eine schnellere und effizientere Implementierung generativer KI.

In welche Richtung wird sich Kyndryl in Zukunft entwickeln?

Cooper: Drei zentrale Trends prägen unsere Arbeit: die Modernisierung hybrider IT-Strukturen, unterstützt durch Kyndryl Bridge; die Förderung datengesteuerter Innovation und generativer KI durch optimierte Kerndatensysteme; sowie der Aufbau robuster, sicherer Infrastrukturen zur Stärkung der Resilienz von Organisationen.

Kirschner: Diese drei Themen Modernisierung, Innovation und Resilienz sind oft miteinander verbunden, und wir priorisieren gemeinsam mit Kunden und Kundinnen den Bereich mit dem größten Mehrwert. Ein weiterer Trend ist Nachhaltigkeit, die durch moderne Technologien und KI vorangetrieben wird. Szenarioplanung und Datenintegration fördern Effizienz und Transparenz zu Umweltauswirkungen. Eine Kultur der gemeinsamen Verantwortung und funktionsübergreifende Teams sind entscheidend, um Nachhaltigkeit als Kernpriorität zu verankern.

Herr Cooper, Sie haben viele Auszeichnungen erhalten, darunter den Diversity Champion Award 2020. Wie geht Kyndryl dieses Thema an?

Cooper: Diversität ist entscheidend für den Erfolg unserer Organisation. Wir schätzen die Stärke, die sich aus Vielfalt in Denkweisen, Erfahrungen und Fachkenntnissen ergibt. 

Kirschner: Hier in Österreich ist es mir besonders wichtig, Frauen dazu zu motivieren, eine Karriere in der IT anzustreben, um unsere Branche weiterzuentwickeln. Mehr als 50 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind weiblich – ein enormes Potenzial für neue Innovationen und Wachstum.


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