Zukunftsweisende Kooperationen: Die Vision von Linde Digital für Start-ups

Der Linde Verlag fördert Jungunternehmen wie Blockpit, IURIO, Sproof und Cybertrap, die sich als Branchenführer im DACH-Raum etabliert haben. Im ITWELT.at-Interview spricht Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer des Linde Verlags, über die Auswahlkriterien für Start-ups und langfristige Ziele der Linde Digital GmbH. [...]

"Mittelfristig soll Linde als zuverlässiger Partner in Sachen Software bekannt werden." Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer des Linde Verlags. (c) Martin Wacht
"Mittelfristig soll Linde als zuverlässiger Partner in Sachen Software bekannt werden." Benjamin Jentzsch, Geschäftsführer des Linde Verlags. (c) Martin Wacht

Der Linde Verlag, 1925 gegründet mit jahrzehntelanger Erfahrung und Expertise im Bereich Steuer, Wirtschaft und Recht, investiert seit einiger Zeit mit Linde Digital in österreichische digitale Start-ups und unterstützt die Jungunternehmen mit ihrer strategischen und finanziellen Expertise.

Welche Kriterien sind für die Linde Digital bei der Auswahl von Start-ups entscheidend?

Wir agieren als strategischer Investor, somit achten wir darauf nur in Unternehmen zu investieren, die für unseren Kundenkreis besonders interessant sind. Wenn die Zielgruppen von Linde und den Start-ups deckungsgleich sind, dann können wir einen klaren Mehrwert bieten. In erster Linie sind unsere Kunden zunächst Steuerberater, Rechtsanwälte, Notare, aber auch Unternehmen im privaten wie öffentlichen Sektor. Wir begleiten seit über 100 Jahren eine durchaus breite Zielgruppe mit fachlich hochwertiger Literatur und seit mehr als einem Jahrzehnt auch mit Software. Linde ist einer der führenden Verlagshäuser in puncto Steuer, Wirtschaft und Recht. Linde Digital – unsere auf Software spezialisierte Tochtergesellschaft – fokussiert sich ebenfalls auf diese Kerngebiete, allerdings auch über unsere Landesgrenzen hinaus. Die relevanten Start-up-Sektoren sind für uns daher Legal-Tech, Reg-Tech und Tax-Tech.

Was sind die langfristigen Ziele der Linde Digital im Hinblick auf die Unterstützung von Start-ups?

Mittelfristig soll Linde als zuverlässiger Partner in Sachen Software bekannt werden, so wie es der Verlag schon seit Jahrzehnten bei der Literatur ist. Unsere Software-Produkte sollen unseren Kunden den Arbeitsalltag erleichtern, bei der Automatisierung unterstützen, und letztlich ermöglichen wettbewerbsfähig zu bleiben bzw. ihre Ertragskraft zu steigern. Ein weiteres großes Ziel ist es, dass die Start-ups in unserem Portfolio voneinander profitieren können – wir spüren schon heute, dass die Synergien unter den Gründern groß sind und haben große Freude daran sie bei ihrem Wachstum zu begleiten.

Wie profitieren die Start-ups von der Zusammenarbeit?

Die Start-ups erhalten Expertise vom Verlag, dazu eine massive Unterstützung beim Marketing, und nicht zuletzt ist der Business Angel of the Year 2023, Berthold Baurek-Karlic, durch sein Unternehmen Venionaire Capital AG auch als Partner in der Linde Digital GmbH mit an Bord. Wir unterstützen unsere Unternehmen so auch weit über die Grenzen hinaus. Außerdem werden einige Start-ups mit individuellen Entwicklungen für die Linde Digital GmbH beauftragt, was einen zusätzlichen Synergieeffekt für beide Seiten bringt.

Welche Rolle spielt Österreichs Start-up-Szene? Welche spezifischen Faktoren tragen dazu bei, dass österreichische Start-ups wie sproof international wettbewerbsfähig sind?

Viele heimische Start-ups haben als Uni-Projekte gestartet, das ist beispielsweise auch bei sproof der Fall. Die Gründer sind also hervorragend ausgebildet. Österreich ist hier bei den Universitäten und Fachhochschulen sehr gut aufgestellt. Für ein erfolgreiches Start-up braucht es zusätzlich ein agiles Gründerteam und natürlich auch Investoren, die an das Start-up glauben. Als etabliertes Mittelstandsunternehmen sind wir darüber hinaus auch in der Lage einen Marktzugang zu geben, was den Gründern schneller, schönere Zahlen bescheren kann, wenn sie sich bei unseren Kunden als gute Lösung beweisen.

Welche Herausforderungen sehen Sie für Start-ups in den Bereichen Steuer, Wirtschaft und Recht in den kommenden Jahren?

Im juristischen Bereich, gerade im klassischen Recht und im Steuerrecht, werden LLMs (Large Language Models) nachhaltige Veränderungen mit sich bringen. Die Art der Kommunikation mit den Mandaten wird sich verändern, auch weil der Mandant besser vorbereitet und informiert sein wird. Im regulatorischen Bereich werden Richtlinien wie DAC-8 oder MICA (sprich Regulierungsrahmen für Kryptowährungen und sonstige Kryptowerte) für einen massiven Ansturm auf entsprechende Technologien sorgen, da man hier schlicht mit einem Excel Sheet nicht mehr weit kommt. Unsere Beteiligung Blockpit AG ist in diesem Feld bereits europäischer Marktführer. Wer hier gut vorbereitet – und gut investiert – ist, wird profitieren.

Wie schaffen Sie Synergien und Partnerschaften zwischen den verschiedenen Start-ups und unterstützen sie sich gegenseitig in ihren jeweiligen Geschäftsfeldern?

Als Investoren versuchen wir die gegenseitige Integration von unterschiedlichen Funktionen voranzutreiben und einen Austausch zwischen den Start-ups zu schaffen. Das kann zwischenzeitlich durchaus eine Herausforderung sein, da die Gründer natürlich wenig Zeit haben und sich stark auf ihr eigenes Produkt fokussieren. Wir bekommen aber auch viele nützliche Infos über aktuelle Entwicklungen aus der Community, weil unsere Start-ups auch tagtäglich auf der Suche nach neuen Partnerschaften sind. So sind bereits einige interessante Kontakte zustande gekommen. Gründer lernen aber auch durchaus voneinander – etwa bei Online-Kampagnen, im Zusammenhang mit Strategien zur Kundengewinnung und aus Erfahrungen, die sie untereinander teilen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Zusammenarbeit mit den Start-ups?

Einerseits werden wir die Zusammenarbeit mit den Start-ups weiter ausbauen. Andererseits sehen wir die Linde Digital auch als eine eigene Art Start-up, das eigene Entwicklungen vorantreiben wird. Wir streben durchaus danach neue Kundengruppen zu erschließen bzw. digitale Ergänzungen zu etablierten Printwerken – die, wie das Steuersparbuch, teilweise seit 30 Jahren bei uns jährlich erscheinen – zu entwickeln. Die App „Mei Marie“ für eine einfache und verständliche Arbeitnehmerveranlagung ist hier ein gutes Beispiel. Wir geben damit Arbeitnehmer ein Werkzeug zur laufenden Belegsammlung in die Hand und unterstützen sie dabei das Maximum beim Steuerausgleich herauszuholen. In Zukunft soll es noch weitere coole Apps von Linde Digital geben.


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