Höhere Ernteerträge - das versprechen zwei Cloud-IoT-Anwendungen des Bosch Startups Deepfield Robotics. Landwirte sollen so kostspielige Ernteausfälle vermeiden können. [...]
Bald ist es wieder soweit – die Spargel- und Erdbeersaison beginnt. Während manchem Gourmet beim Gedanken an die begehrten Köstlichkeiten das Wasser im Munde bereits zusammenläuft, steht so manchem Landwirt der kalte Schweiß auf der Stirn, wenn er an die Unbilden des Wetters denkt: Erfriert sein leckeres Gewächs noch kurz vor der Ernte oder stirbt es gar den Hitzetod, weil die ersten Sonnenwochen des Frühlings doch zu kräftig sind?
Sowohl Erdbeeren als auch Spargel fühlen sich nur in einem engen Temperaturfenster wohl. Wird dieses nicht eingehalten, drohen schnell Ernteausfälle in Höhe von 30 bis 50 Prozent. Doch wie hoch ist die Temperatur auf dem Acker und wie sieht es mit der Luftfeuchtigkeit aus? Fragen, die das Bosch-Startup Deepfield Robotics nun mit dem „Deepfield Connect – Strawberry Monitoring“ im Falle der Erdbeeren beantworten will. Zur Saison 2016 hatte das Unternehmen bereits seine IoT-Lösung „Asparagus Monitoring“ vorgestellt.
Drei wichtige Komponenten
Dabei setzt sich die IoT-Lösung im wesentlich aus drei Komponenten zusammen: Den Sensoren, einem Gateway sowie einer Smartphone-App. Dabei misst ein Sensor Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit direkt an der Erdbeerpflanze. Bei Über- beziehungsweise Unterschreiten eingestellter Warngrenzen erfolgt eine Alarmierung per Smartphone. Dies kann bei Frost, Überhitzung und zu hoher Luftfeuchtigkeit an der Erdbeerpflanze sein. Ferner kann ein weiterer Sensor diese Werte auch oberhalb der Pflanze und ihrer Abdeckung messen. Optional ist zudem noch ein Bodenfeuchtesensor erhältlich, der die Bodenfeuchtigkeit misst.
Die gewonnenen Daten überträgt das Gateway dann in die Bosch IoT-Cloud. Dort kann der Nutzer die Daten per Smartphone ab abrufen und sich beim Über- und Unterschreiten gewisser Werte alarmieren lassen, um etwa die Felder rechtzeitig zu- oder aufdecken zu können. Die Verbindung mit der Cloud nimmt das Gateway per Mobilfunk über eine integrierte SIM-Karte auf, weshalb zum Betrieb der Lösung ein Mobilfunkempfang zwingend erforderlich ist. Im Gateway selbst ist zudem ein GPS-Modul integriert, so dass man bei Bosch immer weiß, wo sich die Geräte befinden. Langfinger hätten also wenig Spaß an ihrer Beute, zumal Bosch die IoT-Lösung remote monitort und auch deaktivieren kann. Bosch zufolge hält die Batterie des Gateways vier bis sechs Jahre.
Die Sensorwerte kann der Nutzer dann auf dem Smartphone ablesen. Zudem erhält er durch das eingebaute GPS im Gateway noch eine standortspezifische zweitägige Wettervorhersage. Via Smartphone werden auch die verschiedenen Alarmwerte eingestellt. Des Weiteren bietet die App eine Historienansicht aller gemessenen Messwerte. Die Darstellung kann in Tages-, Wochen- oder Monatsansicht erfolgen.
Einfache Installation
Dabei ist die Installation sehr einfach, denn um die IoT-Lösung nutzen zu können, sind weder IT- noch IoT-Kenntnisse erforderlich. Der User muss lediglich die Sensoren am Gateway anstecken und die Lösung per Eingabe der Produktseriennummer aktivieren. Nach dem gleichen Grundprinzip arbeitet auch die Spargel-IoT-Lösung. Lediglich der Sensor, der im Spargeldamm steckt, unterscheidet sich. So kommt ein längerer Erdspieß zum Einsatz, der die Temperatur in Tiefen zu 5, 20 und 40 Zentimetern misst.
Mietmodell
Neue Wege ging Bosch auch beim Business-Modell für seine beiden IoT-Löungen. Statt die Geräte einfach an den Kunden zu verkaufen, verfolgt Bosch einen as-a-Service-Ansatz und setzt auf ein Mietmodell. Für Asparagus Monitoring fällt dabei eine jährliche Nutzungsgebühr von 319 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer an. Das Erdbeer-Monitoring kostet je nach Ausstattung (Zahl der Sensoren) zwischen 319 und 409 Euro Jahresmiete zuzüglich Mehrwertsteuer.
*Jürgen Hill ist Teamleiter Technologie bei der Computerwoche.
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