Irak: Bevölkerung umgeht Websperre mit App

Die Smartphone-App "Firechat" der US-Firma Open Garden ermöglicht es Nutzern auch ohne Internetverbindung, Nachrichten untereinander zu verschicken. [...]

Alleine in der vergangenen Woche wurde die Software rund 40.000 Mal im Irak heruntergeladen. Der Grund: Der Vormarsch der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIS) hat die irakischen Behörden dazu veranlasst, den Zugang zum Internet und bestimmten sozialen Online-Plattformen deutlich einzuschränken.

„Im Laufe der letzten paar Wochen wurden Iraker, die ein Social-Media-Portal im Internet besuchen wollten, immer öfter mit einer Nachricht des Kommunikationsministeriums begrüßt, die ihnen erklärt hat, dass der Zugang zu diese Seite gesperrt worden ist“, schildert BBC News die aktuelle Situation im voderasiatischen Ölstaat. In einigen Regionen, in denen ISIS-Kräfte besonders aktiv sind, habe die Regierung sogar veranlasst, dass der Zugang zum Web vollständig gekappt werden muss. Dadurch wolle man den Dschihadisten die Kommunikation erschweren, so die offizielle Begründung.

Mit dieser drastischen Maßnahme werden aber auch gleichzeitig die Kommunikationsmöglichkeiten der eigenen Bevölkerung beschnitten. Diese hat mit der Firechat-Applikation aber anscheinend schon eine brauchbare Alternative gefunden. „Die Popularität unserer App im Irak wird nur noch in den USA überboten“, erklärt ein Open-Garden-Sprecher. Knapp 40.000 Mal sei das Programm dort alleine in der vergangenen Woche heruntergeladen worden. „Dabei ist diese Zahl sicher noch untertrieben, weil viele dort private VPN-Netzwerke nutzen, um ihre Aktivitäten zu verschleiern“, ist das kalifornische Unternehmen überzeugt.

Dass ein freier Zugang zum weltweiten Datennetz bei militärischen Konflikten oft recht schnell aufgegeben beziehungsweise zumindest sehr stark eingeschränkt wird, um die Kommunikation des jeweiligen Gegners zu erschweren, ist keine Seltenheit. Dank des rasanten technologischen Fortschritts können die Betroffenen allerdings immer schneller und einfacher reagieren und Alternativen nutzen, um politisch angeordnete Netzsperren zu umgehen.

Waren es bei der Irankrise 2009 noch YouTube, Twitter und Blogs, über die sich die Opposition verständigen und austauschen konnte, sind es derzeit im Irak kleine spezialisierte Softwareprogramme. „Firechat funktioniert auch ohne Internetverbindung oder Mobilfunknetz“, wirbt Open House in der Kaufbeschreibung in Apples iTunes App Store. Der Trick dabei: Über die WLAN- und Bluetooth-Funktionen eines Smartphones verbinden sich die Handys von Firechat-Nutzern untereinander. Daraus entsteht ein öffentliches Netz, auf das parallel zum Internet zugegriffen werden kann. (pte)


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*