IT-Mitarbeiter wollen mehr Geld und weniger arbeiten

Weniger als ein Drittel der IT-Beschäftigten hat noch vor, beim aktuellen Unternehmen zu bleiben. Und nicht nur das: Sie wollen besser bezahlt werden und weniger Stunden arbeiten, so eine aktuelle Gartner-Umfrage. [...]

Nie war der Arbeitsmarkt für IT-Experten günstiger, meinen die Gartner-Marktforscher und Personalexperten, mit der Konsequenz, dass diese Personengruppe klare Anforderungen an ihre Arbeitgeber hat (c) pixabay.com

Nur 29,1 Prozent der IT-Mitarbeiter haben die feste Absicht, bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu bleiben, so das Ergebnis der aktuellen Global Labor Market Survey von Gartner. Je nachdem, wo sich diese IT-Beschäftigten befinden, kann diese Zahl noch viel niedriger sein. In Asien haben nur 19,6 Prozent eine hohe Bleibeabsicht, in Australien und Neuseeland sind es 23,6 Prozent, und in Lateinamerika sind es 26,9 Prozent. Sogar in Europa, der Region mit den besten Ergebnissen, erwarten nur vier von zehn IT-Beschäftigten (38,8 Prozent), in ihrem derzeitigen Unternehmen zu bleiben, so die Umfrage.

Generell ist die Wahrscheinlichkeit, dass IT-Beschäftigte ihren Arbeitsplatz behalten, laut der Umfrage um 10,2 Prozent geringer als bei Nicht-IT-Beschäftigten. Dies ist der niedrigste Wert von allen Unternehmensfunktionen. Für viele IT-Beschäftigte, die aufgrund der Pandemie und des Umstiegs auf hybride Arbeitsplätze jetzt besonders gefragt sind, ist dies eine Zeit, in der sie über ihre Karriere und ihr Leben nachdenken.

Riesenangebot an IT-Jobs

„Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt als jetzt, um den eigenen Karriereweg und das Unternehmen, für das man arbeiten möchte, zu finden“, sagt Graham Waller, Vice President und Distinguished Analyst bei Gartner. „IT-Mitarbeiter werden nie mehr Auswahl haben als jetzt.“

Die Umfrage von Gartner ergab, dass 65 Prozent der Arbeitnehmer der Meinung sind, dass die Pandemie sie dazu gebracht hat, die Rolle der Arbeit in ihrem Leben zu überdenken. Und 58 Prozent gaben an, dass die Pandemie ihre Sichtweise über die Attraktivität ihres derzeitigen Arbeitsplatzes verändert hat.

Große Verhandlungsmacht der ITler

„Die IT-Branche ist im Moment ein sehr heißer Arbeitsmarkt“, so Waller. „Es herrscht ein großer Wettbewerb um Talente. Manchmal vergleichen wir ihn sogar mit dem Wettbewerb um Spitzensportler – insbesondere in Schlüsselbereichen wie Cybersicherheit, Data Science, Cloud und agile Entwicklung.“ 76 Prozent der IT-Beschäftigten, die im vergangenen Jahr den Arbeitsplatz gewechselt haben, hatten mindestens zwei andere Stellenangebote, verglichen mit 43 Prozent der Nicht-IT-Beschäftigten, die mehrere Stellenangebote hatten. Das gibt IT-Mitarbeitern eine Menge Verhandlungsmacht, so Waller.

Zum ersten Mal seit Beginn der Global Labor Market Survey von Gartner vor zehn Jahren war die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben der wichtigste Grund für IT-Fachleute, sich für einen neuen Job zu entscheiden, gleichauf mit der Bezahlung.

Die „Alten“ sind nicht so wechselwillig

Die Herausforderung, IT-Talente zu halten, variiert je nach Altersgruppe und Region. So gaben IT-Mitarbeiter, die 30 Jahre und jünger sind, an, dass sie mit 2,5-mal geringerer Wahrscheinlichkeit in einem Unternehmen bleiben als die über 50-Jährigen. Nur 19,9 Prozent der IT-Beschäftigten zwischen 18 und 29 Jahren hatten eine hohe Wahrscheinlichkeit, im Unternehmen zu bleiben, verglichen mit 48,1 Prozent der 50- bis 70-Jährigen, so die Umfrage.

Für einige IT-Beschäftigte ist die Motivation, einen neuen Job anzunehmen, der Aufstieg in ihrem jeweiligen Fachgebiet, für andere die Vergütung. Aber für viele, vor allem für Arbeitnehmer mit jungen Familien, ist es wichtig, einen Job zu haben, der es ihnen ermöglicht, sich auf ihr Privatleben zu konzentrieren.

In der IT gibt es bald keine Boomer mehr, und die Gehälter werden steigen. Da die Generationen X und Y wichtige IT-Funktionen in Unternehmen übernehmen, fordern sie nicht nur höhere Gehälter, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen – und empathische Manager.

Schwere Hausaufgaben für IT-Arbeitgeber

„Unser Rat an CIOs lautet, menschenzentrierte Arbeitsmodelle für eine flexiblere Arbeitsumgebung und eine bessere Work-Life-Balance einzuführen“, so Waller. „Und sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Mitarbeiter stärker befähigt und respektiert fühlen“, so seine Forderung. Das fördere die Bindung von Talenten an das Unternehmen und führe zu guten Geschäftsergebnissen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen rät Gartner den CIOs, ihre veralteten Arbeitsmodelle zu überdenken:

  • Arbeitszeiten: Fortschrittliche Unternehmen geben ihren Mitarbeitern und Teams die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann sie am leistungsfähigsten sind, und gelten als Pioniere bei neuen Arbeitszeitmodellen wie der Vier-Tage-Woche.
  • Bürozentriertheit: Die Pandemie hat den Mythos erschüttert, dass Mitarbeiter nur in einem Büro arbeiten können, in dem sie von ihren Vorgesetzten gesehen werden. Die meisten Unternehmen planen nun für eine hybride Zukunft, die anerkennt, dass Mitarbeiter bei der „Kopfarbeit“ auch nicht nur im Büro produktiv sein können, während das Büro selbst für bestimmte Aktivitäten wie zwischenmenschliche Kontakte und Zusammenarbeit am besten geeignet ist.

(Der Text ist eine Übersetzung aus der Schwesterpublikation Computerworld.) (hk)

*Lucas Mearian schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld.com.


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