Vernetzte Autos machen das Leben leichter und bequemer. Sie könnten aber auch in Bälde verschiedene, massive Probleme verursachen. [...]
Die Bedrohung ist also konkret, das Thema IT Security hat inzwischen auf der Prioritätenliste einen Spitzenplatz ergattert. Nun stellt sich die Herkulesaufgabe der Umsetzung – unter erschwerten Rahmenbedingungen: Die Hersteller entwickeln unter Zeitdruck, um sich im Wettbewerb einen Vorsprung zu verschaffen. Der Fokus lag lange auf dem Nutzen, weniger auf den möglichen Sicherheitslücken integrierter IT-Systeme. Diese nun nachträglich zu schließen, ist aufwändig. Zudem sind Prozesse und Strukturen, die dem Zusammenwachsen der traditionellen Produktion mit der IT gerecht werden, noch im Aufbau begriffen.
Eine weitere Einsicht der Player auf dem Automobilmarkt: Die Transformation kann nur unternehmensübergreifend gelingen, vernetzte Fahrzeuge brauchen einheitliche Standards. Der Gesetzgeber dürfte hier eher zurückhaltend sein, sie müssen aus der Industrie kommen. Zudem gilt es, bei der Entwicklung vernetzter Autos bereits gesetzte Standards aus anderen Branchen wie der Finanzbranche zu berücksichtigen und diese an ihre Anforderungen anzupassen. Das betrifft beispielsweise den simplen Zahlungsprozess beim Tanken an der (Strom)-Tankstelle, das Abrechnen des Parktickets, den automatischen Einkauf neuer Winterreifen bei zu starker Abnutzung bis hin zu futuristischen Szenarien wie das Bezahlen für die grüne Welle oder zusätzliche Pferdestärken für den Wochenendtrip.
- Key Injection: Einbringen individueller digitaler Schlüssel in Halbleiter mittels eines echten Zufallsgenerators als HSM-Komponente. Mit dem individuellen Schlüssel der Bauteile erhält das Fahrzeug eine digitale Identität. Diese dient während des gesamten Lebenszyklus zur Authentisierung des Fahrzeugs, etwa in der Werkstatt oder zukünftig bei der Kommunikation der Fahrzeuge untereinander (V2V).
- Authentifizierung bildet die Basis für die Zugangskontrolle. Nur wer den digitalen Schlüssel parat hat, kann Änderungen am System vornehmen – etwa um GPS-Updates oder Musik herunterzuladen. Für Wartungsarbeiten durch Händler oder Servicemitarbeiter kann der Zugang mit Hilfe einer abgesichert werden.
- Code Signing: Dabei erhält die Software bereits in der Entwicklungsphase einen individuellen Schlüssel. So lässt sich sicherstellen, dass der Code sowohl echt als auch korrekt ist. Die Integrität und Authentizität der Software und ihrer Updates sind dadurch sichergestellt.
- Das gleiche Prinzip ist für den Austausch von Nutzerdaten anwendbar. Dabei sollten die Daten ausschließlich in einer verschlüsselten Datenbank gespeichert werden. Das kryptografische Schlüsselmaterial wird in einem HSM physikalisch getrennt von der Datenbank verwaltet und gespeichert. Das schützt die Daten vor unberechtigten Zugriffen – selbst dann, wenn Datenbankinhalte in die Hände von Datendieben und Cyberkriminellen gelangen.
- Kreditkarteninformationen werden in Secure Elements eingesetzt: Tokenization und HCE (Host Card Emulation) im Auto, wie derzeit schon für die Bezahlung mit dem Mobiltelefon.
Fazit: Autonomes Fahren nicht ohne IT Security!
Der Komfort vernetzter oder autonomer Fahrzeuge bietet nur dann einen Mehrwert, wenn er nicht zum Sicherheitsrisiko wird. Dieses zu minimieren, ist nun Aufgabe der Hersteller und Zulieferer. Denn IT-Security im Fahrzeug ist weit mehr als ein Wettbewerbsvorteil. Sie ist Voraussetzung, um in diesem hart umkämpften Markt bestehen zu können. Die Automobilbranche ist gefordert, die erkannten Sicherheitslücken in den Produktionsprozessen und -systemen schnell zu schließen. Zudem gilt es, unternehmensübergreifende Standards zu entwickeln sowie bereits etablierte zu übernehmen und anzupassen – im Gegensatz zu den Fahrzeugen ist eine autonome Steuerung an dieser Stelle leider wenig erfolgversprechend.
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