Das IT-Sicherheitsunternehmen Avira warnt vor den Folgen des in der vorigen Woche vom deutschen Bundestag verabschiedeten Gesetzes "zur effektiveren und praxistauglicheren Ausgestaltung des Strafverfahrens". Der dadurch ermöglichte Einsatz von sogenannten "Bundestrojanern" gefährde die Privatsphäre und IT-Sicherheit von Millionen von Nutzern in Deutschland und weltweit erheblich, so Avira. [...]
Statt für mehr Sicherheit zu sorgen wird das Gesetz neuen digitalen Risiken Tür und Tor öffnen und das IT-Sicherheitsniveau der Internetnutzer in Deutschland und weltweit gefährden. Strafverfolgungsbehörden können ohne Wissen der Betroffenen Software auf PCs, Laptops oder Smartphones installieren, um Daten zu entschlüsseln und die Nutzer zu überwachen. Dabei wird der Staat selbst zum Hacker, indem er ähnlich wie Cyberkriminelle technische Sicherheitslücken und Schwachstellen in Software und Geräten ausnutzt oder überhaupt erst schafft. Werden diese Sicherheitslücken bewusst verschwiegen oder ausgenutzt, handelt der Staat nicht zum Wohl und zur Sicherheit der Anwender. Vielmehr steigt das Risiko einer Ausnutzung von Schwachstellen durch Cyberkriminelle drastisch an.
Beispiele dafür sind die vor kurzem erfolgten Attacken durch die Erpressungstrojaner WannaCry und Petya auf Privatanwender, Krankenhäuser, Bahnhöfe und multinationale Konzerne. Diese Schadsoftware nutzte für ihre Angriffe den EternalBlue-Exploit, der ursprünglich von der NSA entwickelt und für ähnliche Überwachungsmaßnahmen genutzt wurde, wie sie wohl auch der Bundestrojaner ausführen kann. EternalBlue wurde im Rahmen der Vault7-Veröffentlichungen von WikiLeaks publiziert und ermöglichte es Cyberkriminellen, diese Schwachstelle auch für WannaCry und Petya auszunutzen.
„Wir betrachten die gesetzliche Grundlage für einen ‚Bundestrojaner‘ mit großer Sorge. Für Avira ist IT-Sicherheit und Privatsphäre ein Recht, nicht nur ein Privileg, das je nach Bedarf entzogen werden kann. Die Sicherheit und das Vertrauen unserer Nutzer stehen für uns an oberster Stelle und sind für uns nicht verhandelbar“, sagt Travis Witteveen, CEO von Avira. „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung die Sicherheitsstandards für digitale Geräte, Internet-Services, Anwendungen und Software zu verbessern. Wenn wir das nicht tun, werden Cyberkriminelle mehr und mehr Schaden anrichten. Wir betrachten jede Software, die versucht Schwachstellen mit Exploits auszunutzen und Geräte zu infizieren, als Schadsoftware – egal ob sie von nichtstaatlichen oder staatlichen Akteuren kommt. Wir werden sie löschen, entfernen und davon abhalten, Schaden anzurichten.“
MöglicheSchwachstellen im Bundestrojaner können von Cyberkriminellen ausgenützt werden
Avira entdeckt jeden Monat Milliarden von schädlichen Anwendungen und Webseiten. Das neue Gesetz wird es staatlichen Stellen ermöglichen, diese Situation noch weiter zu verschärfen, indem gezielt nach neuen, undokumentierten Schwachstellen gesucht wird. Zudem könnten mögliche Schwachstellen in der „Bundestrojaner-Software“ es Cyberkriminellen ermöglichen, falsche Daten oder Beweise in IT-Systemen zu hinterlegen. Das kann zu ungewollten und folgenschweren Auswirkungen bei den Nutzern führen, deren Geräte durch staatliche Sicherheitsbehörden entschlüsselt wurden.
„Wir sind der Meinung, dass Software-Hersteller über jede entdeckte Schwachstelle sofort informiert werden sollten, um diese im Interesse der Sicherheit der Anwender unverzüglich schließen zu können. Jeder ist hier in der Pflicht, Schwachstellen nicht geheim zu halten, da diese sonst von Cyberkriminellen genutzt werden können, um die Geräte von Nutzern mit Schadsoftware zu infizieren“, ergänzt Travis Witteveen.
Sicherheitslösungen von Avira schützen Millionen von Nutzern weltweit gegen Viren, Trojaner, Würmer, Ransomware, Phishing und andere Online-Gefahren. Avira entwickelt seine Erkennungsmerkmale und Schutzmodule ständig weiter und setzt dabei auf künstliche Intelligenz und cloudbasierte Sandbox-Technologie, um die neuesten Gefahren in Echtzeit zu klassifizieren und zu blockieren.
Be the first to comment