Während Faxgeräte in anderen Ländern zunehmend von E-Mail verdrängt werden, baut ausgerechnet Hightech-Nation Japan weiterhin auf die altmodisch anmutende Möglichkeit zur Dokument-Übermittlung. [...]
Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen halten ihre Fax-Geräte für unverzichtbar. 59 Prozent der japanischen Haushalte verfügen über ein Fax, wie die Washington Post berichtet. Zum Vergleich: in den USA waren sogar in den frühen 1990er Jahren nur fünf Prozent der Eigenheime mit Fax-Apparaten ausgestattet. Ein Grund für die Loyalität der Japaner ist ihre Schrift, die sich lange nicht mit Computern vertragen hat.
„In Österreich ist die Verwendung rückläufig. Seit der Einführung von Breitbandverbindungen werden Faxe fast nur noch im Geschäftsbereich verwendet, da sie im Gegensatz zu E-Mails rechsgeschäftlich wirksam sind. Genaue Zahlen sind schwierig zu erheben, da ein Fax technisch dasselbe ist wie ein Anruf“, heißt es aus der Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH auf Nachfrage der Nachrichtenagentur pressetext.
„Bis 1985 waren die Eingabesyswteme für Japanisch sehr umständlich. Erst dann hat Apple das erste brauchbare System entwickelt. Die japanische Schrift ist aus der chinesischen und zwei einheimischen Schriften zusammengesetzt. Für viele Begriffe gibt es zwei Leseweisen, die chinesische und die japanische, je nach Kontext“, sagt Sepp Linhart, Leiter des Instituts für Ostasienwissenschaften der Universität Wien, gegenüber pressetext. Heute geben Japaner die Wörter mit lateinischen Buchstaben ein und wählen aus Vorschlägen das richtige Zeichen aus, falls es verschiedene Möglichkeiten gibt, erklärt der Experte.
„In Japan wird noch mehr mit der Hand geschrieben, auch wenn das jetzt langsam zurückgeht. Mit dem Faxen einer Handschrift ersparen sich Japaner den Schritt der Übertragung mit lateinischen Buchstaben“, so Linhart. Auch bei der Katastrophe in Fukushima kommunizierten die Betreiber der AKWs teilweise via Fax mit der Regierung in Tokio. In anderen Ländern, deren Schriftsysteme ähnlich sind, etwa China, hat sich die Fax-Technologie nicht so gut gehalten wie in Japan.
„Es gibt eine berühmte Theorie, nach der es zwei Japans gibt. Das Hightech-Wunderland und das langsame, innovationsfeindliche Reich“, spekuliert der in Japan lebende Analyst Serkan Toto gegenüber der Washingtonm Post. Durch das traditionelle Ansehen, das die Handschrift genießt, hinkt der Gebrauch von Computern tastsächlich hinter anderen westlichen Ländern her. Das liegt auch daran, dass die Regierung in Japan ihr Monopol auf Telefonleitungen lange behalten hat. Das hat die Verbreitung von billigem Breitband gehemmt. Die Japaner surfen deshalb heute am liebsten von ihren Smartphones aus.
„Viele Haushalte sind schlicht nicht ans Internet angeschlossen“, sagt Stanford-Forscher Andrew Horvat. Das mache das Fax vielerorts zur praktikabelsten Möglichkeit zur Kommunikation. Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk setzt in Japan noch auf Fax. Eine Sendung für Gesundheitsbelange bietet Sehern die kostenpflichtige Möglichkeit, sich Rezepte nach Hause faxen zu lassen. 491.000 Japaner machen davon Gebrauch. Zwar zeichnet sich auch in Japan langsam ein Rückgang der Fax-Verwendung ab, noch ist de Technologie aus dem Alltag aber nicht wegzudenken. (pte)
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