Japans Hightech-Riesen setzen auf Seniorenhandys

Die japanische Elektronikindustrie hat die Smartphone-Revolution weitestgehend verschlafen. Der Technologiekonzern Fujitsu setzt aber bereits erfolgreich auf eine neue Strategie, die vor allem auf die Gruppe der älteren User abzielt. [...]

So verzichtet man bewusst auf einen Konkurrenzkampf mit Marken wie Apple und Samsung, die derzeit den Handy-Massenmarkt dominieren, und produziert stattdessen spezielle Geräte für die Generation 65 plus. Diese setzen auf eine Technologie, die bei Fujitsu „Raku-Raku“ genannt wird, was übersetzt soviel wie „einfach, einfach“ bedeutet und Kunden mit spezifischen altersgerechten Features wie einer optimierten Touch-Bedienung und Sprachwiedergabe locken soll.

„Wir sind überzeugt davon, dass Smartphones auch für ältere Nutzergruppen einen echten Mehrwert bedeuten können“, zitiert die New York Times Toru Mizumoto, Director der Mobile Product Division bei Fujitsu. Gleichzeitig geht man beim japanischen Elektromulti auch davon aus, dass dieser Mehrwert auf Seiten der User erkannt wird und zu einer steigenden Nachfrage führt. In Japan hat sich diese Auffassung bislang bestätigt: Seit Einführung der ersten „Raku-Raku“-Generation hat der Konzern eigenen Angaben zufolge bereits 20 Mio. Geräte verkauft. Von diesen alten Handys sind auch heute noch knapp zehn Mio. im Einsatz, wird von Firmenseite betont.

Dieser Erfolg soll nun mit dem „Stylistic S01“, dem ersten Smartphone der Seniorenserie von Fujitsu, auch in Europa fortgesetzt werden. Für den Markteinstieg hat sich das japanische Unternehmen den Mobilfunker Orange mit ins Boot geholt, der das Produkt zunächst in erster Linie in Frankreich vertreiben soll. Das Gerät selbst ist ein Android-Modell mit Vier-Zoll-Bildschirm, das auf den ersten Blick wie ein herkömmliches Smartphone wirkt. Erst auf den zweiten Blick werden die verschiedenen Modifikationen für ältere User ersichtlich.

Konkrete Features für diese Zielgruppe finden sich beispielsweise im Bereich der Touchscreen-Bedienung. Hier werden die einzelnen Kommando-Schaltflächen und Buttons deutlich größer dargestellt als auf normalen Handys und reagieren erst bei stärkerem Druck. Wird eine Telefonnummer eingetippt, erhält der Nutzer nach jeder Ziffernwahl zudem eine leichte Vibration als Bestätigung der Eingabe. Dadurch sollen Falscheingaben verhindert werden. Auch das Display ist generell heller eingestellt, was die Lesbarkeit verbessern soll. Für Notfälle wurde außerdem ein zusätzlicher Knopf am Stylistic S01 angebracht, mit dem schnell SMS-Nachrichten an Freunde oder Familienangehörige verschickt werden können.

Noch bedienen die Hersteller von Seniorenhandys eine Nische. Angesichts des prognostizierten demografischen Wandels und der dazugehörigen immer älter werdenden Gesellschaft ist jedoch anzunehmen, dass dieser Bereich bald zu einem wachstumsreichen Massenmarkt aufsteigen könnte. Dieses Potenzial wurde in der Wirtschaft bereits erkannt. „Die Generation 65 plus wird nicht nur größer. Sie wird auch jünger, zumindest was ihre Affinität zu neuen Technologien betrifft“, betont Fujitsu-Director Mizumoto: „Diejenigen, die im Jahr 2020 oder 2030 in Pension gehen, sind heute auf Facebook und Twitter aktiv.“

Auch der Linzer Seniorenhandy-Hersteller Emporia bringt zur Elektronikmesse IFA in Berlin sein erstes „Smartphone light“ in Österreich und Deutschland auf den Markt. In Italien und der Schweiz wird das Klapphandy laut Geschäftsführerin Eveline Pupeter bereits sehr erfolgreich angeboten, unter anderem von der Telecom Italia.

In Österreich gibt es das Modell Emporia Connect vorerst bei der Elektrohandelskette Hartlauer, Verkaufsstart ist Ende September. Getreu der bisherigen Philosophie handle es sich um ein besonders für ältere Personen leicht bedienbares Handy, das sich auf die von Pensionisten gewünschten Funktionen konzentriere. „Und das sind die einfache Verbindung zu den Angehörigen und Sicherheit“, so Pupeter. (pte/apa)


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Miro Mitrovic ist Area Vice President für die DACH-Region bei Proofpoint.(c) Proofpoint
Kommentar

Die Achillesferse der Cybersicherheit

Eine immer größere Abhängigkeit von Cloud-Technologien, eine massenhaft mobil arbeitende Belegschaft und große Mengen von Cyberangreifern mit KI-Technologien haben im abgelaufenen Jahr einen wahrhaften Sturm aufziehen lassen, dem sich CISOS ausgesetzt sehen. Eine große Schwachstelle ist dabei der Mensch, meint Miro Mitrovic, Area Vice President DACH bei Proofpoint. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*