Jedem zweiten Betrieb fehlen IT-Fachkräfte

Das Start-up hireFAIR schafft mit Remote-Unterstützung aus Nigeria Abhilfe. [...]

Lily Akpuaka-Bosse, Gründerin hireFAIR (© Stefan Wörgetter)

Für die heimische Wirtschaft ist der Mangel an IT-Fachkräften ein gravierendes Problem. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) spricht von einer „prekären Lage“ und 28.000 fehlenden IT-Expert:innen. Genau hier setzt das Start-up hireFAIR aus Kitzbühel an und möchte Unternehmen, die ihren Bedarf hierzulande nicht decken können, mit Spezialist:innen aus Nigeria unter die Arme greifen.

Diese arbeiten in ihrer Heimat und stets in Zweier-Teams, wobei Gründerin Lily Akpuaka-Bosse sämtliche Meetings mit den Auftraggebern aus Österreich begleitet, um einen smarten Workflow sicherzustellen.

Die Führungskräfte in Österreichs Betrieben sind mit der Verfügbarkeit von IT-Fachkräften alles andere als zufrieden. Das zeigt der „Österreichische Infrastrukturreport 2024“, wonach 57 Prozent der repräsentativ befragten Manager:innen angeben, dass in ihrem Betrieb aktuell IT-Fachkräfte fehlen.

Besonders händeringend werden Cybersecurity-Expert:innen gesucht, aber auch an Programierer:innen, Sytemadminstrator:innen und Software Engineers mangelt es deutlich. Folglich überrascht es wenig, dass zwei von drei Befragten den Fachkräftebedarf im IT-Bereich hierzulande als nicht ausreichend gedeckt einstufen und ganze 84 Prozent dringend eine Lösung fordern.

Talentierte Fachkräfte brennen auf Herausforderung

Diesem Problem für die heimische Wirtschaft möchte sich Lily Akpuaka-Bosse mit ihrem Start-up hireFAIR annehmen. Die Gründerin, die selbst über mehrere Jahre internationale Erfahrung als IT-Expertin, in der Organisationsentwicklung sowie im Mitarbeiter-Training verfügt, möchte mit einem ausgewählten Pool an Remote-Fachkräften in Nigeria österreichische Betriebe dort unterstützen, wo diese bei der Personalsuche im Inland an ihre Grenzen stoßen.

„Was viele Menschen in Österreich und Europa oft nicht wissen ist, dass es in Afrika und insbesondere in Nigeria eine große Anzahl aufstrebender, gut ausgebildeter Talente im IT-Bereich gibt, die darauf brennen, sich in internationalen Projekten zu beweisen und eine faire Chance zu bekommen“, erklärt Akpuaka-Bosse.

So weist beispielsweise ein Report von Google und der International Financial Corporation (IFC), die zur Weltbankgruppe gehört, 85.000 Software-Entwickler:innen für Nigeria aus, wobei 2020 neun von zehn Expert:innen zwischen 18 und 34 Jahre alt waren, was das demografische Potenzial unterstreicht.

Engmaschige Begleitung  

Akpuaka-Bosse möchte zwischen österreichischen Firmen und nigerianischen Fachkräften qualitativ hochwertige Partnerschaften auf Augenhöhe etablieren. Oberste Priorität habe für sie, dass Prozesse und Abläufe reibungslos funktionieren und, sollte es einmal wo haken, allfällige Hindernisse rasch aus dem Weg geräumt werden können.

Deshalb nimmt die Founderin auch selbst an allen Meetings und Video-Calls teil, um stets unterstützend eingreifen zu können und permanent am Ball zu sein. „Das Service von hireFAIR geht weit über die bloße Vermittlung von Remote-Arbeitskräften hinaus, es ist vielmehr eine permanente Unterstützung und Begleitung der laufenden Prozesse“, betont sie, dass Firmen zu keinem Zeitpunkt alleine gelassen werden und ergänzt: „Betriebe hierzulande haben zudem absolute Rechtssicherheit, da sie im Falle einer Zusammenarbeit einen Vertrag mit meiner österreichischen GmbH abschließen.“

hireFAIR richtet sich primär an Klein- und Mittelbetriebe. Ein etwaiger Zeitunterschied stellt dabei keine Hürde dar – im Winter haben Österreich und Nigeria dieselbe Uhrzeit, im Sommer beträgt der Unterschied lediglich eine Stunde, da das westafrikanische Land nicht auf die Sommerzeit umstellt. Die Unterstützung umfasst den kompletten Anwedungs-Lebenszyklus, von der Ideenfindung über Proof of Concepts, die Anwendungsentwicklung sowie Service Management bis hin zu Slicing und Dicing.

IT-Fachkräfte: Qualität vor Quantität

Bei Entscheider:innen in österreichischen Betrieben möchte hireFAIR nicht zuletzt dadurch Anklang finden, dass es in keinster Weise darum geht, den Markt mit Arbeitskräften zu überschwemmen oder standardisierte Angebote von der Stange zu liefern. Viel eher soll es darum gehen, Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zu verstehen und mit Remote-Arbeit zu erfüllen.

„Darauf basierend erfolgt die Auswahl geeigneter Kandidat:innen. Bei Bedarf werden sie hinsichtlich spezieller Anforderungen trainiert und hireFAIR stellt beispielsweise auch sicher, dass sie die jeweilige Meeting-Policy erfüllen“, so Akpuaka-Bosse.

Aufgrund ihrer Kooperation mit dem NITDA Information Technology Hub der Universität Lagos hat die Gründerin die Möglichkeit, die besten und geeignetsten Absolvent:innen anzusprechen und auszuwählen. Passen die Qualitäten und das Mindest, so werden die Talente von hireFAIR angestellt.

„Das gibt ihnen die wichtige Sicherheit, nicht von einzelnen Projekten oder Aufträgen wirtschaftlich abhängig zu sein und ermöglicht es ihnen, in ihrem Heimatland zu arbeiten“, betont Akpuaka-Bosse.

Gearbeitet werde für österreichische Firmen stets in Zweier-Teams, um sich auch gegenseitig immer wieder austauschen und pushen zu können. Mit Fähigkeiten im Bereich des maschinellen Lernens sowie in der Entwicklung von Web- und mobilen Anwendungen nutzt hireFAIR die Cloud-Infrastruktur und stellt die hohe Motivation der Mitarbeitenden sicher, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Chance für die heimische Wirtschaft

Dass in vielen österreichischen Betrieben Handlungsbedarf besteht und es Potenzial für das Angebot von hireFAIR gibt, bestätigt Peter Seiwald, Bezirksstellenobmann der Wirtschaftskammer Tirol in Kitzbühel: „In ganz Österreich, aber vor allem auch in Tirol, gibt es einen großen Mangel an IT-Fachkräften. Eine Kooperation zwischen Tiroler Unternehmen mit Fachkräften aus dem Ausland ist daher nicht nur zu begrüßen, sondern auch zu unterstützen. Eine Initiative wie die von Frau Akpuaka-Bosse senkt die Hürden, die durch unterschiedliche Rechtssysteme und Traditionen bestehen“, äußert er sich wertschätzend zum Geschäftsmodell des Start-ups.

Dieses ist zudem auch in Gesprächen mit einigen Tiroler Unternehmen, die in Afrika tätig sind, um vor Ort spezialisierte technische Unterstützung anbieten zu können.


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