Durch digitalisierte Arbeitsprozesse und Automatisierungstechnik könnten im Laufe der nächsten Jahre zahlreiche Jobs wegfallen. Am stärksten treffen wird diese Entwicklung kleinere Städte. [...]
Kleine Städte weisen einen höheren Anteil von Jobs auf, die dann auch von Maschinen erledigt werden könnten, als die meisten Großstädte. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in einer Studie, die sich zwar in erster Linie auf die aktuelle Arbeitsmarktlage in den USA bezieht, aber bis auf wenige Ausnahmen auch in Europa oder China ähnliche Trends zu Jobverlusten vorhersagt.
„Automatisierung hat zwei Seiten“
„Wir wollen keine Panikmacher sein. Wir sollten keine Angst davor haben, dass die Automatisierung zu einer massiven Arbeitslosigkeit führt. Aber es kann trotzdem eine Art Schock für einige sein“, zitiert der „NewScientist“ Iyad Rahwan, Accociate Professor of Media Arts and Sciences am MIT Media Lab. Gemeinsam mit seinem Team habe er sich genau angeschaut, welche Effekte der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz und von Robotern auf den Arbeitsmarkt haben kann. „Das Ergebnis zeigt, dass für Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern eine größere Gefahr besteht, Jobverluste hinnehmen zu müssen“, so Rahwan.
„Wenn man die Entwicklung mit wachem Auge verfolgt, ist schnell klar, dass die Automatisierung zwei Seiten hat: Einerseits können dadurch natürlich Jobs wegfallen, weil sie von Maschinen schneller und effizienter erledigt werden können als von Menschen, andererseits eröffnet sie aber auch viele neue Chancen“, erklärt Friedrich Schneider, Professor für Volkswirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz. Ein Beispiel dafür sei etwa die Stadt Linz, in der man „den umgekehrten Weg“ gehe und neue Jobs geschaffen habe. „Ob durch Automatisierung Jobverluste drohen oder nicht, kann man nicht pauschal beantworten. Das hängt immer vom jeweiligen Land, der Region, der technologischen Entwicklung vor Ort und der Art der dort zu findenden Jobs ab“, betont der Experte.
Konkrete Beispiele und Ausnahmen
Um ihre These zu untermauern, haben die MIT-Forscher ihre Analyseergebnisse anhand konkreter Beispiele ausgeführt. So sollen etwa die Städte an der US-Ostküste tendenziell besser vor Jobverlusten geschützt sein. „In Washington DC findet man viele regierungsbezogene Jobs, die sich nur schwer automatisieren lassen. Auch New York verfügt mit seinen 8,5 Mio. Einwohnern über viele solcher Stellen für Spezialisten“, argumentiert Rahwan. Im kalifornischen Madera County – einer ländlicheren Gegend mit nur 60.000 Einwohnern, in der vor allem Wein angebaut wird, würden hingegen die meisten der landwirtschaftlichen Jobs wegfallen.
Natürlich gebe es auch Ausnahmen, merken die Wissenschaftler zu ihrer Untersuchung an. Zum Beispiel sei Las Vegas eine größere Stadt mit knapp 600.000 Einwohnern. Die Wirtschaft vor Ort sei aber sehr stark von der Glücksspielindustrie abhängig, und diese werde wiederum mit hoher Wahrscheinlichkeit bald zunehmend automatisiert. „Aber auch wenn hier womöglich viele Jobs wegfallen, heißt das noch lange nicht, dass die Arbeitslosenrate dort steigen muss. Die Betroffenen könnten sich auch einfach umschulen lassen, auswandern oder neue Arten von Jobs annehmen, die durch die Automatisierung entstehen“, meint Rahwan.
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