John Kelly über Watson und KI: „Noch nie war IT so spannend wie heute“

John Kelly verantwortet bei IBM den Bereich Cognitive Solutions and Research und wird von seinen Mitarbeitern oft als "Godfather of Watson" bezeichnet. Bei der Eröffnung des Watson IoT-Centers in München sprach er über Technik und Strategie in Sachen Künstlicher Intelligenz (KI) bei IBM. [...]

John Kelly ist überzeugt, dass die Evolution von IoT, Künstliche Intelligenz und Cognitive Computing und die von der Menschheit produzierten Daten zu riesigen Geschäftschancen verwandeln und solcherart die Weltwirtschaft antreiben könne. Doch obgleich die Anzahl der Daten schnell anwachse, liege die wirkliche Geschäftschance doch in der Tatsache, dass 80 Prozent dieser Daten unstrukturiert seien, so Kelly und fügt hinzu: „Und die Mehrzahl dieser Daten werden kaum oder gar nicht aufgeschlüsselt und genutzt. Die Daten werden bloß gespeichert und wegarchiviert. Das sind riesengroße verlorene Chance für uns alle.“ 
Drei Arten der Künstlichen Intelligenz
Im Bereich der KI unterscheidet der IBM-Experte zwischen Machine Learning, Artificial Intelligence und Cognitive Computing. Als niederste Form sieht er dabei Machine Learning, das im Grunde Datenströme auf Muster hin analysiert, worauf dann entsprechend der vorhandenen Algorithmen schnell reagiert werden kann. Darüber siedelt Kelly die Künstliche Intelligenz an, die wiederum verschiedene Formen des Machine Learnings kombiniert, die dann in einer komplexeren Art und Weise zusammenarbeiten. Als höchste Stufe betrachtet Kelly Cognitive Computing bei dem es auch um Erkenntnis geht. Die kognitive Fähigkeit unterscheide den Menschen von allen anderen Tieren, sagt Kelly und fügt hinzu: „Es geht nicht nur darum, ein einfaches Bild zu erkennen oder die Daten eines einfachen Signals eines technischen Geräts zu verarbeiten, sondern menschlichen Faktoren nachzuspüren und den Kontext aller Datenquellen in ein komplexes Set des Verstandes zu bringen. Darin liegt der exponentielle Wert von IoT.“ 
IoT bietet über alle Branchen hinweg gigantische Geschäftschancen, weswegen IBM große Investitionen in diesen Bereich tätigt. Die größten Chancen sieht Kelly im industriellen Sektor, gefolgt von Health Care und der Finanzbranche. Dabei bringe IBM das Verständnis für Datenverarbeitung und Computing mit, für das spezifische Branchen-Knowhow setze man auf entsprechender Partner, weiß Kelly. 
3-Punkte-Strategie Watson IoT
1. Über die nächsten Jahrzehnte wird die Cloud die global verfügbare und sichere Basisplattform für IT-Technologie sein.  
2. IBM will Weltmarktführer in Technologie, Spracherkennung, Bildverarbeitung, Signalverarbeitung sein und bleiben.
3. Branchenspezifischer Fokus: Das ist nach Ansicht von John Kelly der größte Unterschied zum Mitbewerb. Denn der IBM-Manager glaubt nicht, dass die Verfügbarkeit von allgemeinetauglichen und für alle Zwecke einsetzbare Systeme in den nächsten Jahrzehnten gegeben sein wird. Diese Systeme müssten trainiert werden, und zwar je nach Branche, in der sie eingesetzt werden sollen, sei es Medizin, Automatik, Robotics, Gesundheitswesen, Finanzsektor etc. Dazu bedarf es Partner. Die Kombination dieser drei Punkte sei ein Alleinstellungsmerkmal von IBM, ist Kelly überzeugt.
Health Care, Finanzdienstleistungen und IoT am Anfang
Für den Anfang setzt IBM auf die drei Branchen Gesundheitswesen, Finanzdienstleistungen und Internet der Dinge.
Health Care: IBM hat binnen eines Jahres vier Unternehmen mit 7.000 Mitarbeitern und damit eine der größten Datensammlungen des Gesundheitswesens erworben. Es seien zwar alles US-Daten, schränkt Kelly ein, aber man habe nichtsdestoweniger 100 Mio. individualisierte Aufzeichnungen, die sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten spannen. Diese würden routinemäßig verwendet, um Watson bezüglich Krebsdiagnostik und seltene Krankheiten zu trainieren.
Finanzdienstleistung: Der zweite Bereich betrifft den Finanzsektor und Finanzdienstleistungen, IBM gemeinsam mit einer großen Steuerberatungskanzleien der USA eingegangen Watson einsetzt und trainiert.
IoT: In diesem Bereich sollen laut Kelly noch drei Mrd. Dollar investiert werden. Wobei die Investition nicht IBM, sondern auch ihren Partnern zugute komme. In diesem Sinne ist auch das neu eröffnete Watson IoT Center in München zu sehen, das ein IoT-Zentrum sowohl für IBM als auch ihre Partner sein soll.
Ein weiterer Faktor, der IBM vom Mitbewarb unterscheide, sei das riesige Ökosystem, das man um Watson herum aufgebaut habe (die COMPUTERWELT online berichtete) und der bereits erwähnte branchenspezifische Zugang. 
Sicherheit und Vertrauen ist extrem wichtig
John Kelly beendete seinen Vortrag  mit einem Verweis zum Thema Daten und Vertrauen. Er betonte dabei nochmals, dass der ganze Wert in den Daten liege, weswegen es extrem wichtig sei, was mit den Daten gemacht werde und die Systeme deshalb bereits auf Sicherheit ein entwickelt würden. Kelly: „IBM hat es sich vor Jahren zum Prinzip gemacht, dass wir unseren Kunden und Partner mitteilen, wenn wir ein KI-System in einer Lösung von uns verwenden und einsetzen. Wir halten auch transparent, mit welchen Daten wir Watson trainieren. Wir informieren genau, woher die Daten kommen, halten aber gleichzeitig Firmen- und private Daten geheim.“ Ohne Zustimmung, werden Daten nicht zum Trainieren des Systems verwendet. Zudem sei es selbstverständlich, dass die Daten verschlüsselt würden, so Kelly. Außerdem wisse man bei IBM immer, wo sich die Daten befänden, versichert Kelly und fügt hinzu, dass das beim Mitbewarb auch entgegen anderen Behauptungen nicht so selbstverständlich sei. Doch hier seien auch die Kunden gefragt, die das von ihren Partnern einfordern müssten.
Mit dem Watson IoT Zentrum in München definiere IBM die Beziehung Mensch und Maschine neu, ist John Kelly überzeugt. Er sei jedenfalls schon über dreißig Jahre in der IT-Branche tätig, aber noch nie war es so aufregend wie heute, verweist der IBM-Manager und KI-Experte auf die umwälzenden Veränderungen, die der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bringe.


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