Kaspersky Lab entdeckt kritische Schwachstelle in Windows

Mit Backdoors können Hacker infizierte Computer diskret für bösartige Zwecke nutzen. Eine solche Privilegien-Erweiterung durch Dritte ist in der Regel schwer vor Sicherheitslösungen zu verbergen. Ein Backdoor allerdings, das eine Zero-Day-Schwachstelle im System ausnutzt, kann unentdeckt bleiben. [...]

Die von Kaspersky entdeckte Schwachstelle zeigt zwei Trends auf: Die Verwendung lokaler Exploits zur Privilegien-Erweiterung, um auf dem Computer des Opfers zu bleiben. Und die Verwendung legitimer Frameworks wie Windows PowerShell für bösartige Zwecke auf dem Computer des Opfers. Diese Kombination gibt den Bedrohungsakteuren die Möglichkeit, Standard-Sicherheitslösungen zu umgehen. (c) James Thew - stock.adobe.com
Die von Kaspersky entdeckte Schwachstelle zeigt zwei Trends auf: Die Verwendung lokaler Exploits zur Privilegien-Erweiterung, um auf dem Computer des Opfers zu bleiben. Und die Verwendung legitimer Frameworks wie Windows PowerShell für bösartige Zwecke auf dem Computer des Opfers. Diese Kombination gibt den Bedrohungsakteuren die Möglichkeit, Standard-Sicherheitslösungen zu umgehen. (c) James Thew - stock.adobe.com

Kaspersky Lab hat eine zuvor unbekannte Schwachstelle – eine so genannte Zero-Day-Schwachstelle – in Microsoft Windows entdeckt. Eine bisher nicht identifizierte kriminelle Gruppe war dadurch in der Lage, die volle Kontrolle über ein anvisiertes Gerät zu erlangen. Die Cyberkriminellen hatten es auf den Kernel des Systems mittels eines Backdoors abgesehen, das aus einem wesentlichen Element des Windows-Betriebssystems aufgebaut war.

Mittels Backdoors können Bedrohungsakteure infizierte Computer diskret für bösartige Zwecke nutzen. Eine solche Privilegien-Erweiterung durch Dritte ist in der Regel schwer vor Sicherheitslösungen zu verbergen. Ein Backdoor allerdings, das einen unbekannten Fehler, also eine Zero-Day-Schwachstelle, im System ausnutzt, kann unentdeckt bleiben. Die Exploit-Prevention-Technologie von Kaspersky Lab konnte den Versuch, die unbekannte Schwachstelle im Windows-Betriebssystem von Microsoft auszunutzen, jedoch erkennen.

Zero-Day-Exploit: Infektionsablauf

Nach dem Start der schädlichen .exe-Datei begann die Installation der Malware. Die Infektion nutzte eine Zero-Day-Schwachstelle aus und erlangte so Privilegien für eine erfolgreiche Persistenz auf dem Computer des Opfers. Die Malware initiierte daraufhin den Start eines Backdoor, das mit einem legitimen Windows-Element entwickelt wurde und auf allen Computern dieses Betriebssystems vorhanden ist: das Scripting-Framework Windows PowerShell. Dadurch konnten die Angreifer unentdeckt bleiben und erhielten Zeit für das Schreiben des Codes für bösartige Tools. Die Malware lud sodann ein weiteres Backdoor von einem beliebten, legitimen Text-Storage-Service herunter, die den Cyberkriminellen die vollständige Kontrolle über das infizierte System gab.

„Bei diesem Angriff sehen wir zwei Trends, die wir häufig bei Advanced Persistent Threats (APTs) sehen“, erklärt Anton Ivanov, Sicherheitsexperte bei Kaspersky Lab. „Erstens, die Verwendung lokaler Exploits zur Privilegien-Erweiterung, um auf dem Computer des Opfers zu bleiben. Zweitens die Verwendung legitimer Frameworks wie Windows PowerShell für bösartige Zwecke auf dem Computer des Opfers. Diese Kombination gibt den Bedrohungsakteuren die Möglichkeit, Standard-Sicherheitslösungen zu umgehen. Um solche Techniken erfolgreich zu erkennen, muss eine Sicherheitslösung Exploit-Prevention- und Verhaltenserkennungstechnologien verwenden.“

Die Schwachstelle wurde am 10. April 2019 an Microsoft gemeldet und beseitigt. Kaspersky-Produkte erkannten den Exploit als HEUR: Exploit.Win32.Generic, HEUR: Trojan.Win32.Generic sowie PDM: Exploit.Win32.Generic. Weitere Informationen zum neuen Exploit sind verfügbar unter https://securelist.com/new-win32k-zero-day-cve-2019-0859/90435/. Darüber hinaus sind Details zu den Kaspersky-Erkennungs-Tools und dem Exploit im aufgezeichneten Webinar zu finden.

Sicherheitsempfehlungen

Um die Installation von Backdoors aufgrund von Zero-Day-Schwachstellen von Windows zu verhindern, empfiehlt Kaspersky Lab die folgenden Sicherheitsmaßnahmen:

  • Verfügbare Patches von Microsoft für die neue Schwachstelle sowie für sämtliche verwendete Software umgehend installieren. Erweiterte Sicherheitsprodukte mit Schwachstellenanalyse und Patch-Management-Funktion können solche Prozesse automatisieren.
  • Eine umfassende Sicherheitslösung mit verhaltensbasierten Erkennungsfunktionen wie Kaspersky Endpoint Security for Business verwenden, um auch vor unbekannten Bedrohungen sicher zu sein.
  • Das Sicherheitsteam sollte stets Zugriff auf die neuesten Cyberbedrohungsinformationen haben. Den Kunden von Kaspersky Intelligence Reporting stehen private Berichte über die neuesten Entwicklungen in der Bedrohungslandschaft zur Verfügung.
  • Mitarbeiter in den Grundlagen der Cybersecurity-Hygiene schulen.

Mehr Artikel

News

Mehr als nur ein Compliance-Kriterium: Cybersicherheit ist eine Angelegenheit der Unternehmenskultur

Ein Blick in die Praxis zeigt: IT-Sicherheit scheitert nicht an Technologien oder Fehlverhalten, sondern bereits grundsätzlich an einem Mangel an Unternehmenskultur. Wenn Cybersicherheit in einer Organisation nur als eine schlecht durchgesetzte Aufgabe von anderen für andere verstanden wird, entsteht vielleicht eine oberflächliche Compliance, aber keine wirkliche Cyberresilienz. […]

Michael Maier, Director Austria iteratec (c) iteratec
Kommentar

KI-Transformation in Unternehmen – Eine Revolution in fünf Schritten 

Wie weit wird die Evolution der Künstlichen Intelligenz gehen und wie wird sie sich auf Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes auswirken? Was für Privatpersonen interessante Fragen sind, sind für Unternehmer existenzielle Themen, schließlich müssen diese wirtschaftlich gegenüber Konkurrenten bestehen, von denen viele bereits an einer effektiven Nutzung von KI arbeiten. […]

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*