Kaspersky-Studie: Telemedizin – Patientendaten in Gefahr

Fast ein Viertel der Patientendaten bei Telemedizin-Sitzungen werden kompromittiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Security-Spezialisten Kaspersky. [...]

(c) Kaspersky

Wer via Telemedizin-App eine Ärztin oder einen Arzt konsultiert, muss sich darüber im Klaren sein, dass seine Patientendaten in falsche Hände geraten könnten. Denn gemäß einer Studie des Cybersecurity-Unternehmens Kaspersky haben bereits 24 Prozent der europäischen Gesundheitsdienstleister Fälle erlebt, in denen durch ihre Mitarbeiter bei Diagnosestellungen aus der Ferne persönliche Patientendaten kompromittiert wurden.

Darüber hinaus glaubt fast über ein Drittel der Anbieter (36 Prozent), dass ihr medizinisches Personal nicht genau weiß, wie die Daten von Patienten geschützt werden sollten. Dieses Ergebnis führt auch direkt zum Kern des Problems. Denn Datenschutzverletzungen seien nicht immer auf externe Akteure zurückzuführen, heißt es bei Kaspersky. Häufig können sensible Informationen auch durch internes Personal kompromittiert werden.

Die Studie zeigt auch, dass lediglich 26 Prozent der Gesundheitsdienstleister in Europa sicher sind, dass die Mehrheit ihres medizinisch-beratenden Personals bei Fernbehandlungen weiß, wie die Daten ihrer Patienten geschützt werden. Dabei führen 67 Prozent der europäischen Gesundheitseinrichtungen spezielle Schulungen zum IT-Sicherheitsbewusstsein durch. Diese Zahlen könnten als Indikator dafür gewertet werden, dass viele der durchgeführten Cybersicherheitsschulungen nicht die nötige Realitätsnähe hätten, um dem medizinischen Personal die für sie nötigen Cybersecurity-Fähigkeiten an die Hand zu geben, mutmaßen die Studienautoren.

Medizinische Konsultation via WhatsApp

Tatsächlich stießen die Studienautoren auf abenteuerliche Praktiken. So stellten sie fest, dass über ein Drittel der in Europa Befragten (36 Prozent) zugaben, dass ihr medizinisches Personal teilweise Fernsitzungen mithilfe von Apps anbietet, die nicht speziell für die Telemedizin entwickelt wurden – etwa FaceTime, Facebook Messenger, WhatsApp oder Zoom.

Die Verwendung von nicht spezialisierten Apps im Gesundheitsbereich birgt jedoch ein Risiko, wie Peter Zeggel, Geschäftsführer des deutschen Telemedizin-Anbieters Arztkonsultation.de, betont. «Telemedizinische Anwendungen sind speziell für den Schutz sensibler persönlicher Daten konzipiert und zertifiziert. Wer dieses hohe Schutzniveau umgeht, riskiert den Verlust von Vertrauen, juristische Konsequenzen und hohe Bußgelder», gibt Zeggel zu bedenken. «Wer unzulässige Tools einsetzt, könnte auch gegen Abrechnungsvorschriften der Telemedizin verstoßen und Funktionen wie die Integration von Patientenakten oder den sicheren Austausch von Vitaldaten verpassen», fügt er an.

Datensammlungen wichtiger Bestandteil der Medizin der Zukunft

Trotz der Sicherheitsrisiken: Das medizinische Personal ist der Meinung, dass die Datenerfassung einer der wichtigsten Aspekte bei der Entwicklung von Medizintechnik ist – trotz der bekannten Schwierigkeiten hinsichtlich Datensicherheit. Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) in Europa gaben in der KasperskyStudie nämlich an, dass die Branche mehr persönliche Daten sammeln muss, als sie derzeit besitzt, um die dafür eingesetzte Künstliche Intelligenz (KI) entsprechend mit Informationen anzureichern und eine zuverlässige Diagnose zu gewährleisten. Das bedeutet natürlich, dass Gesundheitsdienstleister ihre Cybersicherheitsmaßnahmen verstärken müssen, um sich auf eine neue Ära der digitalen Medizin vorzubereiten.

Die Studie «Telehealth take-up: the risks and opportunities» kann unter diesem Link heruntergeladen werden.


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*