KI-Investitionen der EU: Es gewinnt, wer handelt

Was jetzt auf EU-Ebene notwendig ist, ist ein nüchterner, handwerklicher Umgang mit KI. Den vorherrschenden Hype zu überwinden, heißt, die Technologie überall dort einzusetzen, wo sie messbaren Mehrwert schafft – und die Menschen mitzunehmen, die mit ihr arbeiten. [...]

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Milliardeninvestitionen, neue Strategien, politische Bekenntnisse: Die EU gibt sich entschlossen, künstliche Intelligenz endlich zur Priorität zu machen. Die neue AI-First-Doktrin ist begrüßenswert – kommt allerdings nicht ohne fundamentale Herausforderung aus. Es sind nämlich weder die fehlende Entschlossenheit noch die lange ausgebliebenen Investitionen, die sich jetzt als Stolperstein erweisen können. Vielmehr geht es ganz konkret um die richtige Verwendung des Geldes und das Vorantreiben von KI-Projekten und -Initiativen.

Die EU, die KI viel zu lange als reine Forschungsdisziplin behandelt hat, muss auch in Sachen Praxisbezug einen Zahn zulegen. Wer praktische Werkzeuge für den Alltag will, die einen echten Mehrwert für die Wirtschaft haben, muss aus Experimenten skalierbare Lösungen machen. Dafür sind Investitionen sicherlich der erste Schritt, dennoch stapeln sich in vielen Unternehmen ambitionierte Konzepte und vielversprechende Projektideen, während die produktive Anwendung auf sich warten lässt. Es fehlt also weniger an den technischen Grundlagen als an der Fähigkeit, sie in funktionierende Prozesse, Produkte und Entscheidungen zu übersetzen.

Entscheidend ist nicht die Größe des Budgets für KI

Diese Einschätzung teilten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des AI-First Executive Series Dinner in München. Dabei kamen Führungspersönlichkeiten aus Industrie, Finanzwesen und Technologie zusammen und diskutierten konkrete Strategien, um KI konkret skalierbar zu machen. Ihre Erfahrungen zeigen: Entscheidend ist nicht die Größe des Budgets für KI, sondern die Fähigkeit, aus Ambition und operativer Exzellenz messbare Ergebnisse zu schaffen.

Auch deshalb muss „AI-first“ bedeuten, das richtige Fundament für eine Zukunft zu legen, in der künstliche Intelligenz effizient genau dort funktioniert, wo es darauf ankommt. Es bedeutet auch, Geschäftsmodelle konsequent aus der Logik datengetriebener Systeme heraus zu denken. Das erfordert den Mut, alte Routinen infrage zu stellen und Prozesse vollständig neu zu denken. In der Praxis investieren allerdings immer noch viele Unternehmen und Organisationen in isolierte KI-Projekte, statt ihre Strukturen so zu verändern, dass KI überhaupt Wirkung entfalten kann.

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Klein beginnen und Schritt für Schritt skalieren

So betonte Jörg Grotendorst, Advisor Automotive Industry bei HTEC, auf dem Treffen in München, dass eine erfolgreiche KI-Integration in sicherheitskritischen Branchen einfacher gelingt, wenn in kleinen, kontrollierten Umgebungen begonnen und Schritt für Schritt skaliert wird. Susan Wegner, Head of Group AI and Data der Allianz, unterstrich, dass Vertrauen und Governance dabei nicht Hemmschwellen, sondern Enabler für Produktivität sind – vor allem, wenn Fachbereiche und Technologie-Teams gemeinsam Verantwortung tragen.

Wer heute Milliarden in Forschung steckt, muss daher auch die Voraussetzungen für Integration schaffen: offene Schnittstellen, gemeinsame Datenräume, Teams, die Technologie verstehen und nutzen dürfen. Fortschritt entsteht nicht nur in Laboren, sondern in erster Linie direkt vor Ort – in Werkshallen, Krankenhäusern und auch mittelständischen Unternehmen.

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Der Kern des AI-First-Ansatzes

Die EU hat die Chance, beim produktiven Einsatz von KI ein Gegengewicht zu den Technologiemächten dieser Welt zu entwickeln und damit ihre digitale Souveränität zu stärken. Doch dafür braucht es weniger Ankündigungen und mehr Umsetzungskompetenz. In vielen unserer Partnerschaften und gemeinsamen Programmen sehen wir bei HTEC ebenfalls, wie Unternehmen genau diesen Schritt meistern und KI als Infrastruktur verstehen: integriert in Produkte, Prozesse und Entscheidungen. Das ist der Kern des AI-First-Ansatzes, den wir konsequent verfolgen – nicht als Schlagwort, sondern als Arbeitsprinzip.

Was jetzt auch auf EU-Ebene notwendig ist, ist ein nüchterner, handwerklicher Umgang mit KI. Den vorherrschenden Hype zu überwinden, heißt, die Technologie überall dort einzusetzen, wo sie messbaren Mehrwert schafft – und die Menschen mitzunehmen, die mit ihr arbeiten. Nur wenn Technologie, Führung und Kompetenzaufbau zusammen gedacht werden, wird KI zu einem echten Produktivitätsmotor für Unternehmen und die EU.

* Sebastian Seutter ist Managing Director DACH bei HTEC.


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