Um seine technologische Unabhängigkeit zu sichern, muss Europa seine Innovationskraft im Bereich KI stärken. [...]
com! professional: Ein Blick in die Glaskugel: Wo steht KI in fünf bis zehn Jahren?
Liebl: KI wird in den nächsten fünf Jahren in allen möglichen Bereichen in die ganz breite Anwendung gehen. Bei den technischen Entwicklungen sind Sprachsysteme besonders spannend. Wir werden hier eine ganz andere Art der Interaktion mit den Systemen sehen.
Am interessantesten für mich sind die Reinforcement-Learning-basierten Systeme, wo wir etwa individualisierte Medizin mithilfe von 3D-Strukturen von Proteinen sehen. In der Entwicklung von Batteriezellen, bei Fusionskraftwerken und der Steuerung von Anlagen sind ebenfalls große Innovationssprünge zu erwarten.
com! professional: Kennen Sie den Film „Ex Machina“? Der geht für die Menschen nicht gut aus…
Liebl: Ja. Es gibt eine Studie zu Auslöschungsszenarien der Menschheit, da hat KI ein mögliches Bedrohungspotenzial à la „Ex Machina“. Andererseits gibt es viele positive Szenarien mit KI, etwa bei der Bekämpfung des Klimawandels. Könnte man eine solche KI für Szenarien wie bei „Ex Machina“ einsetzen? Eventuell schon. Wird das in den nächsten 20, 30 Jahren passieren? Sehr unwahrscheinlich.
Zur Person und Firma
Andreas Liebl ist Geschäftsführer von applied AI. Die Tochterfirma der Innovationsplattform UnternehmerTUM (München) ist seit Juli 2022 in einem Joint Venture mit dem Heilbronner Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) verbunden.
UnternehmerTUM ist eine Plattform für die Entwicklung von Innovationen. Start-ups bietet UnternehmerTUM einen Rund-um-Service von der ersten Idee bis zum Börsengang, etablierte Unternehmen erhalten Zugang zu ihrem Ökosystem.
2002 von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründet, ist die gemeinnützige UnternehmerTUM gGmbH mit jährlich mehr als 80 wachstumsstarken Technologiegründungen – unter anderem Celonis, Konux, Lilium und Isar Aerospace – eines der führenden Zentren für Gründung und Innovation in Europa.
*Andreas Dumont schreibt seit 2001 für die com!: zunächst für die „HomeP@ge“-Beilage, ein Überbleibsel des „HomeP@ge-Magazins“. Das war die Zeit, als jeder eine private Homepage basteln wollte. In der Periode, als das Heft unter com! online firmierte, stand das Thema Internet im Mittelpunkt. Die Jahre bei com! – Das Computer-Magazin waren geprägt von Windows-Themen in allen Facetten, angereichert mit Open Source. In com! professional ist er hauptsächlich für die Ressorts Software und Sicherheits zuständig. In seiner freien Zeit spielt er gerne Schach, läuft Halbmarathons, programmiert in Delphi oder bastelt an einem Arduino-Projekt – sofern er nicht gerade auf Reisen ist.
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