Viele Unternehmen und ihre Führungskräfte haben noch eine distanzierte Beziehung zum Thema „Künstliche Intelligenz“. Dies ist das Ergebnis des Leadership-Trendbarometers des Instituts für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ). [...]
Die Haltung zum Thema „Künstliche Intelligenz (KI)“ ist bei den meisten Unternehmen und ihren Führungskräften noch eher kritisch-distanziert sowie abwartend-skeptisch. Zu diesem Ergebnis kommt das jüngste Leadership-Trendbarometer des IFIDZ, Frankfurt, an dem 108 Führungskräfte aus dem deutschsprachigen Raum teilnahmen.
So sind zum Beispiel der Online-Befragung zufolge weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent) der Auffassung, dass KI–Anwendungen den Unternehmen mehr Vor- als Nachteile brächten. Zudem sind weniger als ein Drittel (31 Prozent) der Meinung, dass die Führungskräfte überproportional von der KI profitieren könnten. Und bezogen auf die Unternehmensentscheidungen sind noch nicht einmal ein Viertel der Befragten (21 Prozent) der Überzeugung, dass die KI eine wichtige Unterstützung hierbei leisten könne.
Denkblockaden in den Köpfen
Diese kritisch-distanzierte Haltung ist laut Barbara Liebermeister, der Leiterin des IFIDZ, nicht grundsätzlich negativ: „Eine gesunde Skepsis gegenüber neuen Technologien ist oft nötig.“ Kontraproduktiv werde die Skepsis jedoch, wenn sie zu einer (Denk-)Blockade führe. „Und dieser Eindruck drängt sich uns auf, wenn z.B. drei von vier Befragten der Meinung sind, dass die KI nicht zur Vorbereitung, Fundierung und Herleitung von Entscheidungen genutzt werden solle“ – also einem der Haupteinsatzfelder der KI im Unternehmenskontext.
Eine Ursache für die skeptische Haltung gegenüber dem Themenfeld KI könnte fehlendes Know-how sein. So bestätigen zwei Drittel der Befragten (66 Prozent), dass in ihrem Umfeld das Know-how über KI sehr gering sei. Die überwiegende Mehrheit (78 Prozent) gab zudem an, selbst nicht den Unterschied zwischen einer „starken“ und einer „schwachen KI“ zu kennen.
Eine „schwache KI“ kann einzelne Aufgaben sehr effizient erledigen – zum Beispiel einfache Bestellungen entgegen nehmen und den Bearbeitungsprozess in Gang setzen. Eine „starke KI“ hingegen kann auch komplexere Aufgaben analysieren und lösen und lernt hierbei hinzu. Nur 10 Prozent der Befragten erachten sich denn auch als „kompetente Gesprächspartner“ zum Thema Künstliche Intelligenz.
Fehlendes Wissen
Dieses fehlende Wissen korreliert mit einem geringeren Verständnis von KI im Sinne einer tiefergehenden Durchdringung des Themas. So weiß z.B. nur jeder vierte Befragte (25 Prozent), welchen Einfluss das Thema KI auf seinen eigenen Arbeitsbereich haben könne. Und nur knapp ein Drittel (31 Prozent) gibt an, bereits Erfahrungen mit KI gemacht zu haben – z.B. in Form von Chatbots oder Sprach-und Bilderkennung.
„Diese Zurückhaltung bei der Auseinandersetzung mit dem KI-Thema deckt sich mit den Ergebnissen unserer individuellen Führungsdiagnostik“, betont Patrick Merke, Mitglied der Institutsleitung des IFIDZ. Auch bei ihr zeige sich: Ein Großteil der Führungskräfte hat sich noch nicht aktiv mit dem KI-Thema befasst. Zwar müsse nicht jede Führungskraft ein KI–Experte sein, doch ein so niedriger Kenntnisstand sei bedenklich, „da das Thema KI aktuell zu den bedeutendsten Innovationsthemen zählt“, so Merke.
Die Ergebnisse des IFIDZ-Leadership-Trendbarometers bestätigen laut Liebermeister die Ergebnisse anderer Studien zu diesem Thema, denen zufolge in vielen Unternehmen im deutschsprachigen Raum ein Wissensdefizit bezüglich der potenziellen Einsatzmöglichkeiten von KI besteht. Dieses gelte es zeitnah zu beheben, da im KI-Bereich aktuell sehr intensiv geforscht werde und mit hoher Geschwindigkeit neue KI–Anwendungen entwickelt würden, die das Potenzial hätten „nicht nur die Geschäftsprozesse in den Unternehmen neu zu gestalten, sondern auch ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln“. Und diese müssen, so eine Überzeugung des IFIDZ zumindest die Top-Entscheider in den Unternehmen kennen, wenn sie zukunftsfähige Strategien für ihr Unternehmen entwickeln möchten.
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