Er war Opernsänger, agierte als Finanzvorstand bei Kapsch CarrierCom, später als Kulturmanager (im Wiener Konzerthaus) und agiert heute als Coach, Buchautor und Managing Partner von Haydn 1791: Bernhard Kerres war diese Woche Montag, 21. September, im Digitalen Salon zu Gast. [...]
Bernhard Kerres sprach im Digitalen Salon über „Corona, die Klassik-Revolution“ und die Möglichkeiten der Digitalisierung für klassische Musik und Musiker. Fakt ist: Die COVID-19 Krise hat die Kunst und die Künstler, und damit auch die Klassische Musik, Konzertbetrieb und die damit die Musiker massiv beeinträchtigt. „Gerade klassische Musik hatte bislang sehr wenig mit Innovation zu tun“, gibt Bernhard Kerres unumwunden zu. Aber in der Krise steckte eine ganz große Chance für die klassische Musik, so der erfahrener Executive Coach, der sowohl mit Führungskräften, als auch mit Entrepreneurs, und Musikern arbeitet.
„Was man im Lockdown zuerst geschlossen hat, waren Theater, Konzertsäle und Opernhäuser. Aber das Schließen dieser Einrichtungen hat massive existentielle Probleme geschaffen – auch in unserem Musikland Österreich“, betonte Kerres. „Musiker verdienen im Durchschnitt rund 30.000 Euro pro Jahr. Das heißt, wenn ihnen das Geld wegbricht, weil sie nicht auftreten dürfen und es Monate dauert, bis es zu einer gewissen Hilfestellung für Künstlerinnen und Künstler kommt, so bringt man diese in eine existentielle Krise“, schilderte Kerres die Situation der letzten Monate aus Sicht der Künstler mit einem durchaus kritischen Unterton in Richtung Regierung.
Vielfältige positive Auswirkungen
Aber wozu brauchen wir überhaupt Musik? stellte Kerres eine rhetorische Frage, um sie gleich selbst zu beantworten. Selbst Kühe mögen klassische Musik und geben bessere und mehr Milch, wenn sie Klassik hören. Und auch auf Menschen übt die klassische Musik eine ganz spezielle Wirkung auf unser Gehirn aus, sie bringt auch mehr Aufmerksamkeit und Problemlösungskompetenz. „Wäre es da nicht gescheit, wenn alle unsere Entscheidungsträger in der Politik klassische Musik hören würden?“, stellte Kerres in den Raum.
„Ich bewundere wirklich alle Häuser, die es in dieser schwierigen Zeit geschafft haben, die Kultur am Leben zu erhalten und Kulturabende stattfinden zu lassen“, sagt Kerres, aber es brauche auch in der Kulturbranche eine massive Veränderung – wie bei Unternehmen, die über viele Jahre erfolgreich bleiben wollen. Eine Option, um Veränderung anzugehen, ist „Scenario Planning“, „das habe ich mit Teilnehmern aus aller Welt während der Corona-Zeit auch virtuell probiert“. Ziel dabei ist, mögliche Entwicklungen der Zukunft zu analysieren und zusammenhängend darzustellen – und auch zu experimentieren, wie etwa der Cellist Vladimir Waltham, der in der Isolation mehrere Stimmen selbst spielte und mit der Kamera aufnahm, um sie dann in ein Gesamt-Video einzuspielen. (auf Facebook zu sehen).
Viele neue Optionen durch neue Technologien
Gerade durch neue Technologien eröffnen sich auch viele Möglichkeiten, viele Musiker haben in der Corona-Krise via Videoconferencing-Tools wie Zoom miteinander musiziert. Kerres selbst gab in der Krise auch Online Coaching Lessons zum Thema Musikmanagement bzw. Selbst-Management, der Wiener hat dazu übrigens auch ein Buch mit dem Titel „Be Your Own Manager“ verfasst, ein Karriere-Handbuch speziell für Klassik-Musiker. Es sei ganz wichtig, hier junge Musik-Künstler zu unterstützen, an der Wiener Hochschule für Musik werde das nicht gelehrt. „Diese jungen Enterpreneurs sind es aber, die die klassische Musik jetzt weiter bringen“, ist Kerres überzeugt. Sie sollten auch besser gefördert werden.
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