Alle Zeichen auf Cloud first: SAP-Cloud-Investitionen nehmen zu

Alle Wege führen in die Cloud? Blickt man auf den aktuellen DSAG-Investitionsreport, ist die Antwort eindeutig „ja“: SAP-Anwender setzen vermehrt auf Cloud-Technologien. Besonders SAP Cloud ERP ist auf dem Vormarsch. [...]

Michael Zitz, CEO der All for One Group (c) AFOG
Michael Zitz, CEO der All for One Group (c) AFOG

68 Prozent der Befragten planen Investitionen in die Cloud (Private & Public) – 2024 waren dies noch 50 Prozentpunkte weniger. Das Vertrauen im Mittelstand in die Cloud wächst – und auch die Erkenntnis, dass kein Weg an einem Wechsel vorbeiführt, wenn man als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben möchte.  

Um in Zukunft die enormen Anforderungen in Sachen Datenverarbeitung stemmen zu können, ist der Wechsel auf moderne Cloud-Technologien unausweichlich. Viele Unternehmen sind bereits in der Cloud – und viele weitere werden noch folgen. Denn die Cloud ist im Mittelstand angekommen, was auch der DSAG-Report zeigt, und sie läutet einen echten Paradigmenwechsel ein: Ob leistungsfähige In-Memory-Technologien für Echtzeit-Analysen, die Integration von KI-Anwendungen oder die automatisierte Bereitstellung von Ressourcen – – Unternehmen können so kontinuierlich Innovationen weiterentwickeln, statt alle paar Jahre ein disruptives Upgrade stemmen zu müssen  

Gleichzeitig drängt die Zeit und das nicht nur aufgrund des auslaufenden SAP-Supports für SAP ECC: Wer mit der digitalen Weiterentwicklung zu lange zögert, wird ins Hintertreffen geraten. Für die Unternehmen sowie den Wirtschaftsstandort Deutschland ist es daher dringend geboten, digitale Entwicklungen weiter voranzutreiben und zu investieren.  

Die Cloud gewinnt an Bedeutung 

Entscheidend ist, das Projekt nicht primär als IT-Projekt, sondern als Transformationsprojekt zu betrachten. Technologie sollte man nie um ihrer selbst willen einführen. Sie sollte immer nur ein Mittel zum Zweck sein: Es geht nicht darum, die aktuelle Landschaft einfach in die Cloud zu verlagern und so bekannte Probleme mit „umzuziehen“. Es geht darum, neue Möglichkeiten und Mehrwerte zu erschließen. Turning Technology into Business Success bringt es auf den Punkt.   

Hierfür ist es unverzichtbar, eine ehrliche Bestandsanalyse durchzuführen. Unternehmen sollen sich und ihre Fachbereiche fragen: Wo sind unsere größten Pain Points? Welche Prozesse sind ineffizient? Wo liegen Automatisierungspotenziale? Wo fehlt uns Transparenz? Was wollen wir mit dem SAP Cloud ERP wirklich erreichen? Viele Unternehmen springen zu schnell in die Technologie-Diskussion, ohne ihre Anforderungen wirklich zu verstehen. Diese Ziele müssen klar sein, denn sie sind der Kompass für jede Entscheidung im Projekt. Und diese Ziele müssen vom Top-Management und den Fachbereichen getragen werden, nicht nur von der IT. Ohne diesen Business Case fehlt dem Projekt die Seele und vor allem die Durchsetzungskraft.  

An diesem Punkt stellt sich die Gretchenfrage: Public Cloud, Private Cloud oder eine hybride Lösung?  

Die Strategie der SAP zielt klar in Richtung Public Cloud. Dabei positioniert der Anbieter sein SAP Cloud ERP (S/4HANA Public Cloud Edition) als die Lösung, die langfristig für viele Unternehmen den Standard setzen soll. Sie bringt Geschwindigkeit, beschleunigt Innovationen und ermöglicht es den Unternehmen dank bewährter Standardprozesse, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Mit diesen vorkonfigurierten Best Practices lassen sich 80 Prozent der Mittelstandsanforderungen abdecken. Damit bietet sie den schnellsten Time-to-Value. Hier gewinnt auch das Thema SAP Business Suite an Relevanz, also integrierte Paket-Lösungen, die ERP mit LOB-spezifischen Lösungen koppeln und Prozesse End-to-End abdecken 

Doch nicht jedes Unternehmen ist schon bereit für die Public Cloud. Wenn Unternehmen sehr spezielle Branchenlösungen und hochgradig individuelle Prozesse haben, dann macht SAP Cloud ERP Private (S/4HANA Private Cloud Edition) durchaus Sinn. Sie erlaubt Eingriffe in Core-Funktionalitäten und das Beibehalten komplexer, spezifischer oder historisch gewachsener Prozesse und Eigenentwicklungen. Hier kauft man sich maximale Flexibilität und Anpassbarkeit, bezahlt aber mit höherem Aufwand für Betrieb und Updates.   

Als schrittweisen Weg in die Public Cloud kann auch ein hybrider Ansatz in Frage kommen: Das Mutterunternehmen setzt weiterhin auf die Private Cloud, während andere Standorte oder Tochtergesellschaften parallel in die Public Cloud gehen. Unternehmen können so risikofrei Erfahrungen mit der Public Cloud sammeln, insbesondere mit den Best-Practices-Prozessen, und sich mit deren Vorteilen vertraut machen.   

Grundsätzlich gibt es hier keine Standardlösung – es geht immer um die Frage, was dem Unternehmen den größten Mehrwert bringt.  

KI ist und bleibt das Zukunftsthema 

Geht es um die Frage „Cloud oder nicht?“, geht es heute auch immer häufiger um den Einsatz von KI. 68 Prozent der im Report befragten Unternehmen (2024: 28 Prozent) attestieren der Technologie eine hohe und mittlere Relevanz. Dementsprechend verwundert nicht, dass 45 Prozent der Befragten KI sehr stark oder stark bei ihren IT-Investitionen für das Jahr 2025 berücksichtigen. Rund die Hälfte, 48 Prozent, sehen einen sehr hohen bzw. hohen potenziellen Nutzen in KI-Lösungen.  

Die native Integration von KI und Machine Learning ist für Unternehmen ein echter Meilenstein. SAP und die Hyperscaler betten diese Services direkt in die Public-Cloud-Lösungen ein. Von Predictive Maintenance über intelligente Prozessautomatisierung bis hin zu dynamischer Bedarfsplanung: Die Potenziale für Unternehmen sind enorm. In klassischen On-Premise-Umgebungen müssen Unternehmen diese komplexe Infrastruktur selbst aufbauen und, integrieren, was einen enormen Aufwand bedeutet. Diese Kombination aus KI und In-Memory-Technologie ist der entscheidende Schritt zur Data-Driven Company, in der Unternehmen datenbasierte Entscheidungen treffen und so proaktiv auf Marktveränderungen reagieren können.  

Cloud-Migration: Sicherheit für sensible Daten 

Stichwort Sicherheit: Besonders in stark regulierten und sensiblen Bereichen wie der Pharmaindustrie ist Sicherheit beim Wechsel in die Cloud das A und O. Anforderungen wie GxP (Good Practice), eine Reihe von Vorschriften und Qualitätsrichtlinien, die die Sicherheit, Konsistenz und Qualität von Produkten in regulierten Branchen wie der Lebensmittel-, Pharma-, Medizinprodukte- und Kosmetikindustrie gewährleisten, müssen durch technologische Lösungen entsprechend abgebildet werden. Ein erfolgreiches Praxisbeispiel bietet hier das Pharmaunternehmen Wörwag Pharma. Stetiges Wachstum, die Beschleunigung der Digitalisierung und die Möglichkeit, Innovationen weiter voranzutreiben, gaben den Ausschlag, die Weichen in Richtung digitale Zukunft zu stellen.  

In nur 11 Monaten setzte das Unternehmen den Umstieg auf SAP S/4HANA in der Private Cloud und eine moderne Cloud-Umgebung mit dem Umzug in die Microsoft Azure Cloud um. Dabei stellte das Familienunternehmen gemeinsam mit der Life Sciences Alliance – einer strategischen Partnerschaft zwischen All for One, DHC Dr. Herterich & Consultants und KEK Anwendungssysteme –konsequent sicher, dass regulatorische Vorgaben zuverlässig eingehalten wurden.  

Das Projekt startete mit einer „Conversion Discovery“. Hierbei analysierte das Projektteam die bestehende Prozesslandschaft und dokumentierte alle relevanten Abläufe, Schnittstellen und Systeme. Darauf aufbauend definierte es die Roadmap für den Transformationsprozess. Zugleich ermöglicht es die Conversion Discovery, den optimalen Transformationsweg auszuwählen. Wörwag Pharma entschied sich in diesem Kontext für den Bluefield-Ansatz. Bei diesem Vorgehen startet der Kunde mit einem neuen System und entscheidet selektiv, welche Daten und Prozessen in das neue System überführt werden sollen. 

Mit der Migration auf S/4HANA hat Wörwag Pharma eine zukunftssichere Plattform geschaffen, die für Wachstum und neue Use Cases skalierbar ist und schnellere Auswertungen, transparente Prozesse und eine moderne User Experience gewährleistet.  

Cloud-Migration: Viel mehr als nur eine technologische Frage 

Wachstum, Innovationskraft, der nächste Schritt der Digitalisierung oder der Einsatz von KI: Die Gründe für eine Migration in die Cloud sind vielfältig. Dass der Weg dorthin führen muss, darüber sind sich mittlerweile die meisten Unternehmen bewusst, wie auch der DSAG-Report zeigt. Entscheidend ist, die Migration gut zu planen, idealerweise gemeinsam mit Beratern die optimale Lösung für das eigene Unternehmen zu finden und entsprechende Vorgaben etwa im Bereich Sicherheit oder Kostentransparenz in jedem Schritt mitzudenken.  

Klar ist: Der Wechsel in die Cloud ist nicht das Ende der Transformationsreise, sondern ihr Beginn. Und der Ansatzpunkt muss ein ganzheitlicher sein. Es geht nicht mehr darum, einzelne Module, sondern die gesamte Wertschöpfungskette für die IT zu optimieren. In diesen End-to-End-Prozessen liegt das größte Potenzial für die Automatisierung – und damit auch der größte Mehrwert für die Unternehmen. Die Entscheidung für die Cloud ist damit viel mehr als ein technologisches Projekt. Es ist die Chance, das eigene Business entscheidend weiterzuentwickeln und stark für die Zukunft aufzustellen. 

*Der Autor Michael Zitz ist CEO der All for One Group.


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