Das US-Justizministerium (DoJ) strebt im Rahmen eines Kartellverfahrens gegen Google an, den Internetriesen zu zwingen, seinen Chrome-Browser zu verkaufen. [...]
Ziel des DoJ ist es, Googles Monopolstellung im Bereich der Internetsuche und -werbung zu brechen. Chrome spielt eine Schlüsselrolle in diesem Monopol, da es Google wertvolle Daten über die Suchgewohnheiten von Milliarden Nutzern liefert und als wichtiges Distributionsmittel für Google Search dient. Eine Abspaltung von Chrome hätte weitreichende Auswirkungen auf den Browsermarkt.
Vorteile für die Konsumenten
Mehr Wettbewerb könnte zu Innovationen und verbesserten Browsern führen. Konkurrenten hätten die Chance, Marktanteile zu gewinnen, wenn sie Chrome mit attraktiven Suchmaschinen und Funktionen kombinieren. Es steht berechtigt die Vermutung im Raum, dass so manche Weiterentwicklung des Browsers nicht im Interesse der User:innen gemacht wurden. Zum Beispiel wird die Implementierung von Adblockern mit Verweis auf Sicherheitsbedenken erschwert. Ebenso gibt es berechtigte Kritik im Bereich Privacy und der Rolle von Google. Der Konzern kommt auch zwangsläufig immer wieder in einen Interessenkonflikt, durch die wesentliche Rollen(!) die er am Werbemarkt als gleichzeitig einnimmt.
Nachteile für die Konsumenten
Ohne Googles finanzielle Unterstützung könnte die Weiterentwicklung von Chrome ins Stocken geraten. Dies könnte zu Sicherheitslücken und einer Verschlechterung der Nutzerfreundlichkeit führen. Nicht zu vernachlässigen ist auch, das Google derzeit die Entwicklung anderer Browser aktiv unterstützt, indem es dafür zahlt als Standardsuchmaschine integriert zu sein. Diese Praxis steht im Mittelpunkt des Kartellverfahrens des US-Justizministeriums (DoJ). Laut Gerichtsdokumenten zahlte Google Apple im Jahr 2022 allein 20 Milliarden US-Dollar, um die Standardsuchmaschine im Safari-Browser von Apple zu sein. Sollte Chrome von einem anderen Unternehmen gekauft werden, müsste Google wahrscheinlich auf ähnliche Weise für die Platzierung als Standardsuchmaschine bezahlen.
Mozilla, der Entwickler des Firefox-Browsers, ist stark von Zahlungen von Google abhängig. Google ist eine wichtige Finanzierungsquelle für Firefox, da es als Standardsuchmaschine im Browser integriert ist. Mozilla warnt davor, dass der Vorschlag des DoJ den Wettbewerb zwischen Browsern “unnötig beeinträchtigen” könnte. Mozilla argumentiert, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen unabhängige Browser schädigen würden, ohne dem Wettbewerb im Suchbereich einen nennenswerten Vorteil zu bringen.
Auswirkungen auf den Browsermarkt
Ein Verkauf von Chrome könnte zu einer Konsolidierung des Marktes führen, wenn ein weiteres großes Technologieunternehmen den Browser erwirbt. Es besteht die Gefahr, dass ein neuer Monopolist entsteht. Wesentliche Player haben auch die Weiterentwicklung wesentlicher Bestandteile eines Browser eingestellt. So benutz auch Edge von Microsoft und der Opera Browser die Open Source Komponente Chromium, die von Google wesentlich weitergetrieben wird. Hier entsteht die wesentliche Frage, wer soll dies in Zukunft finanzieren?
Potentielle Käufer und Herausforderungen
Amazon, Microsoft und Apple wären theoretisch in der Lage, Chrome zu kaufen, stehen aber selbst unter kartellrechtlicher Beobachtung. OpenAI, der Entwickler des KI-Chatbots ChatGPT, wird als ein weiterer möglicher Käufer gehandelt. Es ist unklar, ob der Käufer in der Lage wäre, Chrome profitabel zu betreiben, ohne exklusive Verträge mit Google abzuschließen. Die Kartellbehörden könnten solche Verträge untersagen, um den Wettbewerb zu fördern. Hinzu kommt, dass nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern Verfahren laufen.
Die Abspaltung von Chrome ist ein komplexes Thema mit vielen Unbekannten. Es bleibt abzuwarten, ob das DoJ sein Ziel erreicht und welche langfristigen Folgen ein Verkauf von Chrome für den Browsermarkt und die Konsumenten haben wird.
Es wird spekuliert, dass Google durch die vorgeschlagenen Änderungen möglicherweise sogar profitieren könnte. Wenn die Exklusivverträge zwischen Google und Unternehmen wie Apple verboten werden und ein Bieterverfahren eingeführt wird, ist es möglich, dass kein anderer Bieter bereit ist, 20 Milliarden US-Dollar an Apple zu zahlen. In diesem Fall könnten die Kosten für die Akquise von Traffic für Alphabet sogar sinken, und die Nutzer könnten weiterhin Google verwenden, da es über die Marke verfügt und diese Gewohnheiten schwer zu ändern sind.
Das WWW & die Browser Software zu einer Schlüsseltechnologie und Basisinfrastruktur geworden. Egal privat oder in der Arbeit, ob Mobil oder im Büro, wir nutzen das WWW. Eine verlässliche Weiterentwicklung ist im Interesse aller.
*Der Autor Jan Königstätter ist Geschäftsführer von otago.

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