Blockchain – was steckt dahinter?

Blockchain – dieser abstrakte Begriff ist in aller Munde, doch viele wissen nicht was man darunter versteht. Philipp Schützeneder, Projektmanager bei ReqPOOL, erklärt anhand von 6 Fragen Technologie, Einsatzmöglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile von Blockchain. [...]

Philipp Schützeneder ist Projektmanager bei ReqPOOL GmbH und verantwortlich für Projekte im Industriesektor. (c) ReqPOOL GmbH

Man hört immer wieder, dass die Blockchain revolutionär ist und unser aller Leben verändern wird. Was versteht man unter einer Blockchain und was hat es damit auf sich?

Eine Blockchain ist ein dezentrales Transaktionssystem, bei dem die Teilnehmer bzw. Benutzer nicht auf eine zentrale Instanz, welche die Transaktionen überprüft und durchführt, vertrauen müssen. Ob eine Transaktion durchgeführt werden kann, richtet sich stattdessen ganz nach den zuvor definierten Regeln der entsprechenden Blockchain und des Programmcodes. Technisch gesehen ist eine Blockchain eine Datenstruktur vergleichbar mit einer verketteten Liste, die sich ständig erweitert und deren Inhalt die Transaktionsdaten sind. Für Unternehmen ist diese disruptive Technologie interessant, weil dadurch die Dezentralisierung von Geschäftsprozessen ermöglicht wird.

Wo wurde bisher die Blockchain Technologie eingesetzt und welche Branchen könnten zukünftig von der Blockchain profitieren?

Die Blockchain Technologie wurde 2008 gleichzeitig mit der Kryptowährung Bitcoin erfunden. Bis heute sind Kryptowährungen auch der bekannteste und der am häufigsten verwendete Anwendungsfall der Blockchain. Es gibt mittlerweile nicht nur Bitcoin, sondern auch hunderte andere Kryptowährungen. Das Ziel dieser Kryptowährungen ist es, ein dezentrales Währungssystem, ein dezentrales Zahlungssystem, ein dezentrales Transaktionssystem und/oder ein dezentrales Wertaufbewahrungssystem aufzustellen. Welche Branchen von der Blockchain am meisten profitieren werden, ist noch nicht vorherzusehen. Aktuell wird die Blockchain bereits häufig für Crowdfunding (Stichwort ICO) und in der Glücksspiel- und Wettbranche verwendet. In der wissenschaftlichen Literatur werden am häufigsten die Finanzbranche und die Logistikbranche erwähnt.

Wo könnte man im alltäglichen Leben der Blockchain-Technologie begegnen?

Im Alltag begegnet man der Blockchain-Technologie derzeit noch selten bis gar nicht. Das kann sich aber rasch ändern, denn viele Unternehmen wollen den Zug nicht verpassen und setzen daher seit 2 bis 3 Jahren gezielt auf Pilotprojekte und Experimente mit der Blockchain-Technologie. Es ist auch von Land zu Land sehr unterschiedlich. Zum Beispiel in der Schweiz oder in den Niederlanden wird Bitcoin als Zahlungsmittel schon recht häufig akzeptiert. Im Internet kann man sich auf Online-Shops und über zahlreiche Zwischenhändler schon viele Produkte mit Kryptowährungen kaufen. Die zypriotische Universität University of Nicosia stellt Zertifikate auf der Blockchain aus. Die größte Gaming-Plattform Steam hat bereits Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert, aber später auf Grund der hohen Transaktionsgebühren wieder entfernt. Neben den genannten Geschäftsbereichen setzen Privatpersonen auch immer häufiger auf Investitionen in Krypto-Assets.

Was ist der Vorteil der Blockchain Technologie zur bisherigen verwendeten Technologie?

Ich möchte noch einmal explizit den Vorteil erwähnen, dass zwischen den Teilnehmern in einer Blockchain untereinander kein Vertrauen bestehen muss. Zusätzlich erlaubt eine Blockchain mit Smart Contract Funktionalität die Verwendung von programmierbaren Verträgen, die direkt auf der Blockchain ausgeführt werden. Zu den großen Vorteilen zählen auch die Ausfallsicherheit und die durch die verwendete Kryptographie erhaltene Manipulationssicherheit.

Warum ist die Blockchain viel sicherer als herkömmliche Methoden?

Eine Blockchain per se ist noch nicht sicher. Entscheidend ist der Grad der Dezentralität. Sobald eine gewisse Dezentralität durch die Teilnehmer bzw. Benutzer erreicht ist, zahlt sich ein Angriff auf das dahinterstehende BlockchainNetzwerk wirtschaftlich nicht mehr aus. Blockchain Systeme basieren auf der Spieltheorie und auf Anreizsysteme. Ein rationaler Spieler wird sich auf dieser Basis immer dem BlockchainNetzwerk anschließen und es nicht bekämpfen, da er dadurch nur verlieren kann. Je nach eingesetztem Algorithmus, auf den ich jetzt technisch nicht im Detail eingehen kann, ist ein Angriff auf das Gesamtnetzwerk also entweder wirkungslos oder extrem teuer. Es soll jedoch erwähnt werden, dass ein Angriff auf Einzelpersonen (also auf die Benutzer) recht einfach möglich ist, wenn der Benutzer nicht in der Lage ist, Sicherheitsvorkehrungen eigenständig zu treffen.

Wie lange wird es dauern, bis die Blockchain Technologie im Alltag ankommen wird?

Ich schätze, das wird schon noch 5 bis 10 Jahre dauern.

*Philipp Schützeneder ist Projektmanager bei ReqPOOL.


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