Christian Pirkner, CEO der Blue Code International AG und Anbieter der ersten paneuropäischen Mobile-Payment-Lösung Bluecode für iPhone, Apple Watch und Android-Smartphone über den Österreich-Start von Apple-Pay. [...]
Auch wenn es nur etwa ein Viertel der Smartphone-User betrifft, bringt der Start von Apple Pay viel Schwung in den Mobile-Payment-Markt und sorgt dafür, dass dem Thema mobiles Bezahlen von allen Seiten – den Endkunden, Banken und Händlern – noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Zukunft werden wir noch viel öfter sehen, dass an der Kassa das Handy zum bargeldlosen Bezahlen gezückt wird und das hilft natürlich auch uns.
Datenschutz beim mobilen Bezahlen
Der Markteintritt neuer Player, wie jetzt von Apple Pay, wird zeigen, welchen Stellenwert Datenschutz und Privatsphäre bei den Kunden haben. Ich habe beispielsweise während meiner langjährigen Tätigkeit für Start-ups im Silicon Valley selbst miterlebt, wie Apple und Google zu den größten Musik-Vermarktern aufgestiegen sind und dabei die gesamte Kundeninteraktion mitsamt den Nutzerdaten übernommen haben. Ähnliche Entwicklungen werden uns in der Finanzwelt bevorstehen. Man muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, wem man seine Daten anvertraut: In Europa basieren die mit Abstand meisten stationären und Online-Zahlungen mit Bankomat- oder Kreditkarte auf US-amerikanischen Zahlungssystemen, weil wir kein eigenes europäisches Regelwerk für kartenbasierte Zahlungen haben. Jetzt werden diese US-Zahlungskarten zusätzlich am Smartphone in den Mobile-Payment-Wallets der US-Anbieter Google und Apple hinterlegt. Da stellt sich die Frage: Wie können wir sicherstellen, dass keine sensiblen Userdaten aus dem Zahlungsverkehr ausgewertet oder an Dritte weitergeben werden? Diese Frage war auch der Antrieb für die Entwicklung des Bluecode-Zahlungssystems, um Banken, Händlern und Endkunden eine erste Alternative für mobiles Bezahlen nach europäischen Technologie- und Datenschutzregeln zu bieten. Durch unser TAN-basiertes Verfahren mit Barcode-Scan können wir sicherstellen, dass beim Bezahlvorgang keine Userdaten gespeichert oder übertragen werden. Zudem ist Bluecode das einzige mobile Bezahlsystem, das für alle iOS- und Android-Endgeräte offen ist, da wir die von Apple für Drittsysteme gesperrte NFC-Schnittstelle nicht benötigen.
Mögliche weitere Finanzdienstleistungen von Apple
Die neue EU-Richtlinie „Payment Services Directive II“, kurz PSD2, die von den Banken ab September 2019 umgesetzt werden muss, spielt Drittanbietern von Finanzservices in die Hände. Sie schreibt den Banken vor, dass sie künftig auch nationalen und internationalen Drittanbietern den Zugriff auf ausgewählte Zahlungsdaten ihrer Kunden geben müssen – sofern der Kunde der Weitergabe und dem Verwendungszweck zustimmt. Finanztransaktionen waren bisher ein Monopol der Banken. Wenn Google und Apple nun über Schnittstellen Zugang zu den Bankkonten eines Users erhalten, dann könnte beispielsweise der aktuelle Kontostand des Users in der Mobile-Payment-Wallet angezeigt werden. Das klingt natürlich praktisch und bequem für den User. Aber andererseits könnten Partner von Google und Apple aus genau diesen personenbezogenen Zahlungsdaten viele für sie interessante und weiterverwertbare Informationen herauslesen und auf Basis dieser Daten weitere Finanzdienstleistungen anbieten. Letztendlich werden und sollen jedoch die Endkunden selbst darüber entscheiden, wem sie ihre Daten anvertrauen möchten und ob die Lösungen ihrer Hausbank oder jene eines Drittanbieters für sie praktikabler sind. Wir von Bluecode wollen sicherstellen, dass es für Endkunden überhaupt eine europäische Alternative gibt und arbeiten daher eng mit unseren Bankpartnern an genau dieser Lösung.
Für die heimischen Banken steht sehr viel auf dem Spiel. Kurzfristig ist es für sie spannend, weil man sich „innovativ“ zeigen kann und weil es für iOS-Kunden ja ohne Zweifel eine tolle Erweiterung ist. Mittel- und langfristig ist es jedoch gefährlich, weil in der mobilen Welt immer derjenige den Kunden und dessen Geschäft gewinnt, der die Kundenreise – die sogenannte Customer Journey – hält. Und heute geben die ersten Banken diese Kundenreise bereits freiwillig auf. Damit ist der wichtigste Geschäftsvorfall der besten Kunden nicht mehr in ihrer eigenen Banking-App. Konkret heißt das: Wenn sie mit Apple Pay kooperieren, holen sie einen weiteren außereuropäischen Player in die Wertschöpfungskette und müssen diesen an den Händlergebühren beteiligen. Das heißt, es besteht die Gefahr, dass Einnahmen aus dem Zahlungsverkehr und die Wertschöpfung sukzessive aus Europa abgezogen werden.
Aus Sicht der Banken und Händler wäre daher eine Lösung besser, bei der die Kundenschnittstelle und die Kundeninteraktion bei ihnen bleibt, ohne ein außereuropäisches, kartenbasiertes System dazwischen zu schalten. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Finanzinstitute ihre eigene Banking-App stärken, indem sie diese mit einer mobilen Bezahlfunktion ausstatten, die Smartphone-Zahlungen direkt über das Girokonto des Users abwickelt. Daher verfolgen wir auch den Ansatz, die Bluecode-Zahlungsfunktion verstärkt in Banking-Apps zu integrieren. Dies ermöglicht anonyme Zahlungen über alle iOS- und Android-Endgeräte, ohne dabei Userdaten zu speichern oder zu übertragen. Dadurch könnten Banken nicht nur die Zahlungsdaten weiterhin sicher verwahren und die gesamte Kundeninteraktion in Europa halten, sondern in Zukunft auch an den steigenden Einnahmen aus dem mobilen Zahlungsverkehr teilhaben.
* Christian Pirkner ist CEO bei Blue Code International AG.
Weiterführende Links:
Erste Bank und Sparkassen starten mit Apple Pay in Österreich
Bluecode
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