Code im Wandel der Zeit: Wie Low-Code und No-Code neue Spielregeln schreiben

In den letzten Jahren hat sich in der Softwareentwicklung bei der Anwendungsentwicklung ein Paradigmenwechsel vollzogen. Teil dieses Wandels waren "Low-Code" und "No-Code", zwei Ansätze, die nicht nur den Entwicklungsprozess beschleunigt haben, sondern auch einen breiteren Kreis von Menschen in die Welt der Softwareentwicklung eingeführt haben. [...]

Martin Fischer,Head of Product bei Neptune Software (c) Neptune Software
Martin Fischer,Head of Product bei Neptune Software (c) Neptune Software

Der heutige Low-Code App Entwicklungsansatz entstand in den frühen 2000er-Jahren als Antwort auf die Herausforderungen der traditionellen, oft zeitaufwändigen Programmierung. Damals wurden diese Ansätze Model-Driven Development genannt. Daraus hat sich dann der Begriff Low-Code entwickelt. Unternehmen suchten nach Möglichkeiten, den Entwicklungsprozess für Softwareanwendungen zu beschleunigen und gleichzeitig die Abhängigkeit von qualifizierten Programmierer*innen zu verringern. Mit Low-Code erhielten Entwickler*innen Werkzeuge, die es ihnen ermöglichten, Anwendungen mit minimalem manuellem Codierungsaufwand zu erstellen. Dies führte zu einer Verkürzung der Entwicklungszyklen und einer effizienteren Nutzung von Ressourcen.

Die Weiterentwicklung von Low-Code führte zur Entstehung von No-Code. Der Fokus verlagerte sich von der Unterstützung von Entwickler*innen hin zu einer noch breiteren Zielgruppe, einschließlich Nicht-Entwickler*innen. No-Code-Plattformen ermöglichen es Menschen ohne umfassende Programmierkenntnisse, Anwendungen zu erstellen. Dieser Zugang zur Entwicklung führte zu einer neuen Gruppe von Anwender*innen, den sogenannten „Citizen Developern“. Diese Personen können aus verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens stammen und sind nun in der Lage, eigenständig Prototypen für Anwendungen oder auch Anwendungen für einfache Prozesse zu erstellen und anzupassen, ohne auf die Verfügbarkeit von Entwicklern angewiesen zu sein. Um den Mehrwert der Plattformen tatsächlich zu heben, ist ein Grundverständnis von Datenstrukturen und UI Gestaltung notwendig.

Low-Code und No-Code auf dem Vormarsch

Die breite Akzeptanz von Low-Code und No-Code (LC/NC) in der Softwarewelt verdeutlicht, dass Unternehmen vermehrt auf diese Technologien setzen, um ihre Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und gleichzeitig den wachsenden Bedarf an individuellen SAP- und Non-SAP-basierten Anwendungen zu decken. Bis 2025 wird prognostiziert, dass etwa 70 % der neu entwickelten Unternehmensanwendungen auf diese Technologien zurückgreifen werden. Die leichte Integration der Anwendungen ermöglicht Unternehmen jeglicher Größe, den neusten Techtrends zu folgen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders KMUs konnten von dieser Technologie profitieren und während wirtschaftlicher Krisen profitieren.  

Weltweiter Fachkräftemangel 

Auch der weltweit herrschende Bedarf an qualifizierten Entwickler*innen war ein Auslöser für das starke Wachstum von LC/NC Plattformen. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hat zu einer anhaltenden Herausforderung in der Tech-Branche geführt. LC/NC bieten SAP-Anwednerunternehmen und Einzelpersonen die Möglichkeit, maßgeschneiderte Applikationen zu erstellen, ohne auf hochqualifiziertes Personal zurückgreifen zu müssen. Die sogenannten Citizen Developer von NC/LC kommen hier ins Spiel, sie sind eigens dafür ausgebildet, und tragen somit dazu bei, die Lücke in der SAP- und Non-SAP-basierten Applikationserstellung zu schließen. Diese Technologien agieren somit nicht nur als Antwort auf den anhaltenden Entwicklermangel, sondern fördern auch eine zugängliche Herangehensweise an die Softwareentwicklung für alle.

Von Routinetätigkeiten zu Fortschritten 

Die Automatisierung von Coding-Aufgaben durch NC/LC haben nicht nur zu einer Steigerung der Effizienz geführt, sondern auch Raum für Innovation geschaffen. Entwickler*innen können sich nun auf kreative Aspekte der Softwaregestaltung konzentrieren, da die zeitraubenden Routinetätigkeiten automatisiert werden. Dies hat zu einer erhöhten Innovationskraft und der Umsetzung wegweisender Konzepte in der Entwicklergemeinschaft geführt. Aber nicht nur Entwickler*innen wurden durch die Einführung von LC/NC stark geholfen, auch die gesamte Organisation profitiert von der stärkeren Heterogenität des Teams. NC/LC tragen dazu bei, dass Teams nicht nur lokal, sondern auch international nahtlos miteinander arbeiten können. Besonders während der Coronapandemie waren Organisationen auf reibungsloses Arbeiten von zu Hause angewiesen. Moderne Arbeitskulturen setzen seitdem vermehrt auf Flexibilität und ortsunabhängiges Arbeiten, wodurch Talente weltweit rekrutiert und eingebunden werden können. NC/LC sind somit nicht nur Werkzeuge zur Effizienzsteigerung, sondern auch Wegbereiter für eine global vernetzte Arbeitswelt.

Sicherheit und Vertrauen: auf dem Weg zur Integration

Die Verbreitung von Low-Code und No-Code für SAP hat nicht nur zu einer vermehrten Nutzung geführt, sondern auch das Vertrauen in diese Technologien gestärkt. Unternehmen und Entwickler*innen verfügen nun über ein tieferes Know-how rund um diese Technologien, was zu einer verbesserten Sicherheitsinfrastruktur beiträgt. Dank Authentifizierungsmechanismen, Verschlüsselungstechnologien und regelmäßiger Aktualisierungen gewährleisten NC/LC ihren Kund*innen hohe Sicherheitsstandards. Idealerweise werden die NC/LC Plattformen in die bereits vorhandene Sicherheitsarchitektur integriert und unterstützen die vorhandenen Standards und Protokolle.

Künstliche Intelligenz als nächster Schritt

Künstliche Intelligenz hat einen Einfluss auf alle Lebensbereiche. Auch in der NC/LC Welt ist dies nicht unbemerkt geblieben. Deshalb fangen NC/LC Anbieter auch mit der Integration von künstlicher Intelligenz (KI) an. Bis 2025 wird erwartet, dass 95 % der Entwickler*innen regelmäßig generative KI zur Unterstützung bei der Codeerstellung einsetzen. Die Kombination von KI und Low-Code/No-Code verspricht eine noch schnellere und intelligente App-Entwicklung, die die Effizienz weiter steigert und neue Horizonte für digitale Lösungen eröffnet.

Eine vielversprechende Zukunft in der Softwareentwicklung

LC/NC für SAP- und Non-SAP haben die Softwareentwicklungswelt in den letzten Jahren grundlegend verändert. Sie haben nicht nur den Entwicklungsprozess optimiert, sondern auch eine Dimension hinzugefügt, die es Menschen aller Fachrichtungen ermöglicht, aktiv an der Erstellung von Anwendungen teilzunehmen. Mit der Integration von KI steht die Branche vor einer Zukunft voller neuer Möglichkeiten, die die Effizienz weiter steigern und die Grenzen der Softwareentwicklung neu definieren werden.

*Der Autor Martin Fischer ist Head of Product bei Neptune Software.


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