KI kann längst mehr als viele ahnen – und genau darin liegt das Risiko. Aristech-Geschäftsführerin Carolin Edler-Mende plädiert für eine klare Regulierung, bevor Anwendungen unkontrollierbar werden. Der AI Act kommt aus ihrer Sicht zur rechten Zeit – als Signal für Verantwortungsbewusstsein in einer überhitzten Branche. [...]
Der europäische AI Act kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt. Wir stehen an einem Punkt, an dem sich KI schneller entwickelt, als es die meisten begreifen – und zwar nicht nur im Hinblick auf Leistung, sondern auch auf potenzielle Risiken. Viele denken bei KI noch an Anwendungen wie Textübersetzungen oder Chatbots, dabei haben heutige Systeme längst gelernt, Code zu schreiben, auf Schnittstellen zuzugreifen oder Menschen im Gespräch gezielt zu manipulieren. Wir verstehen schon jetzt oft nicht mehr genau, wie sie zu ihren Entscheidungen kommen. Und die echte KI-Entwicklung hat im Prinzip gerade erst richtig angefangen, schreitet aber mit einem Tempo voran, das selbst Expert:innen überrascht.
Gerade deshalb ist eine gemeinsame europäische Regulierung ein Zeichen von Verantwortung, auch wenn sie bedeutet, dass stellenweise Entwicklungen langsamer geschehen. Bei Aristech etwa setzen wir darauf, vor dem Einsatz von KI-Modellen eine ausgiebige Analyse durchzuführen, welche Modelle sinnvollerweise für welche Aufgabenstellung eingesetzt werden und die Kunden genau über damit einhergehende Risiken zu informieren. Das ist aufwändiger, aber es gibt uns die nötige Transparenz und Kontrolle und ermöglicht unseren Kunden wohl durchdachte Entscheidungen zu treffen. Natürlich sind Genehmigungsverfahren und Prüfprozesse manchmal träge. Aber angesichts der rasanten und unkontrollierten Entwicklungen ist das der falsche Maßstab. Lieber einmal zu viel hinterfragt als einmal zu wenig verstanden.
* Carolin Edler-Mende ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von Aristech. Seit der Gründung vor 12 Jahren entwickeln sie und ihr Team KI-basierte Sprachtechnologien, um die Digitalisierung der Kundenkommunikation voranzutreiben. Zudem engagiert sie sich für mehr Diversität in der IT-Branche.

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