Die Welt nachhaltiger gestalten – die Rolle der KMU

Nachhaltigkeit erfordert kollektives Handeln. Diese Erkenntnis sollte auch das Handeln von Führungskräften in der Wirtschaft leiten, damit wir große Probleme wie die aktuellen Bedrohungen für den Planeten meistern können. Kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, auch wenn sie in vielen Debatten rund um Nachhaltigkeit vernachlässigt werden. [...]

Elisa Moscolin, EVP, Sustainability & Foundation Environmental and Society bei Sage. (c) Sage
Elisa Moscolin, EVP, Sustainability & Foundation Environmental and Society bei Sage. (c) Sage

99 Prozent aller Unternehmen auf der Welt sind KMU. Sie bei Debatten auszuschließen, ist also ein Schuss ins eigene Knie. Vor allem deshalb, weil sie sich beteiligen möchten: Eine Studie von Sage hat ergeben, dass 83 Prozent der KMU Nachhaltigkeit Priorität einräumen wollen. Allerdings fühlen sie sich durch fehlendes Know-how, mangelnde Finanzmittel und technische Hilfsmittel behindert. Dies hindert sie daran, effektive Maßnahmen zu ergreifen.

Die Führung eines KMU ist harte Arbeit. Daher kann kaum erwartet werden, dass Führungskräfte in KMU nun auch noch zu Experten in den Bereichen Nachhaltigkeitsberichterstattung, Klimawissenschaft oder grüne Finanzierung werden. Was also können KMU, denen es an Zeit, Wissen und Kapital mangelt, tun, um den Weg in Richtung Nachhaltigkeit einzuschlagen?

CO2-Fußabdruck verstehen und Ziele setzen

Der ökologische Fußabdruck eines KMU ist ein wichtiger Teil seiner Nachhaltigkeitsbemühungen. Der erste Schritt, den ein KMU-Geschäftsführer unternehmen sollte, besteht darin, die Hotspots des Unternehmens zu verstehen: welche Bereiche des Unternehmens die meisten Emissionen verursachen. Sobald diese Informationen vorliegen, können die Verantwortlichen die Maßnahmen priorisieren, die den größten Einfluss auf die Emissionsreduzierung haben.

Ziele auf dem Weg zur Klimaneutralität zu definieren und zu erreichen, kann als überwältigend schwierig wahrgenommen werden. Es hilft, schrittweise Ziele vorzugeben, die sich auf die wichtigsten Aktivitäten konzentrieren. Ressourcen wie der SMB Climate Hub, eine gemeinnützige globale Initiative, bieten Anleitungen, wie kleine Unternehmen Ziele zur Klimaneutralität festlegen, ihre Emissionen messen und Klimastrategien entwickeln können.

Weil die CO2-Emissionen in Zukunft stärker reguliert werden, ist es wichtig, sie jetzt zu messen, damit das Unternehmen für die Zukunft gerüstet ist. Wenn ein Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck kennt, kann es seine Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel besser erfassen und verstehen, wie es diese mindern kann.

Kleine erste Schritte – z.B. bei der Energieeffizienz

Die Energieeffizienz zu steigern, ist oft die erste und einfachste Maßnahme, die KMU ergreifen können, um dem Ziel der Klimaneutralität näher zu kommen. Dabei kann es sich um etwas so Banales wie die Verwendung der effizientesten verfügbaren Leuchtmittel für die gesamte Beleuchtung handeln. Oder um etwas so Bedeutendes wie die Installation von Solarzellen auf dem Dach und die Nutzung von Wärmepumpen anstelle von Gaskesseln. Die Umstellung auf eine Null-Emission-Energieversorgung scheint oft eine große Herausforderung zu sein, aber kleine, sinnvolle Schritte wie diese können dazu beitragen, dass kleine und mittlere Unternehmen bei dieser Transformation erfolgreich sind.

Für Unternehmen kann es auch hilfreich sein, Kunden darüber zu befragen, worauf sich die Organisation ihrer Meinung nach konzentrieren sollte oder welche Maßnahmen die Kundenbeziehung stärken würden. In der Folge sollte genau dort angesetzt werden. Das kann eine simple Änderung der Verpackung sein oder die Umstellung auf die Beschaffung nachhaltigerer Produkte.

Am Anfang steht die Berichterstattung über die eigenen Auswirkungen

Die Messung ist der erste Schritt, um Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu werden. Die Berichterstattung ist der nächste wichtige Schritt. Derzeit berichten nur 8 Prozent der KMU über ihre Auswirkungen. Dieser Wert ist alarmierend, weil die Berichterstattung Unternehmen neue finanzielle Möglichkeiten, Wachstum und Arbeitsplätze eröffnen könnte.

Die Berichterstattung kann herausfordernd und komplex erscheinen. Aus diesem Grund sollten KMU die für ihre Branche und ihre Stakeholder wichtigsten Themen verstehen und mit der Berichterstattung über diese Indikatoren beginnen. Die Verantwortlichen in den KMU sollten auch prüfen, welche Berichte in ihrer Region und in ihrer Branche erforderlich sind, und diese priorisieren.

Dialog mit dem Buchhalter

Für viele KMU ist ihr Buchhalter bereits ein vertrauenswürdiger Berater, dessen Fähigkeit, eine Vielzahl von Daten zu sammeln und zu analysieren, das Unternehmen am Laufen hält. Was Verantwortliche dabei oft vergessen. Ihr Buchhalter kann ihnen auch bei der Erfassung und Berichterstattung über nichtfinanzielle Daten, wie ihre Null-Emissions-Ziele, behilflich sein . Wenn der eigene Buchhalter also in diesem Bereich über Qualifikationen verfügt, kann er dazu beitragen, die Integrität der Berichterstattung zu gewährleisten. Sowohl intern als auch extern ist dies von großer Bedeutung.

Fachjargon vernachlässigen, Resilienz stärken

Der Weg in Richtung Klimaneutralität ist geradezu gepflastert mit Akronymen – von ESG bis GHGs. Die Unternehmensverantwortlichen sollten sich von derlei Akronymen und Bezeichnungen nicht beeindrucken lassen und sich stattdessen auf die Resilienz fokussieren. Resilienz nimmt eine zentrale Rolle für Nachhaltigkeit ein und wir unterstützen KMU u.a. mit unserer Masterclass-Serie, die Resilienz zu erreichen.

Die Risiken und Chancen sollten im Vordergrund stehen. Wer beispielsweise in der Transportbranche tätig ist, denkt wahrscheinlich bereits über die Auswirkungen eines Dieselfahrverbots nach. Wer in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie tätig ist, hat sich hingegen sicherlich schon einmal über Unterbrechungen der Lieferketten und veränderte Verbraucherpräferenzen Gedanken gemacht. Werden die Dinge aus dieser Perspektive betrachtet, lässt sich höchstwahrscheinlich feststellen, dass jeder Verantwortliche bereits über Fragen zur Klimaneutralität nachgedacht hat. Der Fachjargon sollte also kein Hindernis darstellen.

*Die Autorin Elisa Moscolin ist EVP, Sustainability & Foundation Environmental and Society bei Sage.


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