In der Diskussion rund um den digitalen Wandel gibt es viele Sichtweisen und offene Fragen. Auffällig ist, dass Digitalisierung meist als technologischer Prozess wahrgenommen wird, befeuert durch Entwicklungen wie beispielsweise IoT, Sensorik und 3D-Druck. [...]
Diese Technologien unterstützen zwar smarte Prozesse und Unternehmen, reichen aber nicht aus, um das Thema erfolgreich umzusetzen. Denn es geht um weit mehr als nur schlaue Maschinen und vernetzte Systeme. Der wesentlichste Aspekt, nämlich die Veränderung bestehender Denkweisen und Geschäftsmodelle, wird oft vernachlässigt. Dabei steckt im Begriff „Digitale Business Transformation“ bereits das Kernthema, nämlich Veränderung.
Der Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens hin zu einem modernen, digitalen Betrieb heißt Service. Im Fokus steht nicht mehr das Produkt selbst, sondern die Dienstleistung, die damit verbunden ist und optimal auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten ist. Dazu ein Beispiel: Zumtobel bietet nicht nur Leuchten an, sondern auch „Beleuchtung as a Service„. Dabei bezieht der Kunde ein Dienstleistungspaket, das von der Planung über die Montage bis hin zu Betrieb und Wartung der kompletten Beleuchtungsanlage alle Komponenten umfasst und per monatlicher Servicepauschale bezahlt wird. Der Kunde profitiert von einem kompletten Leistungsbündel zu transparenten, skalierbaren Kosten und muss sich nicht selbst um Details wie den Ersatz defekter Leuchtmittel kümmern. Mietmodelle überholen also die klassische Anschaffung von Gütern.
Auch im B2C-Bereich sind innovative Geschäftsideen im Vormarsch: Ob die Transportdienste von Uber, die smarten, steuerbaren Leuchten von Ikea oder Atomic Custom Ski im individuellen Design – wer zukünftig erfolgreich am Markt agieren will, muss neue Services rund um sein Produktportfolio entwickeln beziehungsweise völlig andere Wege gehen. Das setzt voraus, dass Raum für Innovationen im Unternehmen geschaffen wird, junge Mitarbeiter ihre Ideen und Visionen umsetzen können und natürlich auch die Geschäftsleitung diese Strategie trägt. Digitalisierung setzt auch eine Änderung der Arbeitskultur voraus: Die Generation Z und Y wollen hohe Flexibilität, Work-Life-Balance und das eigene Handy für den Job. Ein Schreibtisch, PC und gute Bezahlung reichen heute nicht mehr aus, um junge Facharbeitskräfte zu gewinnen.
Die digitale Business Transformation bedingt auch eine zukunftsorientierte Sichtweise. In der Produktion sind daher die Themen Instandhaltung und vorausschauende Wartung entscheidend, um teure Stillstände zu vermeiden. Vernetzte Maschinen, die ihren Servicebedarf rechtzeitig melden, und Technologien wie die HoloLens Datenbrille vereinfachen die Wartung und helfen, Ausfälle zu minimieren. Instandhaltung wird so zunehmend zu einem geschäftskritischen Faktor. Aber auch Monitoring und Data Mining, also Auswertung großer Datenbestände, etwa um daraus Prognosen für die zukünftige Produktion abzuleiten, werden bestimmend sein. Dabei ist das Thema Machine Learning bereits heute Realität, beispielsweise Sprach-, Gesichts- oder Bilderkennung, autonomes Fahren oder Vorhersagemodelle für die Fertigung. Entscheidend wird sein, ob man diese Tools richtig einsetzen kann und eine digitale Strategie im Ärmel hat. Denn nur innovative Unternehmen werden zukünftig ihre Marktposition sichern können.
*Mario Lehner ist Geschäftsführer der insideAx GmbH und Experte für Digitalisierungsfragen im industriellen Umfeld.
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