Ein bewegtes Jahr 2017 liegt hinter uns. Das bedeutet jedoch nicht, dass 2018 auch nur ansatzweise weniger aufregend verlaufen wird. Die Entwicklungen der vergangenen Zeit werden sich auch in diesem Jahr auf Unternehmen auswirken und besonders die IT-Chefetage beschäftigen. Der CIO muss sich auf neue Herausforderungen einstellen, die auch sein Rollenbild verändern werden. [...]
Die Digitale Transformation hat auch im vergangenen Jahr ihre Spuren hinterlassen und sich weiter in sämtliche Unternehmensbereiche ausgebreitet. Ob Adoption neuer Technologien, Integration neuer Lösungen in bestehende Prozesse oder die Instandhaltung der gesamten Infrastruktur – die IT-Abteilungen und dadurch die CIOs werden auch 2018 wieder vor großen Aufgaben stehen. Im Folgenden möchte ich drei Trends hervorheben, die durch die jüngsten Entwicklungen die IT-Führungskräfte besonders beschäftigen werden.
Veränderung der Machtverhältnisse für Ausgaben
Bereits in den letzten Jahren lagen die Ausgaben für neue Technologien nicht mehr ausschließlich beim CIO, sondern den einzelnen Business Units. Branchenanalysten gehen davon aus, dass sich dieser Wandel sogar beschleunigen wird. Diese Verschiebung wird durch Adoption mobiler Services und Abonnementmodelle für IaaS, SaaS und PaaS unterstützt, welche die Integration neuer Technologien für Geschäftsbereiche deutlich vereinfachen. Diese ist inzwischen so einfach, dass sie auch völlig ohne die IT-Teams oder den CIO ablaufen kann.
Der CIO befindet sich durch den Vormarsch der Schatten-IT in der misslichen Lage, nicht mehr vollständige Einblicke in sein eigentliches Hoheitsgebiet zu haben und trotzdem verantwortlich dafür zu sein. Schließlich muss er die steigenden Ausgaben für Technologien rechtfertigen. Da nun der Kauf von virtuellen Services und Infrastrukturen ohne sein Wissen und Einverständnis abläuft, fällt es ihm zunehmend schwer, zu erklären, welche Neuanschaffungen erworben wurden und wie sie zum Einsatz kommen sollen.
Um diesem Problem zu begegnen sind sie zunehmend auf Lösungen angewiesen, die Transparenz herstellen und die Verwendung der eingesetzten Technologien dokumentieren. Dabei ist es unerlässlich, dass sich diese Technologien entsprechend weiterentwickeln, um nicht nur die physischen und virtuellen Assets im Unternehmen sichtbar zu machen, sondern auch den Soft- und Hardwareverbrauch in der Cloud. Diese Lösungen helfen dem CIO dabei, Ausgaben für neue Technologien im Blick zu haben und dadurch tatsächlich die Kontrolle zu behalten.
Zwangsumstellung auf die Cloud
Software-Audits gehören zum Stammrepertoire von Softwareanbietern, um ihre Umsätze zu verbessern. Allerdings ändern sie in letzter Zeit die Art des Einkommens. Während früher der Fokus darauf lag, Umsätze durch Compliance-Bußgelder zu generieren, nutzen sie vermehrt die Audit-Ergebnisse, um ihre Kunden auf ihre neuesten Cloud-Angebote und Abonnementlizenzen vorzubereiten.
Diese Umstellung kann mitunter durchaus sinnvoll sein. Um jedoch eine qualifizierte Entscheidung darüber treffen zu können, ob der Umstieg auf die Cloud die richtige Wahl ist, müssen CIOs zunächst entscheiden, ob diese vermeintlich günstigeren Angebote wirklich eine echte Ersparnis darstellen. Daher lohnt es sich, einen vollständigen Überblick über ihre Hard- und Softwarekosten herzustellen. SaaS- und IaaS-Service-Provider machen ihre anfänglichen Cloud-Kosten mit One-Click-Käufen bewusst attraktiv. Mit einem Verständnis der unternehmensweiten aktuellen Ausgaben für lokale Systeme sind die CIOs jedoch gut informiert, um von Fall zu Fall zu entscheiden, ob die Cloud der richtige Weg ist oder nicht.
Neue Aufgabengebiete
Der Kontrollverlust über Technologieausgaben an die einzelnen Abteilungen, gepaart mit dem Bedürfnis nach Innovationen, um neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, sind nur zwei der Faktoren, die zu einer Verschiebung der Rollen von CIO und IT-Teams führen.
Die Hauptverantwortung der IT-Abteilung liegt immer weniger darin, neue Technologien und Lösungen zu entwickeln und diese bereit zu stellen. Vielmehr führt die einfache Einbindung neuer Services dazu, dass IT-Teams eine Beratertätigkeit über Auswahl und Beschaffung der richtigen Technologien einnehmen. Dazu passt, dass Gartner kürzlich bekanntgab, dass „mindestens 84 % der befragten Top-CIOs für Geschäftsfelder außerhalb der klassischen IT verantwortlich sind“. Die häufigsten Bereiche sind Innovation und Transformation.
Ein neues Rollenverständnis
Betrachtet man diese drei Punkte, zeigt sich schnell, dass die Digitale Transformation auch die Rolle des CIOs einem Wandel unterwirft. Da es heute kein Hexenwerk mehr ist, neue Services zu identifizieren und zu integrieren, ist das Unternehmen nicht mehr auf die IT-Abteilung in ihrer traditionellen Rolle angewiesen. Somit nimmt der CIO eine Vermittlerrolle für neue Technologien ein. War er früher noch der Mann an der Spitze der IT-Abteilung, der sämtliche Fäden in der Hand hielt, gilt es vermehrt, einen kollaborativen Ansatz zu finden, wie er mit den einzelnen Geschäftsbereichen am besten zusammenarbeiten kann. Er muss in der Lage sein, die einzelnen Ziele der Geschäftsbereiche mit den Bedürfnissen abzugleichen und neue Technologien ohne Budgetüberschreitungen oder Risiken für das Unternehmen erschließen. Kurz gesagt, er muss der engste Verbündete des CEO und CFO werden.
*Benedict Geissler ist Geschäftsführer und Regional Business Manager bei Snow Software.
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