Digitalisierung versus Analogisierung im Recruiting

In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der nahezu jedes Unternehmen auf den Zug der Online-Werbung aufspringt, stellt sich die Frage, ob dieser Trend auch im Recruiting der Königsweg ist. [...]

Andreas Widmann ist Gründer und Geschäftsführer von RoadAds interactive. (c) Ricardo Wiesinger
Andreas Widmann ist Gründer und Geschäftsführer von RoadAds interactive. (c) Ricardo Wiesinger

Während digitale Methoden, von Social Media bis hin zu gezieltem Online-Marketing, unbestrittene Vorteile bieten, sollten die traditionellen analogen Wege, wie Außenwerbung, nicht vorschnell beiseitegeschoben werden. In diesem exklusiven Gastbeitrag beleuchtet Experte Andreas Widmann, Gründer des JobBus, die Vor- und Nachteile beider Ansätze und wie eine geschickte Kombination aus Digitalisierung und klassischen Kanälen im Recruiting den größten Erfolg verspricht.

Die digitalen Pfade des Recruitings

Die Digitalisierung hat das Recruiting revolutioniert. Unternehmen können über Social Media, Jobportale und andere digitale Plattformen eine breite Zielgruppe erreichen und ihre offenen Stellen zielgerichtet bewerben. Diese Methoden bieten eine Reihe von Vorteilen: Sie sind skalierbar, ermöglichen präzises Targeting und bieten umfangreiche Analysemöglichkeiten. Ein großer Vorteil ist die Messbarkeit von Kampagnen, die es Unternehmen erlaubt, den Erfolg ihrer Maßnahmen in Echtzeit zu bewerten und bei Bedarf anzupassen. Zudem ist die Reichweite enorm, was besonders für Unternehmen interessant ist, die Bewerber auf der ganzen Welt ansprechen möchten.

Jedoch ist die digitale Welt auch mit Herausforderungen verbunden. Der Wettbewerb um Aufmerksamkeit ist intensiv, und die Kosten für gezielte Anzeigen auf Plattformen wie LinkedIn oder Facebook können schnell steigen. Hinzu kommt, dass nicht alle potenziellen Bewerber in der digitalen Welt unterwegs sind oder auf digitale Werbung anspringen. Gerade ältere oder weniger technologieaffine Zielgruppen könnten durch rein digitale Maßnahmen nicht effektiv erreicht werden.

Der Charme der analogen Außenwerbung

Außenwerbung mag in Zeiten der Digitalisierung auf den ersten Blick veraltet erscheinen, doch gerade im Recruiting kann sie eine überraschend starke Wirkung entfalten. Werbeanzeigen auf Plakatwänden, an öffentlichen Verkehrsmitteln oder an stark frequentierten Orten können eine lokale Zielgruppe direkt ansprechen und das Unternehmen in einem physischen, oft unübersehbaren Kontext präsentieren. Diese Form der Werbung wirkt oft persönlicher und hat eine längere Lebensdauer im Gedächtnis der Betrachter. Sie kann das Unternehmen als Teil der lokalen Gemeinschaft positionieren und so Vertrauen aufbauen.

Ein besonderes Beispiel für erfolgreiche Außenwerbung im Recruiting ist der „JobBus“, ein innovativer Ansatz, der traditionelle Verkehrsmittelwerbung mit digitaler Interaktivität kombiniert. Durch die Platzierung eines digitalen Stellenportals am Heck des Busses können Unternehmen nicht nur Bewerber in der Umgebung ansprechen, sondern auch ihre Marke langfristig stärken.

Die Fusion von Offline und Online: Kreative Werbung für maximale Wirkung

Besonders effektiv ist Werbung, wenn man die Vorteile beider Methoden miteinander verbindet: Lokale Aufmerksamkeit und starkes Branding erreicht man durch Außenwerbung. Der Online-Weg kann zusätzliche Informationen liefern und die Zielgruppe immer wieder neu aktivieren. Eine Brücke schaffen beispielsweise QR-Codes, Gewinnspiele und ähnliche Teaser auf der Außenwerbung, die zur weiteren Online-Recherche einladen. Außenwerbung sollte möglichst kreativ sein und die Erwartungshaltung der Rezipienten durchbrechen. Man möchte die Aufmerksamkeit der vorbeigehenden oder fahrenden Menschen auf sich ziehen und lange im Kopf bleiben. Sie soll aus dem gewohnten Umfeld herausstechen und darf deshalb auch ungewöhnliche Ideen aufgreifen. Dann kann sie auch im Zeitalter der Digitalisierung entscheidende Vorteile mit sich bringen.

Der „JobBus“ beispielsweise kombiniert die Wirksamkeit klassischer Verkehrsmittelwerbung mit einer digital bespielbaren Werbefläche am Heck des Busses. Der Bus wird so quasi zu einem rollenden Stellenportal. Durch diese einzigartige Kombination von klassischer Brandingwerbung und konkreten Stellenanzeigen können zahlreiche Unternehmen nicht nur kurzfristig eine hohe Anzahl von Bewerbern  gewinnen, sondern auch langfristig ihre Arbeitgebermarke stärken.  Besonders effektiv wird dies natürlich, wenn die Kampagne von weiteren digitalen Kontaktmöglichkeiten und effizienten Bewerber-Funnels begleitet wird.

Fazit

Im digitalen Zeitalter ist es verlockend, sich ausschließlich auf online Recruiting-Methoden zu verlassen. Doch die Außenwerbung hat nach wie vor ihren Platz und kann, wenn sie strategisch eingesetzt wird, entscheidende Vorteile bieten. Die Zukunft des Recruitings liegt in der Wahl des richtigen Medienmixes und der Digitalisierung analoger Werbeflächen. Unternehmen, die beide Welten geschickt miteinander verbinden, schaffen eine umfassende und effektive Recruiting-Strategie, die ihnen hilft, aus der Masse herauszustechen und die besten Talente zu gewinnen.

*Der Autor Andreas Widmann ist Gründer und Geschäftsführer von RoadAds interactive.


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