E-Mail: Vielfach totgesagt und doch präsenter denn je

Wenige Erfindungen der letzten Jahrzehnte haben unser Leben so grundlegend verändert wie die Möglichkeit, digital miteinander zu kommunizieren. Seit Ray Tomlinson vor rund 52 Jahren mehr zufällig als bewusst diesen Dienst erfunden hat, hat sich die E-Mail zum mitunter bedeutendsten digitalen Kommunikations-Tool des 21. Jahrhunderts entwickelt. [...]

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Franz Kolostori, Geschäftsführer von eyepin. (c) Richard Tanzer

Mit Social Media und Messenger Diensten schien die E-Mail aber plötzlich an Bedeutung zu verlieren. Vor allem jüngere Zielgruppen schienen den Dienst kaum mehr zu nutzen. Doch gerade während der Corona-Pandemie stieg die Relevanz des persönlichen E-Mail-Postfachs wieder sprunghaft an. Denn ohne dieses war eine Kommunikation mit Unternehmen, Ausbildungsstätten und Behörden im Grunde nicht möglich. Die Ergebnisse der „E-Mail-Marktstudie 2023“, durchgeführt vom Forschungsinstitut MindTake, unterstreichen diese Behauptung zusätzlich: Befragt wurden Internet-Nutzer:innen ab 15 Jahren in Österreich, von denen rund drei Viertel (73,2 Prozent) der E-Mail-Kommunikation eine unverändert hohe Bedeutung zuschrieben, für knapp 20 Prozent (18,2 Prozent) ist die Wichtigkeit im Vergleich zum Vorjahr sogar deutlich angestiegen. Somit ist und bleibt die E-Mail das relevanteste Element der digitalen Kommunikation und wird wohl auch nicht so schnell durch andere Anwendungen abgelöst.

Zeig mir dein E-Mail-Postfach und ich sag dir, wer du bist

Viel privater als das eigene digitale Postfach geht es wohl kaum. Rechnungen von Energie-, Versicherungs- und Mobilfunk-Anbietern, Lohnzettel des Arbeitgebers, Bewerbungen für eine neue Arbeitsstelle, Austausch mit Ausbildungsstätten, Newsletter von Unternehmen oder Medien, an denen man interessiert ist – das ist nur ein Bruchteil dessen, was alles über die eigene E-Mail-Adresse abgewickelt wird. Anders als die mobile Telefonnummer, ist sie weltweit portabel und es gibt heute so gut wie keinen Online Dienst mehr, für den man sich ohne E-Mail-Adresse registrieren kann. Außerdem sollte man eine Kleinigkeit nicht unterschätzen: Der gute alte elektronische Postkasten speichert wichtige Kommunikationsverläufe. Meine ältesten Mails sind aus den 1995er Jahren. Die E-Mail-Adresse wurde also still und heimlich über Jahrzehnte hinweg zu unserer persönlichen und beruflichen ID – und das gänzlich anbieter-unabhängig und kostenlos.

In Zeiten von Cloud-Services werden Konsument:innen mehr und mehr in Abhängigkeiten gedrängt. Smart-Home-Anwendungen, wie Sound-, Licht- oder Überwachungssysteme, funktionieren nur noch mit entsprechendem Cloud-Abo. Auch Social Media Plattformen versuchen über integrierte Messenger die Kommunikation auf der Plattform zu halten. Die wenigsten Nutzer denken allerdings darüber nach, was passiert, wenn der Hersteller nach einigen Jahren den Support oder gleich das gesamte Service einstellt. Vor allem die Kommunikation jüngerer Generationen verlagert sich zunehmend auf Messenger-Dienste der Sozialen Medien. Doch was ist notwendig, um sich auf diesen Plattformen registrieren zu können? Richtig! Ein E-Mail-Konto, denn auch Social Media Plattformen setzen immer noch auf 2-Phasen-Authentifizierung über eine hinterlegte E-Mail-Adresse.

Mit der E-Mail ist es daher ein bisschen so wie mit dem Uraltmixer in der Küche. Der funktioniert auch nach 20 Jahren noch einwandfrei und ohne Abo. Und beim Umzug können beide mit in die neue Wohnung.

Aber nichts ist für die Ewigkeit. Irgendwann in den nächsten 30 Jahren wird sich die E-Mail in eine digitale ID verwandeln, die wir vermutlich im Körper tragen und mit der unsere unterschiedlichen Adressen, beruflich wie privat, verknüpft sind. Über unterschiedliche Ausgabegeräte werden wir dann unsere private Kommunikation bis zurück ins Kindheitsalter abfragen und jederzeit kommunizieren können. Und das wird nur die kleinere Veränderung sein. Es bleibt also spannend, herausfordernd und voller neuer Chancen.

*Der Autor Franz Kolostori ist Geschäftsführer von eyepin.


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