Ein Jahr danach: Die Lehren aus dem Marriott-Breach

Am 30.11.2018 gab Marriott bekannt, dass Kundendaten von mehreren Hundertmillionen Hotelgästen entwendet worden seien. Ein Jahr danach fasst Klaus Nemelka, Technical Evangelist von Varonis, die Lehren daraus zusammen. [...]

Klaus Nemelka, Technical Evangelist von Varonis
Klaus Nemelka, Technical Evangelist von Varonis (c) Varonis

Eine spätere Analyse des Marriott-Breach zeigte, dass es sich um insgesamt 383 Millionen Datensätze handelte, darunter auch Kreditkarteninformationen und Passnummern. Das Datenleck befand sich dabei in der Datenbank der von Marriott 2016 übernommenen Starwood-Hotelgruppe.

Die Datenschutzverletzung bei Marriott hat das Datenrisiko bei M&A-Aktivitäten auf die Landkarte gebracht. Sie hat auf erschreckende Weise klar gemacht, dass Vorstände und Aufsichtsräte den Umfang des Risikos einbeziehen müssen, wenn sie im Zuge einer Übernahme oder Fusion auch Daten eines anderen Unternehmens übernehmen. Im Falle der Übernahme von Starwood durch Marriott war dies ein kostspieliges Versäumnis der Verantwortlichen. Aber durchaus (zumindest bis dahin) kein unübliches: Wenn es um Fusionen und Übernahmen geht, übersehen Unternehmen in der Regel die involvierten Daten. Wenn man ein Unternehmen erwirbt, erwirbt man auch das gesamte Sicherheits– und Datenrisiko. Unwissenheit über Datenrisiken kann keine Verteidigungsstrategie sein, ebenso wenig wie Schuldzuweisungen. Marriott kann die Verantwortung nicht einfach auf Starwood abladen. 

Je größer und komplexer Unternehmensnetzwerke und –infrastrukturen sind, desto größer ist gewöhnlich auch das Risiko. Dieses zu bewerten ist zwar schwierig, aber keinesfalls unmöglich. Ähnlich wie in anderen Unternehmensbereichen (von leistungs- bis hin zu finanzwirtschaftlichen Risiken) kann auch das Datenrisiko mittels speziellen Data Risk Assessments bewertet werden. Dies zu versäumen, ist ein unkalkulierbares Risiko

Unternehmen, die vor einer Übernahme stehen, sollten das, was Marriott passiert ist, sehr ernst nehmen. Hinzu kommen Datenschutzbestimmungen wie die DSGVO, die über scharfe Zähne verfügen. Beides muss dazu führen, dass datenorientierte Risikobewertungen im Rahmen der Due-Diligence-Prüfung für M&A-Aktivitäten immer häufiger eingesetzt werden. Zwar wird sich so das Risiko nie gänzlich beseitigen, zumindest aber deutlich reduzieren lassen. Und das ist ja schon mal ein guter Start für eine neue Partnerschaft.

*Klaus Nemelka ist Technical Evangelist beim IT-Sicherheitsanbieter Varonis.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*