Eine Citizen-Development-Kultur zu pflegen, forciert die digitale Transformation

Technisch versierte Angestellte können mit Hilfe von Low-Code-Technologien selbstständig Automatisierungen entwickeln. Dies kann die Effizienz der täglichen Arbeit verbessern, da die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre eigenen digitalen Assistenten zu nutzen und zu entwickeln. [...]

Automatisierungen, die mithilfe von Low-Code-Plattformen gebaut werden, bringen eine ganz neue Kategorie von Mitarbeiter:innen hervor. (c) Pexels

Diese Assistenten können alles unterstützen, von einfachen Aufgaben wie dem allmorgendlichen Hochfahren des Computers bis hin zu komplexen Vorgängen wie der Finanzberichterstattung. Hierfür ist jedoch ein besonderer Rahmen erforderlich.

Vor mehr als 500 Jahren demokratisierte die Erfindung des Buchdrucks den Zugang zu Wissen. Eine ähnliche Demokratisierung findet aktuell in der Software-Branche statt: Low-Code ist ein effizienter Weg, um Mitarbeiter:innen ohne große Programmierkenntnisse Automation näher zu bringen. Hierbei erstellen Nutzer:innen auf einer grafisch ansprechenden Benutzeroberfläche mit vordefinierten Bausteinen Automatisierungen. Diese Form der Automatisierung bietet sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer:innen einen Mehrwert, da sich alltägliche repetitive Aufgaben einfach automatisieren lassen.

In der Regel liegt der Einführung von Automatisierung – wie in Form von Low-Code – in bestimmten Abteilungen eines Unternehmens wie Finanzwesen, HR oder IT ein definierter Prozess zugrunde. Entscheidet sich ein Unternehmen dafür, eine Low-Code-Plattform einzuführen, implementiert zunächst die IT-Abteilung die Plattform und erstellt erste Automatisierungen. Diese werden dann an die Belegschaft gegeben, in der Regel über ein Center of Excellence (CoE). Das Personal so früh wie möglich in den Automatisierungsprozess einzubeziehen, erhöht die Chance der Akzeptanz und stellt sicher, dass die richtigen Prozesse auf die richtige Weise automatisiert werden. Unabdingbar ist für die erfolgreiche Umsetzung das entsprechende Verständnis für Automatisierung zu schaffen und mit Trainings für die Mitarbeiter:innen zu unterfüttern.

Citizen Developer: Pioniere einer neuen Arbeitswelt

Automatisierungen, die mithilfe von Low-Code-Plattformen gebaut werden, bringen eine ganz neue Kategorie von Mitarbeiter:innen hervor – solche, die Aufgaben nicht einfach nur abarbeiten, sondern Automatisierungspotenzial in wiederkehrenden, alltäglichen Aufgaben entdecken. Manche Beschäftigte finden so viel Gefallen an den eingeführten Automatisierungen, dass sie selbst Automatisierungspotenzial in Aufgaben identifizieren und anfangen, eigene Automatisierungen auf der Plattform zu entwickeln. Das ist der Moment einer Sternstunde: Sie werden zu Citizen Developern.

Citizen Developer müssen zwar über keine vorherige Programmiererfahrung verfügen, haben jedoch ein kritisches Mindset, sind in der Lage, Bereiche ihrer täglichen Arbeit zu erkennen, die rationalisiert werden können, und haben Spaß an Herausforderungen. Formal werden sie definiert als nicht-technische Benutzer:innen die einfache Automatisierungen erstellen. Sie spielen eine wichtige Rolle im Kontext einer digitalen Transformation von Unternehmen und treiben diese maßgeblich voran. So helfen Citizen Developer dabei, die IT-Teams zu entlasten, den Fachkräftemangel zu überwinden und Innovationen schneller umzusetzen.

Von außen betrachtet, könnte man jedoch ein Risiko darin sehen, dass Citizen-Developer Anwendungen innerhalb einer „Schatten-IT“ ohne das Wissen und die Beteiligung der IT-Abteilung erstellen. Allerdings sollte man Citizen Developern nicht unterstellen, dass sie ihre eigenen Regeln definieren und sich nicht um die Informationsarchitektur, den Datenschutz oder die Sicherheit des Unternehmens kümmern. Es ist daher ratsam, progressiv eine Citizen-Development-Kultur zu etablieren und zu pflegen. Dies gelingt mit einer intuitiv zu bedienenden Plattform, deren Sicherheitsprotokoll die IT-Abteilung definiert und die von ihr kontrolliert und verwaltet wird. So kann Citizen Development seine positive Kraft für das Unternehmen entfalten.

Schlüssel zum Erfolg: Automatisierung dezentralisieren

Citizen Developer eliminieren wiederkehrende digitale Alltagsaufgaben für sich, ihre Abteilungen und ihr Unternehmen und schaffen dadurch Freiraum für das Erledigen von wichtigeren und kreativen Aufgaben. Einige Unternehmen schöpfen das Potenzial von Automatisierungen in Form eines „Automatisierungs-Kreislaufs“ (Grafik) aus. Wichtiger Bestandteil dessen ist ein Center of Excellence (CoE). Mitarbeiter:innen, die Automatisierungspotenzial erkannt haben, melden dies dem CoE. Hier werden die Automatisierungen dann gebaut, Mitarbeiter:innen zur Verfügung gestellt und von ihnen genutzt. Wenn ein Unternehmen international tätig ist, können diese CoEs erweitert werden, so dass die Automatisierungen auch für internationale Nutzer:innen verfügbar sind.

Kommt es zu einem Ausbruch aus diesem Kreislauf, erlebt das Unternehmen einen Schlüsselmoment: Jetzt werden automatisierungsnutzende Mitarbeiter:innen zu Citizen Developern. Sie entwickeln ihre eigenen Automatisierungsideen und leiten diese an das CoE weiter, welches die Automatisierungen steuert und integriert. Hierdurch hat die Dezentralisierung und Demokratisierung der Automatisierung begonnen. Erfahrungsgemäß sind die besten Automatisierungsprogramme dezentral strukturiert. In erfolgreichen Unternehmen sind häufiger Beschäftigte als Citizen Developer für Automatisierungen verantwortlich. In weniger erfolgreichen Unternehmen trägt ein zentrales Team die alleinige Verantwortung für Automatisierungen.

Arbeitsstunden im Wert mehrerer Billionen Dollar automatisierbar

Ein langfristiger Erfolg hängt von der Kombination aus Dezentralisierung und Führung ab: Usern wird die Freiheit gewährt, eigene Ideen frei zu entwickeln und zu realisieren. Das CoE wird befähigt, Automatisierungslösungen zu priorisieren, zu skalieren und abteilungsübergreifend zu verteilen.

Der Wunsch, Automatisierungen in den Büroalltag zu integrieren, kommt nicht von ungefähr: In den USA ließen sich pro Jahr Arbeitsstunden im Wert von etwa 2,7 Billionen Dollar automatisieren. Der Ruf sowohl seitens der Unternehmen als auch der Angestellten wird immer lauter, diese Art von Arbeit zu automatisieren. Laut einer Studie von UiPath, die Anfang des Jahres veröffentlicht wurde, sagen 58 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen, dass sie sich mit Hilfe der Automatisierung mehr auf kreative Arbeit konzentrieren könnten.

Entscheidende Wettbewerbsvorteile durch Low-Code

Die Low-Code-Revolution legt Menschen neue Werkzeuge in die Hand, um Probleme zu lösen, die in der Vergangenheit ungelöst oder unerkannt geblieben sind. In Automatisierungsplattformen mit Low Code liegt ein immenses Potenzial: Unternehmen werden wettbewerbsfähiger, gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, den Arbeitsalltag ihrer Beschäftigten zu erleichtern, so deren Zufriedenheit zu steigern und ihnen als Citizen Developer wertvolle Fähigkeiten an die Hand zu geben, die ihnen neue Karriereschritte eröffnen.

Die Corona-Pandemie hat die globale digitale Transformation in den letzten zwei Jahren stark beschleunigt. Die Welt hat in dieser Zeit mehr digitale Transformation erlebt als je zuvor. Unternehmen, die Low-Code-Plattformen nutzen, werden die Vorteile dieser Transformation am besten ausschöpfen können.

Die Autorin Annette Maier ist Vice President Central & Eastern Europe bei UiPath.


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