Einfluss der Stromversorgung auf Logistikzentren: Herausforderungen und Lösungen

Die Stromversorgung ist ein zentraler Bestandteil der modernen Infrastruktur und spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und dem Betrieb von Logistikzentren. Durch die Energiewende und den Ausbau erneuerbarer Energien entstehen neue Herausforderungen und Chancen für diese Einrichtungen. [...]

Martin Pollpeter, Geschäftsführer der Bockermann Fritze plan4buildING, untersucht die Auswirkungen der Stromversorgung auf Logistikzentren. (c) Bockermann Fritze plan4buildING GmbH
Martin Pollpeter, Geschäftsführer der Bockermann Fritze plan4buildING, untersucht die Auswirkungen der Stromversorgung auf Logistikzentren. (c) Bockermann Fritze plan4buildING GmbH

Die Elektromobilität gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Transport- und Logistiksektor. Elektrische Lieferfahrzeuge, Lastwagen und Busse bieten eine umweltfreundlichere Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren. Eine zuverlässige Stromversorgung ist entscheidend, um die Ladeinfrastruktur zu unterstützen und den Betrieb dieser Fahrzeuge sicherzustellen. Der Ausbau eines flächendeckenden Netzes von Ladestationen entlang der Straßen und in Logistikzentren ist notwendig. Hierbei spielen Schnellladestationen eine besondere Rolle, um die Ladezeiten zu minimieren und die Effizienz im Transportwesen zu erhöhen.

Neben der Fahrzeugflotte benötigen auch Logistikanlagen wie Lagerhäuser und Distributionszentren eine stabile Stromversorgung, um den Betrieb von Beleuchtung, Heizung, Kühlung und automatisierten Systemen sicherzustellen. Die Integration von erneuerbaren Energien, wie Solaranlagen auf den Dächern von Lagerhäusern, trägt zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks bei und kann gleichzeitig Energiekosten senken. Diese Maßnahmen sind nicht nur aus ökologischer Sicht vorteilhaft, sondern auch ökonomisch attraktiv, da sie langfristig zu Kosteneinsparungen führen können.

Elektrifizierung in Logistikzentren

Elektrifizierung von Lade- und Entladevorgängen

Die Elektrifizierung von Logistikzentren umfasst die Umstellung von Diesel- oder benzinbetriebenen Geräten auf elektrische Alternativen. Dies betrifft nicht nur die Gabelstapler, Hubwagen und andere Flurfördergeräte, die für Lade- und Entladevorgänge eingesetzt werden, sondern auch die Lastkraftwagen (LKWs) müssen während der Ladezeiten aufgeladen werden. Wenn die Energiewende so umgesetzt wird, dass auch Nutzfahrzeuge elektrisch betrieben werden, wäre dies ein bedeutender Fortschritt.

Elektrische Geräte bieten mehrere Vorteile, darunter eine Reduktion der Emissionen und eine verbesserte Luftqualität in den Lagerräumen. Zudem sind sie oft leiser im Betrieb und können die Gesamtenergieeffizienz der Logistikprozesse erhöhen.

Ein wichtiger Aspekt bei der Elektrifizierung ist die Bereitstellung einer stabilen und zuverlässigen Stromversorgung, um die kontinuierliche Betriebsbereitschaft dieser Geräte sicherzustellen. Integrierte Ladesysteme und intelligente Energiemanagementlösungen können dabei helfen, den Energieverbrauch zu optimieren und Lastspitzen zu vermeiden. Diese Systeme können auch die Betriebszeiten maximieren, indem sie Ladezyklen und Energiebedarf effizient managen.

Rolle von Verteilerzentren

Verteilerzentren, die als zentrale Knotenpunkte im Logistiknetzwerk fungieren, profitieren erheblich von der Elektrifizierung. Diese Einrichtungen sind oft rund um die Uhr in Betrieb und benötigen daher eine zuverlässige und effiziente Energieversorgung. Elektrische Förderanlagen, automatisierte Lagersysteme und energieeffiziente Beleuchtungssysteme tragen zur Reduktion des Energieverbrauchs bei und verbessern die Nachhaltigkeit der Betriebsprozesse.

Die Integration von erneuerbaren Energien, wie Solaranlagen auf den Dächern von Verteilerzentren, bietet zusätzliche Vorteile. Diese Anlagen können einen erheblichen Teil des Energiebedarfs decken und die Betriebskosten senken. Zudem tragen sie zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks bei und unterstützen die Nachhaltigkeitsziele der Unternehmen. Durch die Kombination von erneuerbaren Energien und effizienten Energiespeicherlösungen können Verteilerzentren ihre Energieautarkie erhöhen und die Abhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz reduzieren.

Ladeinfrastruktur und Akkuladung vor Ort

Eine der größten Herausforderungen bei der Elektrifizierung von Logistikzentren ist die Bereitstellung einer ausreichenden Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Dies betrifft sowohl die Ladeeinrichtungen für Lieferfahrzeuge als auch für Mitarbeiterfahrzeuge. Eine flächendeckende und zuverlässige Ladeinfrastruktur ist entscheidend, um den reibungslosen Betrieb der Elektromobilität zu gewährleisten.

Es ist notwendig, ausreichend Ladestationen in den Logistikzentren zu installieren, um die Ladeanforderungen zu erfüllen. Dabei spielen Schnellladestationen eine wichtige Rolle, da sie die Ladezeiten minimieren und die Effizienz des Betriebs erhöhen. Zudem müssen die Ladestationen strategisch platziert werden, um die Betriebsabläufe nicht zu beeinträchtigen und eine optimale Nutzung zu gewährleisten. Hierbei ist es wichtig, die Lademöglichkeiten so zu planen, dass sie sowohl den täglichen Bedarf als auch zukünftige Erweiterungen berücksichtigen.

Die Ladung der Akkus vor Ort stellt eine weitere Herausforderung dar. Logistikzentren müssen sicherstellen, dass ausreichend Kapazitäten für die gleichzeitige Ladung mehrerer Fahrzeuge vorhanden sind. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Implementierung von Energiemanagementsystemen, um Lastspitzen zu vermeiden und die Effizienz zu maximieren.

Eine mögliche Lösung ist der Einsatz von Energiespeichersystemen, die überschüssige Energie speichern und bei Bedarf abgeben können. Diese Systeme können auch dazu beitragen, die Nutzung von erneuerbaren Energien zu optimieren, indem sie den gespeicherten Strom bei niedriger Produktion von Solar- oder Windenergie verwenden. Durch den Einsatz von intelligenten Lade- und Speichersystemen kann die Energieversorgung flexibel und bedarfsgerecht gestaltet werden, was zu einer insgesamt effizienteren Nutzung der Ressourcen führt.

Fazit

Die Elektrifizierung von Logistikzentren bietet zahlreiche Vorteile, darunter eine verbesserte Energieeffizienz, reduzierte Emissionen und geringere Betriebskosten. Die Herausforderungen bei der Implementierung, insbesondere in Bezug auf die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, erfordern jedoch sorgfältige Planung und innovative Lösungen. Durch die Integration intelligenter Energiemanagementsysteme und die Nutzung erneuerbarer Energien können diese Herausforderungen gemeistert und die Vorteile der Elektrifizierung maximiert werden. Eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure, von Architekten und Ingenieuren bis hin zu Logistikexperten und Energieversorgern, ist entscheidend, um eine nachhaltige und effiziente Zukunft für Logistikzentren zu gewährleisten. Nur durch koordinierte Anstrengungen und umfassende strategische Planung können die ehrgeizigen Ziele der Energiewende und einer modernen Logistikinfrastruktur erreicht werden.

*Der Autor Martin Pollpeter ist Geschäftsführer der Bockermann Fritze plan4buildING GmbH.


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