Der Schlüssel für zukünftige Produktinnovationen und eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Kundenangebots heißt digitales Service und Add-ons. Thomas Brandstätter, Head of Custom-made Business Solutions bei DCCS, erklärt, warum nicht mehr das Produkt selbst, sondern damit verbundene Dienstleistungen und Erweiterungen im Fokus stehen. [...]
Der Wandel vom reinen Produkthersteller zum Serviceanbieter ist ein zentraler Aspekt der digitalen Transformation in der produzierenden Industrie. Unternehmen erkennen zunehmend, dass es nicht mehr ausreicht, wie bisher nur Produkte herzustellen und zu verkaufen. Durch die Integration digitaler Services und Produkterweiterungen können Industriebetriebe ihren Kunden Mehrwert bieten und sich vom Wettbewerb abheben. Dies eröffnet nicht nur neue Geschäftsmodelle und Revenue-Streams, sondern bietet auch zahlreiche Innovationsmöglichkeiten und trägt maßgeblich zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit von Industrieunternehmen bei.
Vom Produkthersteller zum Serviceanbieter
Bisher waren Industriebetriebe darauf ausgerichtet, Produkte herzustellen und diese an ihre Kunden zu verkaufen. Doch mit sich laufend ändernden Kundenbedürfnissen und stetig höheren Erwartungen hinsichtlich des Serviceangebots sowie dem bestehenden globalen Wettbewerb und zunehmendem Kostendruck reicht es nicht mehr aus, ausschließlich Produkte anzubieten. Unternehmen müssen sich klar von der Konkurrenz differenzieren und einen Mehrwert schaffen, um Kunden langfristig zu binden und sich gegenüber Mitbewerbern zu behaupten. Daher ist es für Industriebetriebe unerlässlich geworden, sich zu Serviceanbietern weiterzuentwickeln, die zusätzlich zu ihren Erzeugnissen auch digitale Services und Add-ons anbieten.
Neue Geschäftsmodelle und Revenue-Streams
Digitale Services und Produkterweiterungen, z.B. Lösungspakete aus Produkt, Software und Services, eröffnen Industrieunternehmen neue Geschäftsmodelle und zusätzliche Revenue-Streams. Statt nur einmalige Produktverkäufe anzustreben, können sie mithilfe digitaler Services und Produkt-Add-ons langfristige Kundenbeziehungen aufbauen und wiederkehrende Einnahmen generieren. Ein Beispiel hierfür sind Abo-Geschäftsmodelle, bei denen Kunden regelmäßig für die Nutzung von digitalen Services und den erzielten Mehrwert bezahlen. Alternativ kann die Abrechnung auch auf Basis der Nutzungszeit oder der tatsächlichen Produktionsergebnisse erfolgen. Dies ermöglicht eine faire und transparente Preisgestaltung.
Digitale Services und Produkterweiterungen mit Mehrwert
Von KI-gestützter Maschinenkonfiguration bis hin zu Object-Self-Service gibt es vielfältige Optionen, wie Industrieunternehmen durch die Integration digitaler Technologien ihre Produkte und Dienstleistungen erweitern und ihren Kunden einen echten Mehrwert bieten können. Die folgenden Beispiele zeigen die Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten auf:
- Digitale Konfiguration von Maschinen oder Produkten
Durch KI-gestützte oder auf Expertenwissen basierende digitale Erweiterungen können Maschinen oder Produkte – je nach aktuellem Einsatz von Kunden – individuell konfiguriert werden. Dies ermöglicht eine flexible Anpassungsfähigkeit, unabhängig von Expertenwissen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels wird diese Funktion zunehmend wichtiger, da Unternehmen nicht mehr auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen sind, um ihre Maschinen optimal einzurichten oder das jeweilige Produkt individuell zu konfigurieren.
- Condition Monitoring & Fertigungsqualität
Die kontinuierliche Überwachung und Erfassung von Maschinenparametern bei der Fertigung von Produkten oder Teilen bietet sowohl Aufschluss über den Zustand von Maschinen als auch die Qualität der Fertigungsprozesse. Der Vergleich von Maschinendaten und -parametern verschiedener Anlagen eines Herstellers ermöglicht weitreichende Optimierungsoptionen. Für Fertigungsunternehmen sind diese Daten äußerst wertvoll, da sie als Grundlage für eigene Verbesserungen bei Produkt- und Fertigungsqualität sowie zunehmend auch zur Optimierung des Energieverbrauchs dienen. Maschinenhersteller können ihren Kunden – basierend auf Condition-Monitoring-Daten – Zusatzservices zur Maschinenoptimierung anbieten. Davon profitieren Hersteller wie auch Kunden. Fertigungsunternehmen wiederum können ihre Fertigungsprozesse und Produkte datenbasiert weiterentwickeln.
- Predictive Maintenance und Object Self-Service
Durch die Nutzung von IoT-Sensorik, den Einsatz von Real-time Monitoring und die Analyse von Daten können Unternehmen Predictive Maintenance implementieren, indem sie den Zustand ihrer Maschinen kontinuierlich überwachen und Wartungsbedarf vorhersehen. Kunden profitieren von einer stets aktuellen Sicht auf den Status der von ihnen eingesetzten Maschinen, unabhängig vom Einsatzort und der Reduktion ungeplanter Ausfallzeiten sowie von optimierten Wartungskosten. Object Self-Service, also die automatisierte Nachbestellung von Verbrauchsmaterialien für Maschinen oder Produkte, ermöglicht eine effiziente und reibungslose Versorgung mit benötigten Materialien. Durch die Automatisierung dieses Prozesses ermöglichen Industrieunternehmen ihren Kunden Zeit und Ressourcen zu sparen und gleichzeitig sicherzustellen, dass ihre Maschinen bzw. Produkte kontinuierlich einsatzbereit sind.
Cloud Services als wesentlicher Baustein
Bei der Konzeption digitaler Services gilt es zu beachten, wie diese den Nutzern zur Verfügung gestellt und jederzeit zugänglich gemacht werden können. Dabei spielen Cloud-Services und Mobile Apps eine wesentliche Rolle. Die Nutzung von Cloud-Services wirkt sich nicht nur auf die Art und Weise aus, wie Unternehmen ihre Dienstleistungen bereitstellen, sondern hat auch einen erheblichen Einfluss auf die Verwaltung und Verarbeitung von Daten. Insbesondere im Bereich IoT werden Informationen und Services in der Cloud zunehmend unverzichtbar. Über das Internet vernetzte Geräte generieren enorme Datenmengen, die effizient gespeichert, analysiert und genutzt werden müssen, um wertvolle Einblicke zu gewinnen und innovative Anwendungen zu entwickeln. Hier bieten Cloud-Plattformen eine ideale Lösung, um IoT-Daten zu verarbeiten, Anwendungen zu hosten und nahtlose Interaktionen zwischen Geräten und Diensten zu ermöglichen. Darüber hinaus ermöglichen Cloud-Dienste den Unternehmen, ihre Angebote flexibler und skalierbarer zu gestalten.
Mobile Apps für Convenience und bestmögliche User Experience
Mobile Anwendungen bieten Kunden die Möglichkeit, auf Produkte oder Dienstleistungen bzw. Daten und Applikationen von überall aus zuzugreifen. Dies erleichtert den Zugang und steigert die Convenience. Auch bei Produkterweiterungen (Add-Ons) spielen Mobile Apps eine große Rolle. Wenn „klassische“ Maschinen kommunizieren, sollte das überall einsehbar sein, um gegebenenfalls schnell darauf reagieren zu können. Dabei gilt die Regel, dass nur wesentliche bzw. notwendige Informationen an das mobile Endgerät gesendet werden – ähnlich einem Cockpit im Flugzeug: Den größten Teil der Steuerung übernimmt der Autopilot selbsttätig. Wenn der Kapitän eine Entscheidung treffen soll, erscheint die Meldung im Cockpit. So sollen auch mobile Apps zur Überwachung von Maschinen funktionieren. Ein Berechtigungskonzept ermöglicht es, unterschiedliche Benutzerrollen mit spezifischen Services bzw. Informationen und Interaktionsmöglichkeiten anzubieten. Dabei ist es entscheidend, dass die App nahtlos auf unterschiedlichen Geräten funktioniert, von Smartphones über Tablets bis hin zu industriellen Handhelds, um für den jeweiligen Einsatzzweck das optimale Device bereitstellen und die bestmögliche User Experience gewährleisten zu können.
Innovation durch digitale Produkterweiterungen
Digitale Produkt-Add-ons tragen auch maßgeblich zur Innovation des Angebots bei, indem sie neue Möglichkeiten bei Funktionalität und Interaktion eröffnen. In vielen Fällen sind Innovationen stark von Software geprägt oder werden durch sie erst möglich. Durch die Integration digitaler Services können physische Produkte mit neuen Funktionen ausgestattet werden, die ihre Leistungsfähigkeit erhöhen und den Mehrwert für die Kunden steigern. Software-Updates oder Add-ons verleihen dem Produkt zusätzliche Fähigkeiten oder ermöglichen, es an die sich ändernden Anforderungen und Bedürfnisse der Kunden anzupassen. Auf diese Weise fördert digitale Diversifikation die kontinuierliche Innovation und Evolution von Produkten, um den sich ständig verändernden Marktbedingungen gerecht zu werden und einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Mittels Remote- und Over-the-air-Updates können Unternehmen Innovationen schnell und effizient bereitstellen und Produkte kontinuierlich verbessern und anpassen, ohne dass ein physischer Zugang bzw. Einsatz vor Ort erforderlich ist.
Den Wandel erfolgreich gestalten
Industrieunternehmen, die Chancen digitaler Services und Produkterweiterungen nutzen und den Wandel vom Produkthersteller zum Serviceanbieter erfolgreich gestalten, werden in der Lage sein, sich dem stets wandelnden Marktumfeld anzupassen. Sie werden ihre Kunden besser bedienen können, neue Geschäftschancen erschließen und somit langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Essenziell für diesen Weg ist kompetente Beratung und Unterstützung eines erfahrenden Digitalisierungspartners.
*Der Autor Thomas Brandstätter, Head of Custom-made Business Solutions DCCS.
Be the first to comment