Elektrotechnische Systeme werden häufig als reine Betriebsvoraussetzung betrachtet - dabei können sie in komplexen Systemen wie Datenzentren dazu beitragen, Risiken zu minimieren und langfristig Kosten zu reduzieren. Wie können schon bei der Planung Gebäude zukunftsfähig aufgestellt werden? [...]
Rechenzentren gelten als unverzichtbare Basis der Digitalisierung: Allein in Österreich lag ihr Stromverbrauch im Jahr 2020 bei rund 1,2 Terawattstunden. Studien prognostizieren, dass sich dieser Wert bis 2030 verdreifachen bis verfünffachen wird. Vor diesem Hintergrund rücken effiziente Infrastrukturen stärker in den Fokus. Leistungsstarke und resistente Systemesowie moderne Softwarelösungen werden bis ins Detail geplant und genau aufeinander abgestimmt. Ebenso wichtig ist eine perfekte Planung der technischen Infrastruktur, die all diese Systeme erst betreibbar macht: Elektroinstallationen, Kabelverlegesysteme, Stromverteilungen. Diese Komponenten werden oft lediglich als Teil der Statik betrachtet –funktional, aber unauffällig. Fehlt es hier jedoch an den passenden Komponenten, können sich Störungen direkt auf die Performance der Datenzentren auswirken.
Dabei spielt vor allem die lückenlose Stromversorgung eine bedeutende Rolle. Immerhin zählen Stromausfälle laut der Global Data Center Study des Uptime Institutes zu den Hauptursachen für längerfristige Ausfälle. Ein unterbrochener Betrieb kann einen nicht zu unterschätzenden wirtschaftlichen Schaden verursachen, sowohl durch Reparatur- als auch Opportunitätskosten. So schätzt das Forschungs- und Beratungsunternehmen ITIC, dass ein einstündiger Ausfall von Servern für fast die Hälfte (41 Prozent) der Unternehmen eine Schadenshöhe von ein bis fünf Millionen US-Dollar bedeutet. Es entstehen aber auch zusätzliche Kosten, sobald aufgrund neuer Technologie, neuer regulatorischer Vorgaben oder sonstiger Renovierungsarbeiten die Systeme angepasst oder umgebaut werden müssen.
Planung von Kabeltrassen und Kühlung
Treiber beim Ausbau von Datenzentren sind insbesondere datenintensive Anwendungen und die rapide Entwicklung im Bereich Künstlicher Intelligenz, die auch hierzulande immer größere Rechenleistungen erfordert. Ein oft unterschätzter Faktor bei der Erweiterung sind dabei Kabelverlegesysteme, die zu schmal dimensioniert und verbaut werden. Was kurzfristig günstig erscheint, kann über die Lebensdauer eines Rechenzentrums zu höheren Betriebskosten, erschwertem Ausbau und sogar Stillstand führen.
Werden Kabeltrassen beispielsweise überfüllt, fehlt es an ausreichender Luftzirkulation und es entstehen Wärmestaus. Diese verkürzen nicht nur die Lebensdauer der Kabel, sondern erhöhen auch den Kühlbedarf des gesamten Rechenzentrums. Um dem vorzubeugen, empfiehlt sich der Einsatz hochwertiger Kabelverlegesysteme wie Gitterrinnen. Durch ihre offene Bauweise unterstützen sie eine effiziente Wärmeableitung und schützen gleichzeitig empfindliche Lichtwellenleiter sowie leistungsstarke Kupferkabel. Ein zusätzlicher Vorteil: Die passive Kühlung verringert den Energiebedarf der aktiven Kühlsysteme und senkt damit direkt die Betriebskosten.
Auch modulare Systeme mit standardisierten Schnittstellen können in Bezug auf Skalierbarkeit sinnvoll sein. Sie schaffen die Basis für Erweiterungen, ohne dass aufwendige Umbauten erforderlich sind. So bleibt die Infrastruktur zukunftssicher, während sich Erweiterungskosten deutlich reduzieren und das Risiko von Betriebsunterbrechungen in Umbauphasen minimiert wird.
Normen geben Orientierung
Ein wichtiger Bestandteil in der Planung ist zudem die Sicherstellung des Funktionserhalts im Brandfall. Ob ein Produkt die Anforderungen des Brandschutzes erfüllt, wird in der Regel durch Prüfung nachgewiesen. Eine der wichtigsten Normen in diesem Zusammenhang ist die DIN 4102-12. Entscheidend ist dabei nicht nur die formale Konformität, sondern die praktische Umsetzung, etwa durch halogenfreie Leitungen, geprüfte Systemkomponenten, nachvollziehbare Dokumentation und klar formulierte Schutzkonzepte. Gerade im Bereich des Funktionserhalts sind Lösungen gefragt, die auch unter extremen Bedingungen den Betrieb für eine definierte Zeit aufrechterhalten. Hierzu zählen auch Kabelverlegesysteme, deren Auswahl sich nach Bauordnung und Brandschutzkonzept richtet. Grundsätzlich müssen diese Systeme die Anforderungen der DIN 4102-12 erfüllen, die den Einsatz halogenfreier Kabel sowie ein bauaufsichtliches Prüfzeugnis vorschreibt. Brandprüfungen nach DIN 4102-12 stellen sicher, dass es bei den Kombinationen aus Kabelverlegesystemen und Kabeln unter genau definierten Bedingungen, beispielsweise dem Temperaturverlauf gemäß Einheits-Temperaturzeitkurve (ETK), über eine festgelegte Zeitspanne hinweg zu keinem Kurzschluss oder Leiterbruch kommt.
Wirtschaftlichkeit durch vorausschauende Planung
Angesichts des wachsenden Daten- und Rechenbedarfs ist bereits heute absehbar, dass starre Infrastrukturen in Rechenzentren nicht mehr ausreichen. Planung bedeutet deshalb, Strukturen so auszulegen, dass Erweiterungen ohne Betriebsunterbrechung möglich sind. Modulare, thermisch optimierte und dokumentierte Systeme senken dabei Wartungsaufwand wie Energieverbrauch und wirken sich direkt auf die Total Cost of Ownership aus – eine Zahl, die weit aussagekräftiger ist als der reine Anschaffungspreis.
Ein entscheidender Hebel für die Wirtschaftlichkeit ist der Return on Investment (ROI). Durchdachte Kabelinfrastrukturen reduzieren Ausfallrisiken, vereinfachen Installation und Erweiterung und senken so langfristig die Anpassungskosten. Systeme mit erweiterbaren Breiten schaffen zudem Reserven für zukünftige Anforderungen. In diesem Umfeld ermöglichen modulare Systeme mit standardisierten Schnittstellen Erweiterungen ohne aufwendige Umbauten und tragen so dazu bei, Kosten zu senken, Risiken zu minimieren und den Betrieb langfristig abzusichern.
*Der Autor Bruno Reufels ist CEO der Niedax Group.

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