Gastkommentar: „Gefälschte SSL-Zertifikate sind nichts Neues“

Ein Statement von Kevin Bocek, VP Security Strategy und Threat Intelligence, Venafi zum Thema Rogue-Zertifikate von Symantec. [...]

Gefälschte SSL-Zertifikate ‚in the wild‘? Das ist nichts Neues. Zertifizierungsstellen (Certificate Authorities; CAs) werden ständig mit Aufforderungen bombardiert, neue Zertifikate für Cyber-Kriminelle auszustellen, die versuchen Webseiten zu spoofen und Man-in-the-Middle-Angriffe auszuführen. Obwohl diese Zertifikate scheinbar nicht gestohlen wurden oder dazu gedacht waren, Schaden anzurichten, ist Googles Reaktion auf die Alarmsignale angebracht.

Immer mehr Verschlüsselung führt dazu, dass Unternehmen in aller Welt mehr Zertifikate anfordern. Je mehr Zertifikate im Umlauf sind, desto einfacher wird es für gefälschte Zertifikate durch die Sicherheitsmechanismen durchzurutschen. In diesem Fall ging es um Extended Validation-Zertifikate, denen höchste Sicherheit unterstellt wird. Wären es aber keine Extended Validation-Zertifikate, die wegen Google Chrome im Certificate-Transparency-Log verzeichnet sein müssen, wüssten wir über ihre Ausgabe möglicherweise gar nicht Bescheid. Dies ist einer der Gründe, warum Certificate Reputation, die über bloße Certificate Transparency hinausgeht und die Suche nach bösartigen Zertifikaten im Internet mit einschließt, so wichtig ist.

Größere CAs wie Symantec und ihre CA-Marken verfügen vielleicht über hervorragende Programme gegen Fälschungsversuche und haben gute Teams im Einsatz. Was aber ist mit den anderen 200 CAs, bei denen ein solches Niveau an Sicherheitskontrollen nicht gegeben ist? Ihren Zertifikaten wird genauso vertraut wie denen von Symantec. Cyber-Kriminelle, die schneller an Zertifikate herankommen möchten, können diese ganz einfach von anderen CAs bekommen, die nur minimale Betrugsüberwachung oder unzureichende Sicherheitskontrollen durchführen oder über weniger und schlechter ausgestattete Mitarbeiter verfügen.

Wenn wir Verschlüsselung zu unserem Standard machen, werden wir mehr solcher Vorfälle erleben, und dabei wird es sich nicht um Versehen handeln, insbesondere nicht auf Regierungsebene, da Regierungsbehörden dazu angehalten sind, verstärkt Verschlüsselung einzusetzen. Das wirft eine wichtige Frage auf: Wie kann ich verhindern, dass eine weitere staatliche CA ein Zertifikat ausstellt, oder eine CA in ihrem Land dazu zwingt, ein .gov oder .mil-Zertifikat auszustellen? Die Antwort lautet: Leider gar nicht und das ist ein Problem.

* Kevin Bocek ist VP Security Strategy und Threat Intelligence bei Venafi.


Mehr Artikel

News

6 Grundsätze für eine KI-taugliche Datenbasis

Wer Künstliche Intelligenz nutzen will, muss über eine vertrauenswürdige Datengrundlage verfügen. Daten sind das Lebenselixier von KI-Systemen und bestimmen maßgeblich die Qualität und Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Nur so können KI-Modelle robust, anpassungsfähig und vertrauenswürdig arbeiten. […]

News

Cybersicherheitsbudgets werden falsch priorisiert

Der ICS/OT Cybersecurity Budget Report 2025 von OPSWAT deckt erhebliche Lücken in den Cybersicherheitsbudgets sowie einen Anstieg von ICS/OT-fokussierten Angriffen auf. Ferner wird deutlich, wie durch eine unzureichende Finanzierung, falsch gesetzte Prioritäten und uneinheitliche Abwehrmaßnahmen kritische Infrastrukturen immer raffinierteren Bedrohungen ausgesetzt sind. […]

News

Nach dem Hype: Diese vier KI-Trends werden 2025 weiterhin prägen

Die vergangenen zwei Jahre haben einen regelrechten KI-Boom erlebt. Insbesondere generative Modelle (GenAI) haben sich rasant weiterentwickelt und etablieren sich zunehmend als feste Größe in den Arbeitsprozessen von Organisationen weltweit. Angesichts dieser Dynamik fragen sich nun viele Unternehmen, welche Entwicklungen das Jahr 2025 bestimmen werden und welche Potenziale sich daraus ergeben. […]

News

Generative KI als Sicherheitsrisiko

Eine neue Studie von Netskope zeigt einen 30-fachen Anstieg der Daten, die von Unternehmensanwendern im letzten Jahr an GenAI-Apps (generative KI) gesendet wurden. Dazu gehören sensible Daten wie Quellcode, regulierte Daten, Passwörter und Schlüssel sowie geistiges Eigentum. Dies erhöht das Risiko von kostspieligen Sicherheitsverletzungen, Compliance-Verstößen und Diebstahl geistigen Eigentums erheblich. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*