Gastkommentar: Rot-weiß-rote Wolken für Österreichs Etat

Es gibt einen Hype rund um das Thema Cloud, der oftmals vernebelt, was Cloud Computing tatsächlich ist: die Kombination aus leistungsstarker Technologie und einem konzeptionellen Rahmen, in dem diese Technologie angewendet wird. Der konzeptionelle Rahmen aber ist für jedes Unternehmen und jede Institution ein anderer. Die Öffentliche Hand ist gegenüber privatwirtschaftlichen Unternehmungen besonders gefordert, bedürfnisspezifische Modelle zu entwickeln. [...]

Warum? Zum einen gibt es hier relativ komplexe Rechtsfragen, die eine spezielle Form von Cloud Computing verlangen: Dürfen Behörden die Daten der Bürger auf weltweit verteilten Servern durch Dritte verwalten lassen? Geben Sie damit nicht ihre gesetzlich vorgeschriebene Datenherrschaft auf? Wegen der Vertraulichkeit personenbezogener Daten muss die IT der Verwaltungen besondere Anforderungen hinsichtlich des informationellen Selbstbestimmungsrechts, des Datenschutzes und der Datensicherheit erfüllen. 
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Umgang mit Daten sind sehr umfassend. Neben den Ländervorgaben sind auch eine Reihe europäische Standards zu berücksichtigen, wie etwa das European Interoperability Framework. Ganz aktuell möchte die EU-Kommission nun mit einem Siegel „Made in Europe“ einheitliche Standards für Sicherheit und Datenschutz in der Cloud vorantreiben. Die zuständige Kommissarin Neelie Kroes gesteht dem Wandel in der Branche durch Cloud-Dienste eine ähnliche Sprengkraft zu wie dem Aufkommen des Internets

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Schon jetzt konzentriert sich der Public Sektor darauf, die Vorteile des Cloud Computing (bzw. ITaaS, IT-Fabrik) in kontrollierbarem (politischen und institutionellen) Rahmen zu nutzen. Es gibt schon einige Bestrebungen zur Konsolidierung der IT sowie  zur Zusammenarbeit in Richtung Cloud Computing innerhalb der österreichischen Bundesländer. Behörden sehen Cloud Computing als Möglichkeit zur Modernisierung ihrer Informationstechnik und zur Konsolidierung von IT-Ressourcen. 
Wie kam es zu dieser Entwicklung? Die Finanzen werden knapper im öffentlichen Bereich, daran hat auch die wirtschaftliche Erholung nur wenig ändern können. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die IT, denn hierhin fließt ein erheblicher Teil der kommunalen Ausgaben. Ein „Shared-Service-Center“-Prinzip kann zu mehr Effizienz und die Automatisierung von Verwaltungsprozessen – sei es im Personal-, Rechnungs- oder Beschaffungswesen – zu einer erheblichen Kostensenkung führen. 
Weiteres Potenzial liegt in der Applikationsentwicklung und im Applikationsbetrieb. Rund 300 Applikationen laufen durchschnittlich in jedem kommunalen Rechenzentrum – meist Anwendungen mit ähnlichen Aufgaben, die aber oftmals speziell für eine Behörde entwickelt wurden und auch separat verwaltet werden. 
Außerdem kommt noch ein weiteres Argument ins Spiel: der demografische Wandel macht sich in der Öffentlichen Verwaltung früher und noch stärker bemerkbar als im privatwirtschaftlichen Umfeld. Auf der anderen Seite nehmen die Aufgaben der IT als Basis effizienten hoheitlichen Handelns zu. Die durch Auslagerung von IT-Serviceprozessen, Automatisierungsmöglichkeiten gewonnenen Kapazitäten sollten nicht hinter vorgehaltener Hand diskutiert werden. Es geht nicht um Reduzierung von Stellen, sondern um die Schaffung von Kapazitäten für notwendige kritische Aufgaben Interkommunale Zusammenarbeit und ein „E-Government-Marketplace“ könnten hier weiterhelfen. Sie ermöglichen es, einen Vorgang mit Kontext über die Cloud zentral zu bearbeiten und so Synergien zu nutzen. „Cloud Computing“ bietet die Möglichkeit, intensiver zusammenzuarbeiten und Services für Behörden übergreifend anzubieten. 

KEIN ALLHEILMITTEL

Sicher wird Technologie immer nur einen Teil – wenn auch einen unverzichtbaren – zur Effizienz in der Verwaltung beitragen können. Dennoch sind es gerade Trends und Möglichkeiten der IT, die der öffentlichen Hand neue Möglichkeiten eröffnen.
Virtualisierung und Cloud Computing können dazu genutzt werden, Infrastrukturen, Plattformen und Applikationen so aufzusetzen, dass mehr Synergien genutzt werden können. Technologie darf natürlich nicht als Allheilmittel missbraucht werden – sie muss aber auch genutzt werden.
*  Alexander Spörker ist Country Manager von VMware Österreich.

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