Gastkommentar: Zwickmühle BYOD

Jürgen Mörth von Qliktech hat sich Gedanken gemacht, wie CIO dem BYOD-Konzept begegnen und den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden können. [...]

„Bring Your Own Device“ (BYOD) ist längst nicht mehr nur ein Trend, sondern Realität in Unternehmen: Gartner schätzt, dass die weltweiten PC-Verkäufe in diesem Jahr zurückgehen, während die von Tablets zunehmen. Aus Erfahrungsberichten geht hervor, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer bereits über private Geräte auf vertrauliche Unternehmensinformationen zugegriffen hat. Auf den meisten Schreibtischen finden sich mittlerweile neben dem vom Unternehmen gestellten Equipment auch persönliche Geräte.

Das BYOD-Phänomen wurde bisher mit der jüngeren Generation assoziiert, die neu auf den Arbeitsmarkt strömte. Sie wollten existierende Prozesse und Tools von Grund auf verändern. Dies ist allerdings ein Irrglaube, denn BYOD wird zunehmend von der Management-Ebene vorangetrieben.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein junger Mitarbeiter bittet die IT-Abteilung um Erlaubnis, sein Android-Smartphone mit dem VPN zu verbinden. Er will darüber seine beruflichen E-Mails abrufen. Höchstwahrscheinlich würde die IT-Abteilung hier einen Riegel vorschieben und ihn stattdessen auf innerhalb der Firma vorgeschriebene Geräte verweisen.

Bekommt der CEO des gleichen Unternehmens ein iPad geschenkt und möchte darüber von unterwegs Firmen-E-Mails empfangen und Dokumente bearbeiten, kann die IT diesen Wunsch schwerlich ablehnen.

Der CIO und seine IT-Abteilung sitzen zwischen den Stühlen, in einer Welt, in der sich Technologien zunehmend vermischen. Sie sind einerseits verantwortlich für die Kontrolle und den Einsatz jeder einzelnen Applikation und jedes einzelnen Reports. Andererseits müssen sie aber auch zunehmend die Rolle des „Enablers“ in dieser „schönen neuen Welt“ einnehmen.  

Der CIO war sich bisher der Rückendeckung des CEO sicher, wenn es darum ging, die Erwartungshaltung der jungen, neuen Kollegen in Schach zu halten. Nun ist er dem Druck von beiden Seiten ausgesetzt – und ist gezwungen, eine Lösung zu finden.

Die Verfügbarkeit, Qualität und Sicherheit von Daten liegt immer noch in den Händen der IT-Abteilung. Es ist Aufgabe des CIOs, diese zu verwalten und das Sicherheitsrisiko zu minimieren. Aus diesem Grund müssen die IT-Verantwortlichen so flexibel sein wie die Technologie-Branche selbst.  Sie sollten eng mit der neuen Generation von Mitarbeitern zusammenarbeiten, anstatt zu versuchen, diese zu kontrollieren.

Privat sind wir es gewohnt, intuitive und personalisierte Technologien zu nutzen und würden dies gerne auch am Arbeitsplatz tun. Aber der CIO tut sich aus verständlichen Gründen schwer damit – vor allem wegen der Sicherheit. Aber wenn der CEO (bei dem die letztendlich die Verantwortung liegt) sein neues Spielzeug auch beruflich nutzen möchte, muss der CIO eine Lösung finden.

Ein naheliegender Ansatz ist, die Sicherheitsbestimmungen auf alle Geräte auszurollen. Betrachtet man sich allerdings die Anzahl an Tablets, Smartphones und „Phablets“ die dann monatlich oder wöchentlich hinzukommen, ist dies kein einfaches Unterfangen.

Browser-basierte Tools, die agnostisch und allgegenwärtig sind, reduzieren die Sicherheitsbedenken der CIOs und der CEO kann sein Tablet auch beruflich einsetzen. Alle Informationen werden In-Memory gespeichert, sind also nicht auf dem Gerät, wenn dieses nicht verbunden ist.

Die Vorteile sind vielfältig: Die Produktivität lässt sich steigern, weil Mitarbeiter mit ihren persönlichen Geräten und bevorzugten Tools einen höheren Output generieren. Unternehmen müssen weniger Geld in firmeneigene Geräte investieren. Daneben wird das Unternehmen auch attraktiver für potentielle neue Mitarbeiter (insbesondere aus der Millenniums-Generation), die einen progressiv eingestellten Arbeitgeber suchen.

Auch wenn der CEO all diese Vorteile nicht direkt vor Augen hat, wenn er dem CIO sein neues iPad in Hand drückt, hilft er doch wesentlich dabei, die IT-Praxis und -Regeln des Unternehmens zu transformieren. Ansonsten hat man auf der einen Seite Regeln für das Senior Management und auf der anderen die Regeln für die übrige Belegschaft.

In der heutigen Technologiewelt mit ihren sich permanent verändernden Strukturen ist es wichtig, sicherzustellen, dass unsere Unternehmen genauso flexibel sind. Nur so können sie mit den Veränderungen Schritt halten.

* Jürgen Mörth ist Director Sales Austria bei Qliktech.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*