Die digitale Transformation im Gesundheitssystem verunsichert Entscheider in Gesundheitseinrichtungen, Dienstleister und Patienten gleichermaßen. Dieser Wandel erfordert eine ganzheitliche Datenstrategie, um mit ihm mitzuhalten oder ihn sogar mitzugestalten. [...]
Für diese Strategie sollte der Fokus neben der Datensicherheit vor allem auf der Zusammenarbeit interner und externer Parteien sowie der Vereinheitlichung von unterschiedlichen Systemen liegen. Hindernisse, Chancen und Voraussetzungen des digitalen Wandels müssen jedoch gründlich betrachtet werden, bevor man sich auf eine neue Datenstrategie festlegt. Die Pandemie hat neben der technischen Weiterentwicklung im Gesundheitswesen viel dazu beigetragen, regulatorische und mentale Barrieren im Bereich Digitalisierung abzubauen. So stieg zum Beispiel die Zahl von virtuellen Arztbesuchen in den Jahren 2019 bis 2021 von 19 auf 28 Prozent.
Auch aufseiten der Ärzte fand eine auffallende Veränderung der Prioritäten statt. 60 Prozent der Ärzte legen mittlerweile ihren Fokus vermehrt auf Prävention und das Wohlbefinden ihrer Patienten. Das erfordert eine umfassende Vereinheitlichung von Gesundheitsdaten, um Ärzten den Zugang zu den Daten zu erleichtern und die Kompatibilität zwischen den technischen Systemen verschiedener Praxen und Hospitälern zu ermöglichen. Ein Ökosystem aus Infrastruktur, Software, Daten und medizinischen Geräten muss nahtlos zusammenarbeiten, um weg von der reinen Krankenversorgung hin zu einer proaktiven Gesundheitsvorsorge zu kommen.
Gleichzeitig nehmen die Entwicklung und der Ausbau von KI-basierten Behandlungsverfahren zu. Eine stärkere Integration von KI in die Gesundheitssysteme könnte allein in Europa schätzungsweise 400.000 Menschenleben pro Jahr retten und rund 1,8 Milliarden Stundender Zeit freimachen, die von Spitälern für die Patientenversorgung aufgewendet wird. Dafür ist die richtige Datenerfassung, -qualifizierung und -kennzeichnung notwendig, um schnellere Diagnosen und gezieltere Behandlungen zu ermöglichen. Der Schutz kritischer Patientendaten ist dabei essenziell. Cyberkriminelle haben es nämlich vor allem auf sensible Daten dieser Art abgesehen. Europa verzeichnete 2020 einen Anstieg von 67 Prozent bei Cyberattacken auf Gesundheitsorganisationen. Gleichzeitig sind viele Spitäler darauf nicht vorbereitet und werden von der Angriffswelle überrascht.
Was ist bei der digitalen Transformation zu beachten?
Um diese Herausforderungen von Anfang an richtig anzupacken und kostspielige Irrwege zu vermeiden, ist eine ganzheitliche Datenstrategie nötig. Dafür muss das Gesundheitswesen als Ganzes betrachtet werden. Zu den wichtigsten Aspekten zählt die Daten-Interoperabilität. Diese stellt den fließenden und effizienten Austausch von Daten sicher. Es braucht dabei nicht nur eine umfassende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Stakeholdern, um ein organisationsübergreifendes Ökosystem zu etablieren, sondern auch einen Zusammenschluss von technischen Plattformen, Analytics, Datenbanken und natürlich wissenschaftlichem Know-how. Diese Kooperation schließt dabei Start-ups, Pharmaunternehmen und Forschungszentren ebenso ein wie Krankenhäuser, Ärzte und die Patienten.
Um die Cybersicherheit zu gewährleisten, die neben der Korrektheit und Relevanz der Daten für die Weiterentwicklung der KI-gestützten Gesundheitsmaßnahmen wichtig ist, sollten spezielle Ausbildungsmaßnahmen vor allem in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Machine Learning, Natural Language Processing und Data Analysis eingeführt werden. Flaschenhälse in der Entwicklung von neuen Applikationen sind ebenfalls ein Hindernis auf dem Weg zu einer vollumfänglichen Digitalisierung.
Damit KI-basierte Maßnahmen korrekte Daten sicher und effizient zur Verfügung stellen können, sollten diese Voraussetzungen unbedingt erfüllt sein. Eine KI ist immerhin nur so schnell und leistungsfähig wie die Daten, mit der sie gefüttert wird.
Die Vorteile einer neuen digitalen Datenstrategie
Die Früchte von neuen digitalen Behandlungsmethoden in Kombination mit einer durchdachten Datenstrategie liegen auf der Hand. Durch KI-Automatisierung von vorher manuell durchgeführten Prozessen werden beispielsweise schon seit längeren Verwaltungskosten eingespart. Doch das ist nur der Anfang. Seit Beginn der Corona-Pandemie entwickelt sich auch die Verwendung dieser Technologie innerhalb komplexerer Vorgänge und medizinischer Behandlungsmethoden rasant weiter. KI kann unter anderem im Bereich bildgebender Verfahren zum Einsatz kommen, wie sie teils in der Onkologie genutzt werden. Eine effizientere, weil schnellere und sichere Behandlung steigert dabei die Patientenzufriedenheit.
Das Gesundheitssystem wird durch die Digitalisierung proaktiv auf Prävention ausgelegt, anstatt passiv und reaktionär auf statische Behandlung festgelegt zu sein. Die Behandlungskosten können durch solche Verfahren ebenfalls gesenkt werden. KI-basierte Behandlungs- und Analysemethoden sind daher unerlässlich, um das Wachstum in Zukunft dauerhaft zu fördern. Die Cloud, neben der KI eine weitere Technologie auf dem Vormarsch, bietet unter anderem Möglichkeiten zu effizienter Telemedizin und Remote-Arbeit.
Die Hybrid-Cloud – Eine Lösung für die Zukunft?
In Anbetracht der vielfältigen Herausforderungen – jede Praxis hat eine andere Datenbasis und technische Infrastruktur als Ausgangslage – lässt sich keine einheitliche Lösung für den digitalen Wandel festlegen. Die Architektur der eigenen Infrastruktur sollte stattdessen gemäß den eigenen Anforderungen die Vor- und Nachteile von On-Premises sowie Public- und Private-Cloud ausbalancieren können. Die Hybrid-Cloud bietet dafür den Ansatz, eine gute Balance zwischen den vielfältigen Anforderungen im Gesundheitswesen zu finden.
Eine hybride Herangehensweise zwingt nicht zum sofortigen Migrieren der gesamten bestehenden Infrastruktur, sondern erlaubt es, sich Schritt für Schritt flexibler aufzustellen. Damit bleibt man reaktionsfähig für alle möglichen Situationen, während der digitale Wandel umgesetzt wird. Public- und Private-Cloud-Services zusammen mit einer On-Premises-Infrastruktur zu betreiben, steigert die Agilität und senkt die Kosten. Somit bleibt es nicht nur bei einer oberflächlichen Modernisierung, sondern die konzertierten Maßnahmen leiten eine umfassende digitale Geschäftstransformation ein.
*Der Autor Peter Hermann ist Country Manager Österreich bei NetApp.
Be the first to comment