Grünes Reisen beginnt im Rechenzentrum

Die Sommerzeit steht vor der Tür und die meisten Urlaube sind gebucht. Doch was sich im Hintergrund abspielt, bis die finale Urlaubsbuchung steht, bleibt für Externe ungesehen: Online-Suchen, Buchungs-Engines sowie Echtzeit-Empfehlungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. All diese Tätigkeiten finden online statt. Das kostet neben Energie- auch eine enorme Rechenleistung. Und das beginnt im Rechenzentrum. [...]

Heutzutage erfolgen über 80 Prozent der Reisebuchungen in Europa online. Das bedeutet: Jeder einzelne Klick sowie alle Anfragen und Bestätigungen werden in Rechenzentren verarbeitet. Hinter jeder persönlichen Reiseroute, jeder Flugwarnung und jedem KI-gestützten Reiseassistenten ist ein riesiges Netzwerk von Recheninfrastrukturen rund um die Uhr am Werk. (c) stock.adobe.com/miss irine

Der Sommer steht vor der Tür und Millionen von Europäern bereiten sich darauf vor, über Luft, Schienen oder Straßen in ihren wohlverdienten Urlaub zu fahren. Doch bevor sie Sonne, Strand und Sehenswürdigkeiten in vollen Zügen genießen können, müssen sie sich mit Dingen wie Online-Suchen, Buchungs-Engines sowie Echtzeit-Empfehlungen beschäftigen, die das moderne Reisen erst ermöglichen.

Heutzutage erfolgen über 80 Prozent der Reisebuchungen in Europa online. Das bedeutet: Jeder einzelne Klick sowie alle Anfragen und Bestätigungen werden in Rechenzentren verarbeitet. Hinter jeder persönlichen Reiseroute, jeder Flugwarnung und jedem KI-gestützten Reiseassistenten ist ein riesiges Netzwerk von Recheninfrastrukturen rund um die Uhr am Werk. Auch wenn der durchschnittliche Reisende von all dem nichts mitbekommt, haben diese Prozesse einen echten Umwelteinfluss.

Nachfrage nach „grünen Reisen“ steigt

Weltweit sind Rechenzentren für etwa zwei Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich – ein Wert, der stark ansteigen wird, da KI-getriebene Services, Echtzeit-Personalisierung sowie immersive digitale Erfahrungen die Touristik- und Reisebranche verändern werden. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach „grünen Reisen“ rasant an. Laut einer aktuellen Umfrage von Booking.com würden 76 Prozent der weltweit befragten Reisenden gerne nachhaltiger buchen. Zudem zeigen Daten von Trip.com, dass über 72 Prozent aktiv nach umweltfreundlichen Optionen suchen. In Europa, wo das Klimabewusstsein tief verwurzelt ist, sind diese Präferenzen besonders ausgeprägt.

Trotz alledem stehen Flüge, Hotels und Transport in der Nachhaltigkeitsdiskussion immer noch im Mittelpunkt. Sowohl das digitale Backend als auch die Infrastruktur, auf denen die gesamte Buchungs- und Planungserfahrung aufbauen, bleiben oftmals außen vor. Das muss sich ändern.

Veraltete Systeme

Heutzutage verlassen sich viele Reiseplattformen noch immer auf Legacy-Recheninfrastrukturen, die für eine Zeit entwickelt wurden, in der digitale Workloads statischer und Energieeffizienz ein eher unbeachtetes Problem waren. Diese veralteten Systeme laufen in der Regel mit sehr viel Strom und sind absolut nicht auf heutige KI-Workloads ausgelegt. Allerdings führen Always-On-Personalisierung, Generative-AI-basierte Planungs-Tools sowie Echtzeit-Preisoptimierung zu dynamischeren Reise- und Buchungserfahrungen. Folglich wächst die Nachfrage nach skalierbarer und effizienter Rechenleistung exponentiell.

Um den steigenden Bedarf zu decken, ohne den Umwelteinfluss zu verstärken, muss die Reise- und Touristikbranche den Umstieg auf energieeffiziente Rechenarchitekturen priorisieren. Besonders in großen Cloud-Umgebungen, in denen digitale Reise-Services laufen, erbringen sie ihre Leistung bei weniger Strom. Die neueren Systeme sind für moderne Workloads optimiert und bieten spürbar mehr Leistung pro Watt – sprich: Trotz weniger Strom und Speicher lässt sich mehr Arbeit erledigen. Innovationen wie diese braucht es für eine Zukunft, in der Reise- und Buchungsplattformen digitale Dienste nachhaltig skalieren und besser auf Kundenerwartungen reagieren können – und das bei einem kleineren Kohlenstofffußabdruck.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Bei einem solchen Umstieg spielen auch die Kundenbedürfnisse und wie man ihnen begegnet eine Rolle. Denn auch Reisende sind sich zunehmend der Einflüsse bewusst, die ihre Entscheidungen auf die Umwelt haben. Und die digitalen Dienste, die sie nutzen, bilden da keine Ausnahme. Während also die Wahrnehmung wächst, kann Transparenz rund um das Thema Nachhaltigkeit digitaler Infrastrukturen zu einem Alleinstellungsmerkmal und Wettbewerbsvorteil werden.

Von Hochgeschwindigkeitszügen bis hin zu Kohlenstoff-Labels für Flüge: Europa ist schon lange führend im Bereich der nachhaltigen Reise- und Touristik-Innovationen. Nun hat der Kontinent die Gelegenheit, eine weitere Führungsrolle in der digitalen Dimension des umweltfreundlichen Reisens zu übernehmen – nicht nur mit umweltbewussten Reisezielen, sondern auch mit der Förderung von Infrastrukturen, die das nachhaltige Reisen ermöglichen.

Im Zeitalter des Digital-first-Urlaubs startet die „grünere Reise“ nicht erst am Flughafen, sondern bereits im Rechenzentrum.

* Jeff Wittich ist Chief Product Officer bei Ampere Computing.


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