Grundlagen und Praxis von Krypto-Staking: Ein Überblick

Was die Auszahlung von Dividenden bei Aktien ist, das ist Staking bei Kryptowährungen – so zumindest ein vereinfachter Vergleich. [...]

Adrian Fritz, Head of Research at 21Shares (c) 21Shares
Adrian Fritz, Head of Research at 21Shares (c) 21Shares

Denn während man im Falle von Aktien, also Unternehmensanteilen, Erträge für den aus der Produktivität des Unternehmens erwirtschafteten Gewinn erhält, so stellen auch Erträge aus Staking eine Rendite für Produktivität dar – mit dem Unterschied, dass dabei nicht Unternehmen mit ihren Mitarbeitern arbeiten, sondern Teilnehmer einer dezentralen Community von Krypto-Nutzern. Aufgrund des Versprechens von Rendite gegen Hinterlegung wird Staking oft auch mit dem Erhalt von Zinsen vergleichen – doch erfüllt es in der Krypto-Infrastruktur eine weitaus wesentlichere Rolle: Denn der zugehörige Staking-Mechanismus    ist notwendig für den unabhängigen Betrieb und die Sicherheit von Proof of Stake-Blockchains wie Ethereum, die Auszahlung der Belohnung wiederum sichert die Verfügbarkeit der dafür notwendigen Krypto-Assets. 

Staking repräsentiert eines der grundlegenden Prinzipien der Blockchain-Technologie: der Dezentralisierung. Im Gegensatz zu traditionellen Finanzinstitutionen, die auf zentrale Autoritäten angewiesen sind, um Transaktionen sicher und transparent abzuwickeln, setzt die Blockchain auf eine andere Struktur. Hierbei spielt die Blockchain selbst die Rolle eines öffentlichen Hauptbuchs, in dem jede Transaktion für alle Teilnehmer nachvollziehbar gespeichert wird. Die Netzwerkintegrität und -funktionalität werden durch die Community aufrechterhalten, die durch ihre Beteiligung an der Bestätigung von Transaktionen das System unterstützt – und dafür Belohnungen erhält. Diese Herstellung von allgemeiner Gültigkeit der Transaktionen („Konsens“) erfolgt über zwei primäre Mechanismen: Proof of Work – wie es bei der größten Kryptowährung Bitcoin zum Einsatz kommt – und dem später entwickelten Proof of Stake. Zweiteres kann insofern als Weiterentwicklung gesehen werden, als dieses keine Lösung von komplexen Rechenaufgaben erfordert und dadurch mit einem weitaus niedrigeren Energieaufwand auskommt. 

Krypto-Innovatoren machen Staking auch bei Bitcoin möglich 

Zwei aktuelle Beispiele demonstrieren nicht nur die vielfältige Anwendungsmöglichkeit von Staking, sondern auch die fortwährende Innovationsdynamik des Krypto-Sektors: Das erste kommt von den Entwicklern von Babylon Labs, die Staking-Rendite auch bei Bitcoin ermöglichen – eigentlich eine Proof of Work-Blockchain. Babylon ermöglicht Bitcoin-Inhabern, aktiv zur Sicherheit von PoS-Netzwerken beizutragen, ohne ihre Coins auf eine Drittpartei übertragen zu müssen. Dies wird durch einen vertrauensminimierten Protokollansatz ermöglicht, der Bitcoin direkt mit der Sicherheitsnachfrage von PoS-Systemen verbindet. Dies bedeutet, dass Bitcoin-Besitzer nun die Möglichkeit haben, ihre Coins als Sicherheit in verschiedenen Proof of Staking-Netzwerken einzusetzen und so nicht nur von der potenziellen Wertsteigerung von Bitcoin zu profitieren, sondern auch von den Belohnungen, die durch das Staking in diesen Netzwerken generiert werden. Die Bitcoins werden dazu nach der Bereitstellung in einem selbstverwahrten Staking-Skript gespeichert und danach für die Teilnahme an der PoS-Konsensvalidierung genutzt. Die Besitzer behalten dadurch – durch ihren Private Key – die volle Kontrolle über ihre Bitcoin. Babylon transformiert somit das Konzept des Bitcoin-Stakings und erweitert die Rolle von Bitcoin in der Blockchain-Ökonomie erheblich. 

Das zweite Beispiel stellt die Einbindung von Staking-Funktionalität in börsengehandelte Kryptoprodukte dar. Über entsprechende Produkte können Anleger so regelmäßige Staking-Erträge erhalten, ohne selbst auf den physischen Besitz einer Wallet und Kryptoassets angewiesen zu sein. Dabei spielt das Prinzip der physischen Besicherung eine Rolle, bei dem vom Produktanbieter Krypto-Assets in der gleichen Anzahl der von Anlegern investierten Gelder erworben werden. Diese werden dann in kontrollierter Weise an Staking-Provider übergeben und die durch Staking erhaltene Rendite wird ­– ähnlich wie bei thesaurierenden ETFs – in das Börsenprodukt reinvestiert. Solche ETPS (exchange-traded products), wie sie auch von 21Shares angeboten werden, stellen ein weiteres Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten von Staking und die zunehmende Etablierung von Krypto als Finanzinstrument gleichermaßen dar.

*Der Autor Adrian Fritz ist Head of Research bei 21Shares.


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